Dampfende Täler, Elfenwälder und keltische Schönheiten ... daran denkt man zunächst, wenn man das neue Album des Akustik-Duos The Wishing Tree auflegt. Was da aus den Boxen dringt, ist eine mystisch-verzauberte Mischung aus Folk, Progressive Rock, Pop und Celtic, die in dieser Kombination wirklich einzigartig ist.
Zwölf Jahre nach dem Erstling "Carnival Of Soul" haben sich Marillion-Gitarrist Steve Rothery und Sängerin Hannah Stobart für ihre zweite CD "Ostara" nicht nur Verstärkung von zusätzlichen Musikern geholt, sondern sich auch ein Stück weit von ihren rein akustischen Wurzeln entfernt. Durch den sphärischen Klangteppich, den die Band rund um Hannahs hingehauchten Gesang aufbaut, dringen nun auch hin und wieder die Klänge einer E-Gitarre.
Auf dem Titeltrack, der das Album eröffnet, entlockt Rothery seiner Gitarre sogar orientalisch anmutende Töne, die sich erstaunlich gut in das Puzzle aus rockigem Grundsound, eingängiger Melodie und schwebendem Gesang einfügen. Den Opener "Ostara" könnte man mit Blick auf die anderen Songs schon fast als Uptempo-Nummer bezeichnen, denn dominiert wird das Album von getragenen, melodiösen und stimmungsvollen Liedern.
Sängerin Hannah Stobart, die Steve Rothery bereits 1994 nach einem Marillion-Konzert kennenlernte, erweist sich dabei als echter Glücksgriff: ihre zarte und gleichzeitig kraftvolle Stimme ist es, die der Musik ihren federleichten Charakter verleiht. Zusammen mit Rotherys raffiniert übereinandergeschichteten Klanglagen (er spielte nicht nur die Gitarre, sondern auch den Bass und die Keyboards ein) entsteht daraus ein Soundtrack zur 'Leichtigkeit des Seins' - eine entspannte, manchmal melancholische, aber trotzdem unaufdringlich eingängige Abfolge schöner Melodien zum Zurücklehnen und Träumen.
Mit dem Titel "Fly" (der sich übrigens zusätzlich auch als Live-Video auf der CD befindet) ist The Wishing Tree ein Highlight gelungen: Eröffnet von einem echten 'feel good'-Gitarrenriff und Hannahs gefühlvoller Stimme, steigert er sich langsam aber sicher, bis Rotherys Gitarrensolo endlich abheben darf und dem Song im wahrsten Sinne des Wortes Flügel verleiht - man sieht sprichwörtlich den blauen Himmel vor sich.
Rotherys Einstellung zu ausgedehnten Gitarrensoli ist dabei dem Prinzip des 'Too many notes too loud' genau entgegengesetzt - reduziert, aber bedeutungsvoll und emotional soll es sein. Für "Ostara" jedenfalls geht dieses Konzept auf und die Mischung aus minimalistischen akustischen Pickings und den zurückhaltenden melodiösen Einwürfen der E-Gitarre fügt sich nahtlos in den sphärisch-schwebenden Grundton des Albums ein.
Eher poppig kommt "Kingfisher" daher, und man fühlt sich so manches Mal an frühere Alben der Cranberries erinnert - auch Vergleiche zu Blackmore's Night drängen sich hin und wieder auf ("Hollow Hills"), aber im Grunde haben The Wishing Tree doch ihren eigenen Sound gefunden. Hier liegt sowohl die Stärke als auch das Manko des neuen Albums: Der Stil der Songs ist durchgängig und wirkt wie aus einem Guss, aber so gleichen sich die einzelnen Tracks eben auch sehr und es fehlt letztendlich die Abwechslung.
Dank seiner eingängigen Melodien und raffinierten Arrangements ist "Ostara" aber dennoch ein gelungenes und einheitliches Album geworden, das auf unaufdringliche Art gute Laune macht und eine schöne Stimmung verbreitet.
Line-up:
Hannah Stobart (vocals)
Steve Rothery (guitar, bass, keyboards)
Paul Craddick (drums)
Mike Hunter (additional keyboards, percussion)
Jo Rothery (additional backing vocals)
Tracklist |
01:Ostara
02:Easy
03:Hollow Hills
04:Seventh Sign
05:Falling
06:Fly
07:Kingfisher
08:Soldier
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