Wolff & Clark Expedition / Same
Same Spielzeit: 48:05
Medium: CD
Label: Random Act Records, 2013
Stil: Jazz, Fusion

Review vom 14.04.2013


Wolfgang Giese
Wenn man hier anhand des Bandnamens einen Brückenschlag zur berühmten 'Lewis & Clark Expedition' herstellen wollte, dann könnte das eine gewagte Angelegenheit werden, denn das würde für mich bedeuten, dass hier Neuland entdeckt werden und betreten werden soll! Ein Blick auf die Trackliste lässt jedenfalls anderes erahnen, werden hier doch fast ausschließlich Coverversionen geboten.
Bekannte Namen, ein neues Trio, eine neue Supergroup? Der Gründer der Formation, Michael Wolff, Jahrgang 1952, startete seinen musikalischen Werdegang in der Band von Cal Tjader, dem Vibrafonisten der bekannt für seinen Latin Jazz ist. Diese Einflüsse gibt es teilweise noch heute in der Musik des Pianisten. 1993 erschien die erste Platte mit Wolff als Leader und nun hat er diese Expedition mit dem vielen Jazzliebhabern aus der Band von Herbie Hancock bekannten Schlagzeuger Mike Clark gegründet und den Bassisten Chip Jackson hinzugeholt
So, und diese Drei gehen nun auf Entdeckungsreise und ich schließe mich dieser Expedition an. Es startet mit einem Ausflug in bereits sehr bekanntes Territorium, ins Land der Beatles. Ganz locker aus dem Handgelenk, so lässig gespielt habe ich "Come Together" noch nie gehört. In dieser groovenden Bearbeitung erinnert es sehr an die Musik von Ramsey Lewis, ebenso wie einige andere Titel, so auch besonders bei "Mercy, Mercy, Mercy". Man ist schnell weg vom eigentlichen Thema der Songs. Diese gewinnen rasch an Eigenständigkeit und es fällt angenehm auf, dass der Drummer stark an der Gestaltung mitarbeitet, wie eigentlich bei allen Stücken des Albums! "What Is This Thing Called Love" legt den Akzent mehr auf swingende Gestaltung. Das kommt wie eine Kür, mit trocken coolem Anschlag am Piano wie einst bei Lennie Tristano. Bei "ARP" kommt mir hinsichtlich der Stimmung des Tracks der den Soundtrack zu den Peanuts gestaltende Vince Guaraldi in den Sinn.
Ferner begleiten uns Elemente aus Jazz Rock und Fusion, Titel mit groovigem Gospelanstrich, sogar ein leichter Hauch von Philly Sound fegt um die Ohren und zum Schluss ein Stück für Elise, aber nicht in einem Zusammenhang mit "Für Elise". Gleichwohl eine sehr ruhige und beschauliche Darbietung, die uns aus dieser sehr unterhaltsamen Platte entlässt. Nicht immer erscheint die Musik innovativ, ist aber in der technischen Ausführung eindeutig professionell und erstklassig.
Der Pianist Michael Wolff erscheint nicht als Superheld auf seinem Instrument, spielt eher gruppendienlich und drängt sich innerhalb des Ensembles nie in den Vordergrund. Es ist schon erstaunlich, wie dicht und gemeinsam die Drei ihre Musik gestalten. Diese lebt also vom grandiosen Zusammenspiel, von der traumwandlerischen Interaktion und gelegentlich gibt es auch kleine unerwartete Überraschungen, wenn zum Beispiel bei "For The Love Of Money" die Saiten des Klaviers direkt angegangen werden oder wenn sich bei "Is There A Jackson In The House?" Elemente des Latin Jazz unbemerkt einschleichen.
Gelegentlich bricht man dann doch zu einer kleinen Expedition innerhalb einzelner Songs auf. Neuland wurde sicher nicht betreten, dafür aber ist es eine spannende und sehr unterhaltende Expedition geworden.
Line-up:
Michael Wolff (piano)
Mike Clark (drums)
Chip Jackson (acoustic bass)
Tracklist
01:Come Together [Lennon/McCartney] (4:35)
02:What Is This Thing Called Love [Porter] (5:10)
03:Mercy, Mercy, Mercy [Zawinul] (5:58)
04:ARP [Wolff] (3:29)
05:Flat Out [Clark/Jackson/Wolff] (3:19)
06:Song For My Father [Silver] (5:40)
07:Is There A Jackson In The House? [Jackson] (6:48)
08:Hummin' [Adderley] (5:37)
09:For The Love Of Money [Gamble/Huff/A. Jackson] (3.39)
10:Elise [Wolff] (4:07)
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