Willer / Wovon sollen Lieder reden
Wovon sollen Lieder reden Spielzeit: 40:52
Medium: CD
Label: Motor Music, 2014
Stil: Deutschpop

Review vom 26.08.2014


Wolfgang Giese
In deutscher Sprache gesungener Musik ist ja in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit zuteil geworden. Nun, auch da trennten sich Spreu und Weizen oft gewaltig. Mit Thorsten Willer meldet sich nun ein weiterer Kandidat zu Wort. Das heißt, eigentlich hatte er sich ja bereits gemeldet, denn drei Alben nahm er in Eigenregie auf. Nun ist er mit seinem neuen Werk unter die Fittiche von Motor Entertainment genommen worden.
Spontan erinnert mich seine Musik ein wenig an Stoppok und damit ist eigentlich die Zielrichtung bereits definiert. Ob es nun Masche ist, also bewusst herbeigeführt, das bleibt mir ein Geheimnis: Denn Willer nuschelt die meisten seiner Songs dermaßen stark, dass ich oft Schwierigkeiten habe, dem Text zu folgen, sodass ich dann schon zu den beigefügten Aufzeichnungen greifen muss. Jedenfalls scheint es so, als gäbe es Schwierigkeiten, den Mund richtig aufzubekommen, aber weil das nicht immer der Fall ist, scheint es wohl Teil der Dramaturgie einzelner Songs zu sein. Schade eigentlich, denn die mitunter richtig schön raue Stimme gefällt mir in Verbindung mit der Stimmung der Musik gut. Es gibt viel Harmonie und Melodie, es ist sehr angenehm, zuzuhören und hier ziehe ich Willer auf jeden Fall seinem Kollegen, den so hoch gelobten Johannes Oerding vor.
Die Instrumentierung und der Einsatz der Instrumente, seien es die Mandoline, die Pedal Steel oder eine Slidegitarre, alles sitzt perfekt dort, wo es hingehört und führt zu einem sehr geschmeidigen Gesamtbild, das wie aus einem Guss wirkt, ob das Tempo ganz melancholisch zurückgenommen wird oder ob es ein wenig mehr up-tempo rockt. In diesem Zusammenhang ist es eigentlich nur der Schlagzeuger, der sich gern beim einen oder anderen Song mehr zurückhalten könnte, weil es doch dann etwas unverhältnismäßig laut klingt. Denn dazu sind die 'Rocker' der Platte wieder nicht rockig genug. Die wahren Höhepunkte sind in der Tat die ruhigen und leicht melancholisch angelegten Songs. Hier schlummert großes Potential und die durch das Nuscheln ausgedrückte spezielle Atmosphäre klänge wohlakzentuiert dann noch ein wenig besser. "Weit weg", mit dem wunderschönen Streichereinsatz zum Beispiel, könnte man so noch viel tiefschürfender präsentieren, obwohl dieser Song bereits ein echter kleiner Hit ist!
Einen sehr gelungenen Abschluss bildet "Wie ein Held". Hier wird das Schlagzeug angenehm zurückgenommen und der Song gleitet mit einem gewissen Schweben dahin. Dabei fällt mir noch auf, dass ich ein ähnliches positives Hörgefühl vor vielen, vielen Jahren bereits einmal hatte - nämlich, als ich die frühen Werke von Wolf Maahn kennenlernte. Denn genau an den erinnert mich Willer atmosphärisch auch ganz oft.
Neben Pop und Rock mit Hinwendung zum Genre Singer/Songwriter gibt es noch die eine oder andere Prise Americana, auf Deutsch eben, aber zusammen gibt es eine gelungene Mischung, die für den Protagonisten eine gute Zukunft bedeuten könnte.
Line-up:
Thorsten Willer (Gesang, Background Gesang, Gitarren, Mandoline, Percussion, Klavier)
Lukas Kirchner (Bass, Klavier)
Mike Müller (Schlagzeug)
Olli Henrich (Background Gesang, zusätzliche Gitarren, Percussion, Mundharmonika, Mandoline)
Sven Martin (Klavier, Streicher, Hammondorgel)
Dieter Willer (Akkordeon)
Olav Quick (Percussion)
Ben Peeler (Pedal Steel Gitarre)
Jojo Brunn (Klavier, Hammondorgel)
Cornelius Thiem (Cello)
Tracklist
01:Wovon sollen Lieder reden (4:12)
02:Rückenwind (3:23)
03:Das große Wort (3:20)
04:Die Zeit blieb stehen (4:03)
05:Die Schwebe (3:15)
06:Der Moment (4:02)
07:Viel mehr (5:21)
08:Weit weg (3:36)
09:Hallo wie geht's dir (3:57)
10:Wie ein Held (5:40)
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