Als am 8. Juli 2013 auf der Bühne der altehrwürdigen Arena zu Wembley die ersten Töne von "The Real Me" angestimmt wurden, da feierte dieser Song gerade seinen vierzigsten Geburtstag. 1973 war die Rockoper "Quadrophenia" erschienen und hatte sich auf ihrem anschließenden Siegeszug durch die internationalen Charts höchste Platzierungen erkämpfen können. Diesen Erfolg und dieses Jubiläum angemessen zu feiern, waren The Who in den Jahren 2012 und 2013 auf großer Quadrophenia And More-Welttournee unterwegs, was in dem Londoner Spektakel vom Juli vergangenen Jahres kulminierte und für die Nachwelt dokumentarisch festgehalten wurde.
Schon bei diesem ersten Song gaben sich die beiden Altmeister Roger Daltrey und Pete Townshend
fast jugendlich frisch: Daltrey wirbelte in altbekannter Manier das Mikro und Townshend ließ den rechten Arm wie eine Windmühle kreisen. Mit ihnen teilten noch Simon Townshend (Gitarre), Pino Palladino (Bass), Frank Simes, John Corey, Loren Gold (alle Keyboards), Scott Devours (Schlagzeug) sowie Dylan Hart und Reggie Grisham (beide Horn) in wechselnder Stärke die Bühne.
Es galt, die komplette Songfolge von "Quadrophenia" zu spielen, visuell eindrucksvoll untermalt von einem riesigen Monitor als Backdrop, auf dem zeitgenössische Sequenzen aus den Sechzigern - passend zum Setting der Story - und Szenen aus der Verfilmung eingeblendet wurden. Und wie sich das bei einem krönenden Finale einer langen Tour gehört, obendrein in der Heimatstadt, zeigten sich alle Musiker in Höchstform. Von Müdigkeit war nichts zu sehen, die 'Heimspielfreude' springt dem Betrachter quasi in Gesicht und Gehör.
Abwechselnd präsentierten sich mal Daltrey, mal Townshend d. Ä., mal Townshend d. J. am Mikro, gaben dem Set somit eine gewisse Abwechslung, passend zum jeweiligen Part der Story. Nicht immer würden speziell die Stimmen der beiden 'Übriggebliebenen' als unverbraucht durchgehen. Der eine oder andere hohe Ton kommt ein wenig unsauber rüber, aber wenn man stramm auf die Siebzig zugeht, dann kann man sich das ab und zu schon erlauben und unterm Strich muss einfach nochmals wiederholt werden, dass die beiden Jungs in Spitzenverfassung waren.
Mittels Videotechnik gelingt es der Band, sich mit den leider viel zu früh verstorbenen Bandkollegen John Entwistle und Keith Moon zu vereinen. Ganz starke Versionen von "5:15" und "Bell Boy" werden dafür herangezogen und es mutet ein wenig geisterhaft an, Entwistles Solo zu sehen und zu hören oder Keith Moons Gesang.
Aber auch weitere energiegeladene Stücke wie "The Real Me", "The Punk And The Godfather" oder "Love Reign O'er Me" müssen unbedingt hervorgehoben werden. So gelingt es nicht nur der Band, ein richtig, richtig starkes Konzert auf die Beine zu stellen, auch den Videoproduzenten muss höchstes Lob ausgesprochen werden. Es ist wahrlich kein Pappenstiel, derartig gute und positive Energie auch gekonnt 'auf Zelluloid zu bannen'.
"Quadrophenia" war eigentlich schon immer ein Album, das man sich als Gesamtwerk auch an einem Stück anhören musste und so ist natürlich auch die Live-Darbietung der kompletten Songfolge eine logische Konsequenz, wenn es auch im Laufe der Geschichte dieses Werks eher als Seltenheit verbucht werden muss. Umso wichtiger und schöner, dass wir das nun auf DVD, Blu-ray und natürich auch dieversen CD-Fassungen käuflich erwerben können (und sollten).
Wer nicht auf 'nur' "Quadrophenia" steht, dem sei abschließend noch versichert, dass es als quasi Boni noch einige Zugaben in Form alter Kracher wie "Who Are You", "You Better You Bet", "Pinball Wizard", "Baba O'Riley", "Won't Get Fooled Again" und dem vergleichsweise jungen "Tea & Theatre" gegeben hat, in deren Genuss wir obendrein kommen. Keine Frage - kaufen!
Tracklist |
01:I Am The Sea
02:The Real Me
03:Quadrophenia
04:Cut My Hair
05:The Punk And The Godfather
06:I'm One
07:The Dirty Jobs
08:Helpless Dancer
09:Is It In My Head?
10:I've Had Enough
11:5:15
12:Sea And Sand
13:Drowned
14:Bell Boy
15:Doctor Jimmy
16:The Rock
17:Love Reign O'er Me
Bonus Performances:
18:Who Are You
19:You Better You Bet
20:Pinball Wizard
21:Baba O'Riley
22:Won't Get Fooled Again
23:Tea & Theatre
| | |
Externe Links:
|