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The Wrong Object / After The Exhibition
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Mit "After The Exhibition" liegt mir ein exquisites Beispiel dafür vor, dass zeitgenössischer Jazz Rock auch in Europa noch erstklassig sein kann und sogar mehr Innovation und Experimentierfreudigkeit aufweist als es von gestandenen Musikern aus den USA eher erwartet wird.
The Wrong Object existiert seit etwa zehn Jahren. Ihr erstes Album, "Stories From The Shed", erschien 2008 und wurde seinerzeit in die Schublade Avantgarde Jazz gepackt, dabei dröhnten durchaus auch am Metal orientierte Gitarren dazu. Insgesamt war das ein wilder, vielleicht noch ein wenig unentschlossener Mix, der sich im Laufe der Zeit jedoch stark gesetzt hat. Die Umsetzung der Musik wirkt heute professioneller und leichtgängiger, jedoch nicht minder ideenreicher. Dabei sind mittlerweile nur noch zwei Originalmitglieder übrig geblieben, Michel Delville und Laurent Delchambre, also der Gitarrist und der Schlagzeuger. Mag Delville auch der offizielle Bandleader sein und entscheidend zum Gesamtsound beitragen, beinhaltet dieser jedoch auch die Beiträge aller anderen Musiker, die auf ihre Weise ihr nicht unerhebliches Scherflein beitragen. Ganz spontan und grundsätzlich erinnert mich die Musik an Soft Machine der Endsechziger und zu Beginn der Siebziger - nur moderner und druckvoller - oder auch das, was man im Allgemeinen von Allan Holdsworth kennt, erfährt einen gewissen Widerhall. Dazu kommen Einflüsse anderer Art, wie ein Hauch des Orients, wie beim zweiten Titel. Die Arrangements sind sehr verschachtelt und bieten fast jede Minute neue Aspekte. Hier passiert unglaublich viel - so klingen die Wechsel spontan als auch arrangiert. Diese Musik ist alles andere als langweilig, nur für Ruhebedürftige ist das mit Sicherheit zu unruhig, zu wechsel- und sprunghaft. Dabei machen gerade diese Elemente den besonderen Reiz dieser Musik aus. Und dann sind es auch solche Momente, wenn sich Eruptionen wild gespielten Saxofons die Bahn brechen, wie zum Beispiel wie bei "Jungle Cow Part III" - ganz großartig, wie diese freien Elemente wie zwanglos einfließen.
Für mich ist diese Band ein lebender Beweis dafür, dass man Jazz Rock und Fusion nicht immer nach den mithin bekannten und oft ausgelutschten Strukturen spielen sollte, sondern es auch auf andere Weise bewerkstelligen kann. Auf jeden Fall sind die Belgier für mich eine große, positive Überraschung dieses Genres. Soft Machine meets Gong meets Canterbury Sound - eine vielleicht grundlegende Formel, auf der sich die Musik eigenständig aufbaut. Dabei ist sicher noch interessant, dass sich ein Musiker von Gong unter den Mitwirkenden befindet, Benoît Moerlen! Gesungen wird auch einmal, auf "Glass Cubes". Aber diese Ausnahmetatsache lässt die Musik wie aus einem Stück erscheinen - alles klebt dicht zusammen, eine vollkommene Einheit.
Niemand ist insofern besonders herausragend, seien es die brillanten Einsätze von rockender Gitarre und fließenden Keyboards, die rhythmische Erdung durch Bass und Schlagzeug oder Saxofoneinlagen, denn herausragend ist die Band als Einheit. Ich wäre überrascht, wenn in diesem Genre dieses Jahr noch eine Platte erscheinen sollte, die die Qualität von dieser toppen könnte.
Den Abschluss bilden zwei recht unterschiedliche Titel: Das funkende "Flashlight Into Black Hole" mit dem prominenten knurrenden Bass und das leichte und lockere "Stammtisch", das nun noch einen Hauch Frank Zappa in die Mischung einbringt. Klasse, ein klarer TIPP!
Line-up:
Michel Delville (guitar, Roland GR-09) Antoine Guenet (keyboards, vocals) Marti Melia (bass and tenor saxes, clarinet) François Lourtie (tenor, alto and soprano saxes, voice) Pierre Mottet (bass) Laurent Delchambre (drums, percussion, objects, samples) With: Benoît Moerlen (marimba and electronic vibraphone - #2,3,5-7,11) Susan Clynes (vocals - #8)
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