Angesichts einer stetig zunehmend verkonsumierenden Vereinsamung, und dem vom hoffnungsfreien, hirnwaschendem Plastik Pop-Einerlei getragenen Soundtrack unserer übersexualisierten Pseudogemeinschaft, erwachsen die Sehnsüchte nach vermeintlich recyclefähigem Wohlklang einstiger kunstwilliger Zeitgenossen, deren musikalisches Erbe in Zeiten leicht verderblicher Ware, salonfähig zu machen.
Gestrige Tugenden scheinen wieder schick zu sein, und beim Musik-, sowie modebewussten Verbraucher ein lockeres Zucken zum Geldbeutel auszulösen, weshalb es neuerdings nicht absonderlich erscheinen mag, Barock-anmutende Haute Couture und langmähnige, Koteletten-
bestückte Band-Schnappschüsse von Begleitheftchen einiger CD-Produktionen blinzeln zu sehen.
Ebensolche Fünf, in "Timm Thaler"-Mimik verharrende Prototypen englischer Agrar-Eremiten, werben für ihren neuesten und mittlerweile dritten, dem antiquierten Tasten-Trödel zutiefst verbundenen, Studio-Feldversuch, um einige von Art Rock-Säulenheiligen weihevoll gesalbte Altäre, mit bewusst modrigen und dennoch dem Zerfall trotzenden Opfergaben, zu huldigen.
Ihre jenseits von Popsongs normierten Kompositionen überfressen sich jedoch nicht mit übermäßig schwülstigem Pathos, sondern gebären einen wonneproppigen Mischling, aus eklektischer Virtuosität und behutsamer Süßlichkeit, wobei ihr von vorsintflutlichen Machtapparaten und ästhetisierter Melancholie betriebenes Heimatland Norwegen, den ausnahmsweise idealen Nährboden dafür bereitete.
Als Rezeptur nehme man einen frischen mit Kreide-Naschwerk überdosierten Leitwolf, welcher mit Sicherheit keine sieben Geißlein überlisten, aber ein Gros an Jon Anderson-Jünger in Rudel zu verwandeln vermag, Heerscharen von magersüchtigen Elfenchören simulierendes Tasten-Ambiente, wuchtige Fjord-knackende Rickenbacker-Unterlagen und finalisiere dann diese Zutaten hingebungsvoll in abgestandener Sound-Remoulade.
Natürlich dreht sich der Hauptanteil der Arrangements hierbei um den musikalischen Kosmos Siebziger-Pioniertaten, wirbeln plüschige Klangkaskaden analoger Schaltkreise und sanftmütige Satzgesänge wie verschlungene Papierschlangen durch die Luft, bevor der
vergangenheitsbefangene Bildungsbürger, spätestens bei "The River", von kühnen Gitarren-Piouretten, und verzwickten, gleichwohl versponnen wirkenden Unisono-Gebilden, aus seinem Mittagsschläfchen gerissen wird.
Nun mag man darüber mutmaßen, ob sich der Norwegers Geistesblitze zur Namensgebung Wobbler durch einen elektronischen Frequenzmodulator oder einer neurologischen Störung bei Hunden und Pferden initiierte. Die wunderbar-verkopften Frottee-Melodien feiern unverholen ihre Versöhnung, zwischen der goldigen Kunstrock-Vergangenheit und dem angestrengt Modischen der Gegenwart.
Jede leicht anklingende Sprödheit wird vom lauwarmen Bächlein symphonischen Schmelzes und der romantisierend kantablen Empfindsamkeit ihres engelzüngenen Hippie-Kitsch-Domestiken, verschwemmt, und erwecken mit ihrem herrlich respektlosen Fimmel fürs kompositorisch Angestaubte einen durchaus lustvollen und ungenierten Drang, dem wehmütigen Gefühl nach verblichenem musikalischen Aufbruch nachzuhängen.
In Zeiten digitaler Beschleunigung vermögen es die Skandinavier bei ihrem tönenden Museumsrundgang erneut, jeglichem computerisiertem Diktat von Mensch und Material zu widerstehen, und erschufen somit starke Gründe, um den Schellten einiger Oldierock-Ankläger das Futter zu entziehen oder gar zum desertieren zu animieren.
Genre-Geneigte Konsumenten dürften sich letztendlich, womöglich bei der unheimlichen Wunschvorstellung, ertappen, die drei Buchstaben der einstigen, aber derzeit jedoch in gefälligeren Fahrwassern lavierenden Art Rock-Könige auf dem Cover zu erspähen.
Line-up:
Morten Andreas Eriksen (el-guitar, 12-string ac-guitar)
Lars Frederik Froislie (keyboards, marxophone, backing vocals)
Kristian Karl Hultgren (bass, saxophone, glockenspiel)
Martin Nordrum Kneppen (drums)
Andreas Wettergreen Stromman Prestmo (vocals)
Guests:
Ketil Vestrum Einarsen (flute)
Hanne Rekdal (bassoon)
Tracklist |
01:Ludic
02:La Bealtaine
03:In Orbit
04:This Past Presence
05:A Faerie's Play
06:The River
07:Lucid Dreams
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