"Hydra" - wie die neunköpfige Schlange der griechischen Sagenwelt, der zwei neue Köpfe wachsen, wenn einer abgeschlagen wird, so nennt sich das aktuelle Album der niederländischen Symphonic-Metal-Band Within Temptation. Es ist nicht die erste Band, die sich von dem Fabelwesen inspirieren ließ, bereits 1979 taufte die Superband Toto ihre zweite Studio-LP auf den gleichen Namen.
Mit dem Album im Gepäck gastierten Within Temptation im Rahmen ihrer Hydra World-Tour am 6. April im Münchner Zenith. Zusammen mit der ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Vorband Delain ergab sich eine vielversprechende Kombination zweier ähnlich orientierter Gruppen, deren Nationalität nicht die einzige Verbindung ist, die zwischen ihnen besteht. Wurde doch Delain vom Ex- Within Temptation-Keyborder Martjin Westerhold gegründet, nachdem er 2001 krankheitsbedingt ausgestiegen ist. 2005 holte er sich die ausdrucksstarke Sängerin Charlotte Wessels mit ins Boot. 2014 veröffentlichten Delain das Album "The Human Contradiction", das es nun zu promoten galt.
Das Zenith ist beim Münchener Publikum eine eher ungeliebte Location. Die ehemalige Industriehalle glänzt in der Regel mit eher unterdurchschnittlicher Akustik und durch die langgezogene Geometrie ist die Sicht auf die Bühne als eingeschränkt zu bezeichnen, wenn man nicht gerade einer der großgewachsenen Hünen ist, die meistens ausgerechnet vor einem stehen. Erfreulicherweise wurde bereits bei Delain Abhilfe mit Plateaus für Keyboard und Schlagzeug geschaffen, so dass diese gut zu sehen waren. Zudem gab es einen Steg von der Bühne ins Publikum, so dass auch Charlotte Wessels den Fans näher kommen konnte. Delain legten von Anfang an einen sehr überzeugenden Auftritt hin, allen voran die Sängerin, die das Geschehen mit sympathischer Ausstrahlung, sexy Outfit und guter Stimme dominierte. Die Stimmung bei den Fans war entsprechend gut, eine passendere Vorband konnte man sich für Within Temptation nicht vorstellen. Mit großem Applaus wurden Delain vom nun bestens eingestimmten Publikum verabschiedet.
Nach einer nicht zu knappen Umbaupause wurde der Saal verdunkelt und der sich über die ganze Breite der Bühne erstreckende Vorhang mit dem Hydra-Logo fiel und gab den Blick auf das große Backdrop mit zwei feuerspeienden Schlangenköpfen frei, die von zwei feuerspeienden Schlangenköpfen flankiert wurde. Während zum Intro ein Drache auf der Leinwand erschien, bestieg die Band die Bühne und nahm Ihre Positionen ein. Vor der Leinwand befand sich ein Podest, auf dem links und rechts außen Schlagzeug und Keyboard positioniert waren und von dem eine Treppe hinunter zur eigentlichen Bühne führte. Auf dem Podest erschien dann auch Sängerin Sharon del Adel, als der Opener "Let Us Burn" angestimmt und standesgemäß unter Einsatz von Pyrotechnik dargeboten wurde.
Ein fulminanter Einstieg, dem gleich als zweites Stück der Hit "Paradise" folgte, das als Duett mit Tarja Turunen, der ehemaligen Sängerin von Nightwish, aufgenommen wurde. Auf der Leinwand lief das Video dazu, die Gesangsparts von Tarja wurden dabei eingespielt, so dass das Duett zwischen Sharon auf der Bühne und Tarja auf der Leinwand stattfand.
Eigentlich reichlich früh für den zurzeit wohl bekanntesten Titel der Niederländer, den einige wohl erst bei den Zugaben erwartet hätten. Doch aufgrund der durch Delain gut aufgeheizten Stimmung und des gewaltigen Einstiegs von Within Temptation funktionierte der Song trotz dieses frühen Zeitpunkts bestens. Mit "Faster" und "Iron" von "Mother Earth", dem Album, mit dem 2000 der Durchbruch gelang, ging das Spektakel weiter. Nach "Edge Of The World" von "Hydra" wurde ein Kurzfilm eingespielt, der Band und Publikum eine kleine Verschnaufpause verschaffte. Durch den durchgehenden Einsatz der Leinwand geriet das Konzert fast schon zur Multimedia-Show. Das war teilweise vielleicht etwas zuviel des Guten, musste man doch hin und wieder aufpassen, dass man sich nicht vom eigentlichen Geschehen auf der Bühne ablenken ließ.
Mit Pyrotechnik und "In The Middle Of The Night" ging es dann weiter. Es folgten Songs aus den verschiedenen Platten, ohne dass einer der Titel irgendwie abfiel. Einer der Höhepunkte in der zweiten Hälfte des Konzerts war das symphonische "Our Solemn Hour" vom 2007er "The Heart Of Everything", bei dem die Stimme Sharons bestens zur Geltung kam. Mit "Mother Earth" endete das reguläre Set.
Unter viel Applaus betrat die Band dann nach kurzer Pause wieder die Bühne, um das Konzert mit vier Zugaben abzuschließen. Dazu gehörte überraschenderweise auch ein Cover von Lana del Reys Megahit "Summertime Sadness", bevor das Konzert mit "Ice Queen" einen krönenden Abschluss fand.
Eine großartige Show, das keine Tiefen oder gar Durchhänger hatte. Ein sehr satter Sound, den die Band, bestehend aus Martijn Spierenburg am Keyboard, Mike Coolen am Schlagzeug, den beiden Gitarristen Ruud Adrianus Jolie und Stefan Helleblad sowie Jeroen van Veen am Bass, ins Münchner Zenith zauberte. Dazu eine bestens gelaunte Sängerin Sharon del Adel, die mit Ihrer Stimme und Ihrer Präsenz das Geschehen auf der Bühne überstrahlte.
Setlist Within Temptation:
01:Let Us Burn
02:Paradise
03:Faster
04:Edge Of The World
05:Short Movie
06:In The Middle Of The Night
07:Angels
08:Dangerous
09:And We Run
10:Tell Me Why
11:Elements Intro
12:See Who I Am
13:Stand My Ground
14:Our Solemn Hour
15:The Cross
16:Covered By Roses
17:Mother Earth
Zugabe:
18:What Have You Done
19:Fire And Ice
20:Summertime Sadness
21:Ice Queen
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