Schon im Vorfeld dieser Veröffentlichung war klar, dass die Gemeinde sich in zwei Lager spalten würde. Da gab/gibt es die eine Fraktion, die sich abfällig äußert, Coverdale mache seinem Namen nur Ehre und wärme (mal wieder) olle Kamellen auf, weil ihm selber nichts Neues mehr einfiele. Die andere Seite hingegen spricht ihm durchaus das Recht zu, seine Zeit bei Deep Purple und die damals entstandenen Alben "Burn", Stormbringer und Come Taste The Band mit einer teils neuen und frischen Interpretation zu bedenken. Letztendlich sind die Fragen nach dem 'Darf er das?' oder 'Musste das denn sein?' m. E. erst dann relevant, wenn das Ergebnis ein vollkommener Griff ins Klo ist.
Fakt ist, der Grundstein für dieses Album liegt sicherlich auch in den Gedankenspielen, man könne doch mal eine Art Reunion der Purple'schen Mark III-Besetzung starten. In dem Zuge wurde eine Liste mit relevanten Songs aus jener Zeit zusammengestellt, das Projekt jedoch wegen mangelnder Kompatibilität der Meinungen zu den Akten gelegt. Erst Coverdales Gattin schaffte es dann, ihre bessere Hälfte doch noch zu einer Reminiszenz an die Zeit zwischen 1973 und 1976 zu bewegen und somit war das "Purple Album" geboren, das natürlich auch lila ist. Dreizehn Songs gibt es in der regulären CD-Fassung, dazu kommen für die Deluxe-Edition noch zwei weitere sowie einige Videoclips obendrauf.
Einiges des alten Materials wurde mit dem (mal wieder) neuen Whitesnake-Line-up völlig neu interpretiert und es soll an dieser Stelle exemplarisch besonders auf "You Fool No One" hingewiesen werden, das direkt an zweiter Stelle dem Opener "Burn" folgt und gemeinsam mit diesem auf gleichnamigem Album von 1974 zu finden ist. Hier wird mit einem coolen Groove neu - und gut - aufbereitet, während sich "Burn" noch einer gewissen 'Originalität' erfreut.
"Love Child" knallt in des Rezensenten Ohren viel mehr rein, als es das Original auf "Come Taste The Band" (musste ich eben mal vergleichen) seinerzeit tat. Hier durfte sich wohl (auch) der neue Mann an der Klampfe, Joel Hoekstra (u. a. auch Night Ranger, TSO) kräftig mit einbringen. Dagegen überrascht "Sail Away" ein wenig, kommt es doch als akustische Nummer daher, die ziemlich reduziert wirkt. Da mussten mal einige Umdrehungen mehr her, um den endgültigen Zugang zu erlangen - hat aber geklappt und gehört nun mit zu den Favoriten des lila Rundlings.
Natürlich kann keine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit aus der Mark III- und IV-Ära erfolgen, ohne dass die beiden Meilensteine "Mistreated" und "Soldier Of Fortune" herzuhalten haben. Wie in diesem Fall auch schon bei "Sail Away", wird mit solchen Nummern die Spreu vom Weizen bei Sängern getrennt. Manch einer mag behaupten, die Glanzzeit des David C. sei vorüber. Dem ist natürlich uneingeschränkt zuzustimmen, so geht es wohl den meisten 65-Jährigen. Aber dennoch kann er seine Vorträge beeindruckend gut rüberbringen und ich freue mich schon auf die Show in Brüssel, wo ich mir (mal wieder) ein eigenes Bild machen kann.
Auch 'der Rest' des Albums kommt gut - mehr kann ich eigentlich nicht sagen. Die Modifikationen bei einzelnen Kompositionen sind durchweg passend, wenngleich ich zugeben muss, dass manch Variation im Bereich des individuellen Geschmacks gleichfalls individuell anders bewertet werden mag. Für mich haut zum Beispiel der Rausschmeißer, "Stormbringer", mit seinen fetten Gitarren noch mal so richtig auf die Zwölf. Wichtig ist jedoch, die Songauswahl als extrem gelungen herauszustellen. Hier erfährt nicht nur das persönliche Ego des Herrn Coverdale noch einen mächtigen Schub im Nachhinein, auch die Bedeutung der drei Purple-Alben für die Rock-Geschichte wird einem doch erneut unmissverständlich vor Augen geführt.
Klar ist, dieses Album ist ein gutes Album - altes Material hin oder her - das zu hören viel Freude bereitet. Auf jeden Fall macht es richtig Bock auf die anstehende Tour (wenngleich nicht viele Titel davon auf der Setliste stehen werden) und insofern geht die Marketing-Rechnung wohl auch unbedingt auf. Lasst Euch nicht von den Unkenrufen abschrecken, ein Antesten tut nicht weh.
Line-up:
David Coverdale (vocals)
Rob Beach (guitars)
Joel Hoekstra (guitars)
Michael Devin (bass)
Tommy Aldridge (drums)
Tracklist |
01:Burn
02:You Fool No One (Interpolating Itchy Fingers)
03:Love Child
04:Sail Away
05:The Gypsy
06:Lady Double Dealer
07:Mistreated
08:Holy Man
09:Might Just Take Your Life
10:You Keep On Moving
11:Soldier Of Fortune
12:Lay Down Stay Down
13:Stormbringer
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