Über diese CD hätte ich sicher hinweg gelesen, hätte da nicht der Hinweis gestanden »…Gründungsmitglied der Krautrockband VIRUS«… und das war 1970. Vorher noch spielte Bernd 'Molle' Hohmann als Flötist und Sänger bei Man's World (ganz viele Viren), nach dem frühen Fortgang von Virus, zusammen mit Reinhold Spiegelfeld und Werner Monka, gründete er mit beiden Weed, um deren Album aus 1971 sich ja sagenhafte Mythen ranken. Das alles und noch viel mehr ist auch im Booklet des Virus-Erstlings "Revelation" vom Garden Of Delight-Label nachzulesen. Mal mittendrin: Das Album ist absolute Spitze, ein Ohrenschmaus noch-und-nöcher!
Virus war eine Station in seinem Musikerleben, Weed, mit denen er unter anderem mit Golden Earring, Frumpy, Free, Can und Birth Control auf Tour war, die nächste. Er reiste nach Indien (im Puna-Orchester bei Bagwhan Shree Rajneesh), nach London (immer auf der Suche nach der Musik). Zurück in Deutschland 1974 brachte er eine Solo-"Kotton-LP" heraus, gründete Molle & Co, 1982 die Kotton Blues Band, landete mit der Band Bitte Küssen einen Flop, gründete neben seinen Soloprojekten in Amerika, wo er für lange Zeit immer wieder lebte, die White Man Molle Band, in Deutschland 1991 White Man Burnt, die Pearly Gates (mit dem früheren Little River Band-Gitarristen Steve Seymor, mit dem er auch heute noch viel und gern arbeitet), tourte mit Addi (Rezitation) + Molle (improvisierte Musik) durch die Lande und brachte 2001 unter dem Namen Molle's Tough Cocktail eine Live-Scheibe heraus. Ihr seht, solltet Ihr mal auf einen Tonträger stoßen, auf dem Molle oder Ähnliches steht, dann ist es genau Bernd Hohmann-Stahl. Schon sehr beeindruckend!
Seinen Namen White Man Molle bekam er in den USA von einem Indianer, bei denen er während seines Aufenthaltes dort gerne lebte und dessen Musik ihn in vieler Hinsicht inspirierte. Selbst schreibt er, dass es sich bei "Narayandas" um ein sehr persönliches Album handelt. Und: »Die Art der Musik könnte man auch unter 'White Man's Blues' einordnen, denn unter der Haut fühlen wir alle gleich.«
Zur CD: Vom progressiven Rock ist nicht mehr viel zu hören, dafür ist das Grundkonzept der CD einfach ein ganz anderes. Ich muss auch sagen, dass ich das nicht erwartet hätte. Schon gar nicht nach dem Lesen des Begleitzettels. Dafür gibt es teils sehr schön ruhigen, rauchigen Rock, wie ich ihn von Tom Petty gewohnt bin, teils sehr rockige Stücke, die mitunter, auch wegen des Flötenspiels an Ian Anderson erinnern und natürlich die drei letzten Stücke im Reggaegewand.
Und das, alles in allem, ist ein gelungenes Konzept für diese sehr persönliche CD, die mit einem solch ruhigen Titel, "Broken Pieces", beginnt, bei dem ich zunächst dachte, da singt Bob Dylan. Aber so gut 'singsangt' der nicht mehr, oder? Leicht rockig, leicht folkig, leicht bluesig - äußerst vielfältig und dann noch Harp-Zwischenstücke, die den Titel regelrecht explodieren lassen, um dann, ca. in der Mitte dieses Stücks in einen bis zum Ende anhaltenden Violinenteil hinüber zu gleiten, super!
Sehr rockig und schnell geht es mit "Junk Food" weiter. Und das erinnert mich wieder an Tom Petty. Zumindest bis sich Molle von AC/DC die "Whole Lotta Rosie"-Akkorde ausborgt, oder wer auch immer diese Akkorde noch so gespielt hat. Rockig und gekonnt wird dieser Titel in einem sehr eleganten Gitarrensolo zum Abschluss gebracht - und auch das - ein Hörgenuss.
"One And One" ist in Zusammenarbeit mit Steve Seymor entstanden. Ein virtuoser Rocktitel, geprägt von tiefem Gesang Molles, seinem Flötenspiel und einem originell wirkenden Backroundchor. Und nun "Homeless". Was für eine tolle Ballade! Einfach schön - ich sag nur, dass ihr es einfach hören solltet, ohne zu wissen, was euch erwartet. Sparsam besetzt, Gesang im Vordergrund, tolle Gitarrenarbeit!
"Jimi Is Back" ist einfach eine Hommage an den 'Meister'. Das hört ihr schon zu Beginn an der Gitarre, es gibt ein paar Textanleihen, ein paar Jimi Hendrix-Stilanleihen und die Besonderheit, dass die Flöte hintergründig mitrockt. Gelungen! "Lizzy's Job" beginnt mit Vogelgezwitscher vom »Washington Square in the middle of Manhattan« und beschreibt nachfolgend diesen Job. Ebenfalls ein sehr guter Rocktitel mit einem herausragenden Mundharmonika-Solo. "Miracle Of Love" ist ein sehr basslastiger Titel, der manchmal schon sehr funkig daherkommt, sich mit einem wirklich rockigen Gitarrensolo schmückt und doch bleibt, was es ist - ein "Miracle Of Love".
Und nun gibt es Reggae, typischen Reggae, wie ihn auch Bob Marley noch immer auf den LPs spielt. Vom Text her geht es um die Liebe zu einer Werwolffrau, zärtlich/tragisch, »…I'll write words in the clouds saying that I love you forever stay with me my belov'd animal«, sehr poetisch. Getragen wird der Titel vom vielartigen Flötenspiel, das sich ständig ändert und viele Facetten des Instruments freilegt.
Mit "New Born Life", einer Lobhymne auf den Reggae (YEAH!!), wird von Janusz Bulka nochmals der Violinengeist beschworen, die Harmonika kommt zum erneuten Einsatz… also mit dieser Instrumentierung kriegt Reggae noch mal ein ganz anderes Gesicht, eine ganz andere Gewichtung. Großes Finale: "Friends To Play" - »Let's get together yellows, blacks, reds and whites this is the future and this is alright - The future is here and now.«
Nichts Außergewöhnliches. Aber sehr, sehr schön!
Und vielleicht macht eben das diese CD, "Narayandas", aus.
Für mich: Volle Uhr! Auch wenn es kein Krautrock ist!
Line-up:
Bernd Hohmann-Stahl (guitars, lead vocals, harps, flutes)
Oliver Schröder (lead guitar)
ArtZen Wehmeier (steel guitar - #3)
Georg Löwe (drums)
Peter Burrack (bass guitar)
Marius Maschmeier (bass guitar, backing vocals - #10)
George Kochbeck (keyboards)
Janusz Bulka (violin)
Christoph Müller (percussion)
Mirijam Krüger, Friederike Krüger, Lulusia (backing vocals)
Marcel Reinhold (backing vocals - #9)
Tracklist |
01:Broken Pieces
02:Junk Food
03:One On One
04:Homeless
05:Jimi Is Back
06:Lizzy's Job
07:Miracle Of Love
08:Werewolfwoman
09:New Born Life
10:Friends To Play
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Externe Links:
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