Wovenhand / Refractory Obdurate
Refractory Obdurate Spielzeit: 42:59
Medium: CD
Label: Glitterhouse Records, 2014
Stil: Neo Folk, Post Rock, Alt Country, Punk, Metal, Industrial, Alternative

Review vom 05.05.2014


Sarah Knapp
Ein bisschen Patchwork gefällig? Die verschiedensten Tücher und Stoffe ergeben, in Handarbeit miteinander verwoben, komplexe, schöne, zuweilen verwirrende Muster. Der Stil, der genauer American Patchwork heißt, beschreibt heutzutage auch Familien, bei denen durch Trennungen neue Partnerschaften, Halbgeschwister und so weiter eine wilde Mischung entsteht. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. So ist es auch bei der amerikanischen Gruppe Wovenhand.
Ursprünglich hieß die Band von David Eugene Edwards 16 Horsepower. Dann nahm sich diese eine Auszeit, Edwards startete sein eigenes Projekt, nannte sich und Freund Daniel McMahon Wovenhand (oder getrennt Woven Hand) und tourte fortan mit wechselnden Gastmusikern durch das weite Land im Westen. Die Mischung aus Country, Alternative und Rock kam gut beim jungen Publikum an. Wovenhand gab immer weitere Konzerte, bis sich irgendwann eine feste Formation herauskristallisierte. Heute spielen in dem Projekt Edwards sowie Bassist Neil Keener, Schlagzeuger Ordy Garrison und Gitarrist Chuck French.
Den Erfolg von 16 Horsepower haben Wovenhand mit Leichtigkeit geschlagen.
Mit Leichtigkeit scheinen ihnen auch die Songs von der Hand zu gehen. Da hört sich nichts nach Zwang und Druck an, alles fließt über das ganz große Tal, verwebt sich mit dem, was dort lebt und steht und dringt in jede Ritze. Man spürt auch noch das Ursprüngliche, Natürliche, die Steppe der USA, in jeder einzelnen Note.
David erzählt Storys von biblischen Helden und normalen Menschen, dem harten Leben, den kleinen Genüssen, seinem eigenen Gefühl, der ganz großen Welt. Seine leicht elektrisch verzerrte Stimme legt sich auch mal doppelt und dreifach über einen Teppich aus Instrumenten, die gar nicht mehr aufhören wollen zu spielen, ohne jemals nachzulassen. Das ein ums andere Mal jagt es einem eine Gänsehaut ein. Am besten einfach die Augen schließen und in Trance fallen lassen. Hängenbleiben werden weder Text noch Melodik, viel eher das Gefühl der Sache. Dieser wabernde, durchdringende, intensive Rausch und die Illusion, sich wie ein einsamer Cowboy auf einer weiten Fläche zu finden, vor ihm nur Kakteen und Steine, neben ihm sein Pferd, wenn überhaupt.
Die Musik passt perfekt in die gemütlichen Tavernen am Straßenrand der langen Highways, auf denen langsam die Mittellinien verblassen. Ein bisschen Orient, ein bisschen große beißende Industriestadt… Alles - vor allem die Gitarre - wirkt, wie von der Sonne ausgebleicht. Und der oftmals in Sprechgesang wechselnde Edwards gibt dem Werk mit jedem Song einen neuen inhaltlichen Sinn. Diesem kann man lauschen, muss man aber nicht. Man versteht ihn auch so.
Bleibt nur eine Frage offen: Was soll der Albumtitel, "Refracotry Obdurate", bedeuten? Das müsste man schon genauer nachschlagen...
Line-up:
David Eugene Edwards (vocals, guitar)
Ordy Garrison (percussion)
Neil Keener (bass)
Chuck French (guitar)
Tracklist
01:Corsicana Clip (4:47)
02:Masonic Youth (3:40)
03:The Refractory (4:53)
04:Good Shepherd (4:01)
05:Salome (5:20)
06:King David (4:47)
07:Field Of Hedon (3:34)
08:Obdurate Obscura (5:21)
09:Hiss (3:54)
10:El-Bow (2:42)
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