»Die norwegische Band Wilfred setzt auf einen organisch klingenden Sound mit Spaß und Gefühl«, so ein Zitat vom beigefügten Infoblatt. Also ich weiß nicht, schon beim ersten Durchlauf halten sich meine Jubelarien in Grenzen. Zwar ist ihr Opener "The Queen" gar nicht so übel, macht sogar Appetit auf mehr, doch schon das folgende "Land Of The Blind" finde ich nicht mehr so 'königlich' und es holt mich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Das leicht country-angehauchte Teil lässt mich, den aktuellen Außentemperaturen angepasst, fast in den Winterschlaf dösen.
Um nicht gänzlich ins Tiefkoma abzudriften, bedarf es nach "Love Is Not Enough" eines sehr starken Espresso, den mir die Band in Form von "Blue Eyed Angel" auch anzubieten versucht. Nun gut, das Teil sorgt zumindest dafür, dass mein Kreislauf wieder auf normaler Betriebstemperatur agiert, leider immer noch ohne positiven Nebenwirkungen, bspw. dass es zu einer Ausschüttung meiner Glückshormone käme. Dass sich diese auch weiterhin zurückhalten, dafür sorgt die norwegische Kapelle mit "Slide A Little Closer". Ein erstklassiger Einschläfer, den man getrost überspringen kann. Von Spaß und Gefühl fehlt weiterhin jede Spur.
"Time After Time", von einer ansprechenden Slide-Klampfe angetrieben, wird - ENDLICH - mit rasanterem Tempo vorgetragen, sodass ich dieses Teil mit einem Pluspunkt versehen kann. Überhaupt sind es die Gitarrenkünste der Band, die die Tonkonserve noch über Wasser halten, da sich diese durchaus mit guter Qualität präsentieren. Was ich vom soften Gezwitscher der Sänger, egal wer sich hier versucht, nicht gerade behaupten kann. Es mag sein, dass sich die meisten Songs gut als Einschlaflieder für Ritalinpatienten eignen, doch wer davon ausgeht, durch ihr Songmaterial seine Winterdepressionen zu besiegen, den muss ich leider enttäuschen.
Ich möchte der Band ihre musikalischen Fähigkeiten gar nicht absprechen, denn musizieren können sie, setzen es aber für meinen Geschmack nur falsch ein oder erst gar nicht um. Kaum Tempowechsel, keine spektakulären Instrumentaleinlagen, keine außergewöhnlich guten Gesangsvorträge, kein Track, der sich für einen Charts-Platz empfiehlt und etliche Lieder, bei denen man sich an vergangene Tage erinnert wird, als man eine Single-Vinylschallplatte
(45 Umdrehungen pro Minute) auf LP-Geschwindigkeit (33 Umdrehungen pro Minute) abspielte, und alles viel zu langsam und ausgedehnt aus den Boxen schallte. Auch wenn der Vergleich etwas überzieht: Der Tonkonserve mangelt es an Eigendynamik. Es fehlen einfach die 'Pferdestärken', um sich mal auf der Überholspur zu bewegen. Leider ändert sich das auch beim Rest der Platte nicht.
Rockerherz was willst du mehr? Für meinen Anspruch viel mehr! Mit dem monotonen Einheitsbrei kann sich die Truppe vielleicht bei Dieter Bohlens DSDS vorstellen, und sich in die Herzen derer Jurymitglieder spielen, doch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Nordeuropäer bei einem fachkundigen Publikum großartigen Zuspruch ernten. Schließlich wird man mit 'nem Trabbi ebenfalls kaum Chancen haben, die Formel 1 zu gewinnen.
Line-up:
Jan Terje Sager (vocals, acoustic & electric guitar)
Ingar Blix Aaeng (bass, vocals)
Alf Magne Hillestad (drums, vocals)
Thomas Stenersen (electric guitar, slide, 12-string electric guitar)
Olav Torgeir Kopsland (electric guitar)
Trond Lien (Hammond B3)
Lars Kvistum (keyboards)
Sophie Nerdrum (vocals)
Ingebjorg Eik (vocals)
Tuva Sofia Andersen (vocals)
Tracklist |
01:The Queen (3:40)
02:Land Of The Blind (3:17)
03:Love Is Not Enough (3:22)
04:Blue Eyed Angel (3:31)
05:Slide A Little Closer (5:44)
06:Time After Time (3:14)
07:Your Walls (3:55)
08:Searching (3:35)
09:New Girl (3:54)
10:No Good (3:12)
11:Mountain Fairytale (4:18)
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