"Hey man, do you know the secret of good time Schwarzwald Rock 'n' Roll?"
"Oh yes, show me some (t)hits!"
Oh ja, der Rezensent outet sich hier und jetzt - mir gefällt die Covergestaltung!
Und das Wortspiel ist gleichsam gelungen wie selbstironisch forsch.
Ich muss schon sagen, das idyllische Offenburg (Tor zum Schwarzwald und laut Touristinfo "europäische Wohlfühlstadt" mit 58824 Einwohnern - Stand 2005) beherbergt wirklich lustige Gesellen. Fünf muntere Burschen im leicht gewagten Outfit von Street-Punk über Kopfsockenträger bis Heavy Metal-Matte bilden dort eine urige Rock-Combo und lassen wilde Tauben auf das geneigte Publikum los.
Dabei raspelt TamTam Rasputin (auch Karl Meier genannt und vermutlich auf den Familiennamen Eberle hörend) die Vocals, Mahatma Andy (aka Randy Hasslach bzw. bürgerlich Andreas Eberz) traktiert den Bass, Biff Bermuda drischt als Band-Nesthäckchen die Felle und Marcus 'Sam El Rogge' Winter quält im Verbund mit dem 'Gibson Les Paul'-Freund Dirty Harry (nein, nicht der Eastwood, sondern freischaffender Künstler und Anhänger von NWOBHM, Scandinavian Asshole-Rock und Oldschool Hard 'n' Heavy) die sechs Saiten.
Heraus kommt dabei erstaunlich gradliniger, melodischer, eingängiger und schmissiger Power (Pop-Punk-Asshole-Heavy) Rock mit charmantem Demo-Charakter. Ein besonderes Highlight stellt dabei "Time Of My Life" dar, welches hymnenartig und ungemein ohrwurmig mit schönen Harmoniegesängen rüber kommt. Das Ganze klingt dann wie eine Mischung aus Phillip Boa & The Voodooclub, Fury In The Slaughterhouse und Reamon, nur weniger abgeschliffen, einfacher gespielt und produziert und mit Heavy-ausgerichtetem Gitarrensound. Ähnlich viel Stimmung bringt "New Day Rising" mit seinem fast schon poppigen Refrain in die Bude und glänzt mit viel Atmosphäre sowie überraschenden Breaks. Hier wird ultimativ zum Mitgrölen angeregt und ich wünsche mir in diesem Moment von The Wild Doves einen Live-Auftritt außerhalb der Schwarzwald-Area.
Des weiteren wissen auch die "Gutter Cowboys" zu begeistern, denn hier darf Hurricane- und Southsidefestivalkompatibel mitgehüpft und -gebrüllt werden. "Down To The Ground" ist dann der ultimative Gute-Laune-Rock-Feger mit herrlich in den höchsten Tönen kreischenden Gitarren, die aber selten unsauber klingen. Wie auf dem ganzen Album stolpert der junge Schlagwerker unorthodox durch das Stück und der Mitgrölfaktor ist erheblich.
Bei "Please Don't Go" schlägt wieder ein wenig Fury durch, allerdings riffen die Gitarren volle Kante, dass es eine wahre Pracht ist.
Besonders hervorgehoben sei auch noch der Opener "Tattooed Soul", der gleich am Anfang zeigt, dass The Wild Doves mit feinem Refrain- und Harmoniegesängen zu Werke gehen, das eigene(!) Songwriting ausgereift und einfallsreich ist, die Gitarren wunderbar kontrolliert sägen und manch ein Ohrwurm aus dem Ärmel geschüttelt wird. Dies bestätigt auch "Taikonaut", welches einen absolut hitverdächtigen Eindruck macht, wäre es opulenter und geschliffener gespielt/produziert. Aber gerade das etwas Ungehobelte/Unfertige macht den besonderen Charme dieses Debüt-Silberlings der 'wilden Tauben' aus.
Und wer sich noch mal einen gehörigen Tritt Punk-Rotz-Heavy-Rock in den Allerwertesten verpassen lassen möchte, lausche bitte andächtig den Rhythmen von "Fuck Off And Die", dem Rausschmeißer des Albums. Der Titel steht für sich und ist mit aller Freundlichkeit der 'GEMA' gewidmet.
"What is the secret of good time Schwarzwald Rock'n'Roll?"
Ganz einfach, "Show Me Some Hits!" macht seinem Titel alle Ehre und kann wirklich mehrfach durch die verschiedensten Player rotieren, ohne dass sich irgendeine Abnutzungserscheinung bemerkbar machen würde.
In Tateinheit mit dem hohen Spaßfaktor kann der RockTimes-Redakteur da nur noch den Daumen nach oben schnellen lassen und sagen:
"Weiter so Jungs!!!"
Spielzeit: 50:40, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2006
1:Tattooed Soul 2:Free As A Dove 3:Taikonaut 4:Without Shelter 5:Gutter Cowboys 6:Down To The Ground 7:Please Don't Go 8:Wasting My Time 9:Hotel Suicide 10:OG Motherfuckers 11:New Day Rising 12:Song For The Doves 13:Time Of My Life 14:Fuck Off And Die
Olaf "Olli" Oetken, 02.06.2006
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