Einmal im Jahr geht es für fast jeden Rock-Musikfreund aus Mainz und Umgebung auf die historische Zitadelle zum Open Air. Allein schon das Ambiente dieses beeindruckenden Bauwerkes macht Lust und Laune auf mehr. Ludwig Jantzer, Chef-Programmplaner des städtischen Kulturzentrums Frankfurter Hof aus Mainz, hat zusammen mit seiner Mannschaft bei der Vorbereitung und Zusammenstellung des Festivals 2006 mal wieder ganze Arbeit geleistet und eine prächtige Bühne aufstellen lassen. Und da auch das Wetter dem Veranstalter keinen Streich spielte, war es wieder ein gewohnt gelungener Abend. Rund 5000 Musikfans waren auch am 15.07.06 auf die Anhöhe am südlichen Mainzer Stadtrand gekommen, um dem Programm zu lauschen.

Nun, was gab es in diesem Jahr am ehrwürdigen Drususstein zu sehen? Zusammen mit Jochen Gutsch hatte Felix Gebhard ursprünglich Home Of The Lame gegründet. Felix Gebhard singt seichte Songs über Liebe und Einsamkeit. An diesem Abend gab es in Mainz eine musikalische Darbietung mit dem Album "Here, Of All Places" im Mittelpunkt, welches gegen Ende des vergangenen Jahres 2005 erschien. Der Mann, der ständig zwischen Schweden und Deutschland pendelt, war zusammen mit seiner Band gut in Form.

Und dann hatten wir die Gruppe We Are Scientists, ein Trio (Gitarre, Bass und Schlagzeug) aus New York. Die Band servierte kraftvollen Indie-Rock in bester Marnier. Mit ihrem Album "With Love And Squalor" spulten We Are Scientists dem deutschen Publikum ihre aktuelle Setlist ab, natürlich etwas reduziert, da man an diesem Abend keinen Headliner-Status hatte. Die Gruppe hat jedoch die Grundlage geschaffen, um zukünftig in Deutschland touren zu können.

Den Höhepunkt des Abends bildeten Judith Holofernes und 3 Männer, genannt Wir sind Helden. Die Berliner brachten im Jahr 2003 ihr erstes Album "Die Reklamation" auf den Markt. Was daraus geworden ist, ist alle Achtung wert. Die Platte verkaufte sich über 500.000 mal und die anschließende Tournee war restlos ausverkauft. Bei der Echo-Verleihung 2004 räumte die Band gleich mehrmals ab.

Inzwischen ist die zweite Scheibe mit dem Titel "Von hier an blind" erschienen. Das Bewundernswerte dabei ist, dass Wir sind Helden inzwischen auch auf der anderen Seite des großen Teiches, sprich in Amerika, angesagt sind. Das Konzertprogramm setzte sich in Mainz, wie fast immer, aus Songs der beiden Alben zusammen, aber auch Solo-Stücke der Sängerin wurden gekonnt eingefügt. Das Publikum war, wie nicht anders zu erwarten, begeistert.

Wir sind Helden spielen auf der Bühne nicht nur musikalisch recht gekonnt, sondern bringen auch ihre Texte so rüber, dass fast jeder die lyrischen Absichten erkennen kann. Ich bin mal gespannt, was aus der Gruppe noch wird und wie lange der Erfolg noch anhält. Ich gönne es der sympathischen Truppe, auch wenn sie im Kern nicht unbedingt meine persönliche Musik spielen. Abwechslung hat die Band schon geboten, in dem das Folgealbum kein billiger Abklatsch des Debüts geworden ist. Musikalische Kreativität ist wieder mehr denn je gefragt und dem sind Wir sind Helden bisher nachgekommen. Sowohl im Studio als auch in Mainz auf der Bühne.

In die Abenddämmerung hinein verlässt man das Zitadellengelände, doch die musikalischen Darbietungen haben in Mainz um diese Uhrzeit noch kein Ende gefunden. Ich begab mich in den Frankfurter Hof in der Augustiner Straße, denn dort spielte Joe Jackson. Aber dafür gibt es einen gesonderten Bericht. Auf der Zitadelle war es auf jeden Fall wieder ein perfekt organisiertes Konzert, so wie man es gewohnt ist.