The Wynntown Marshals / The Long Haul
The Long Haul Spielzeit: 47:22
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2013
Stil: Americana, Country Rock


Review vom 19.12.2013


Wolfgang Giese
Marshals? Die gab es doch im Wilden Westen? Nun, die ersten Klänge dieser Band scheinen auch tatsächlich in jenes Land, in dem die Colts rauchten, zu führen. Americana ist das, klar doch, viel Southern Rock, ein wenig Country- und Westcoast Rock. Doch tatsächlich stammen sie von der East Coast, und zwar von der schottischen, denn aus Edinburgh kommt diese Band. "The Long Haul" ist ihr zweites Album und es gefällt mir wirklich sehr gut.
Allein die Vielfalt ist beeindruckend, derart beeindruckend, dass ich mir gut vorstellen könnte, dass die Marshals ein vortreffliche Coverband abgeben könnten. Doch hier wird nicht gecovert, das ist alles etwas Eigenes. Der Opener rockt ein wenig wie Thin Lizzy in den Siebzigern und mit "Canada" geht es nicht dorthin, sondern wir unternehmen einen Ausflug an die West Coast, ein wenig in Richtung der Eagles , aber auch ein Schuss Tom Petty scheint der Song abbekommen zu haben, jedenfalls ganz locker, unkompliziert, frisch und einfach schön.
Bei einigen Stücken könnte man auch annehmen, dass Neil Young Pate gestanden haben könnte, wie bei "Low Country Comedown", das ruhig und schleppend entlangzieht. Dazu ein dezent schepperndes Tamburin - ebenfalls ganz klasse ist dieser Titel wieder präsentiert worden. Noch mal Neil Young bei Track Nummer fünf, bei dem die Pedal Steel dazu noch ordentlich Country Rock-Feeling der Siebziger einfließen lässt. Doch noch ein wenig ruhiger geht es auch - zum Beispiel bei "Whatever It Takes", schön von der akustischen Gitarre getragen und einem sehr gefühlvollen, ganz entspannten Gesang.
Noch mehr Country Rock mit Anleihen bei Bands wie zum Beispiel Pure Prairie League gibt es mit "The Submariner", bevor es mit klingelnder 12-String bei "Crashing (Like The Reds)" energisch rockt. Der dramatische Text von "Curtain Call" - bei dem es um einen Zauberkünstler geht, dessen Trick mit der Pistolenkugel leider schief geht und er sich darum zuletzt selbst die Kugel gibt - wird musikalisch perfekt umgesetzt und klingt entsprechend des Ereignisses sehr traurig, lässt ein wenig innehalten und macht irgendwie nachdenklich, Cello und Violine unterstützen diese Atmosphäre trefflich. Der Einsatz der Streicher veredelt auch den letzten und längsten Song der Platte, der wieder verdammt scharf nach Onkel Neil klingt.
Doch zuvor gibt es mit "North Atlantic Soul" wieder einen beherzt abgehenden Song mit der Zwölfsaitigen. Mit leicht angedeutetem Rhythmus in Richtung Reggae gehört dieser Song zu einem der eingängigsten, der mich volle Breitseite in die Seele trifft. Das ist wirklich eine Platte, bei der es für mich so gar keine Schwachstelle gibt. Irgendwie klingt die Musik wie ein bekannter guter Freund, sehr schnell zugänglich, aber auch lange anhaftend in der Stimmung. Der Staub der amerikanischen Prärie weht durch Edinburgh, ohne eine Spur schottischer Folklore.
Objektiv betrachtet wird tatsächlich eine bereits von einigen amerikanischen Bands bekannte Atmosphäre geliefert, die für manchen möglicherweise zu sehr zu einem nicht sehr eigenen Sound geführt haben mag, also schlimmstenfalls wie nachgespielt klingt . Doch subjektiv betrachtet, gefällt mir diese Musik so gut, eben weil sie wirklich sehr gutes Feeling verbreitet und eben dieses dadurch bei mir verursacht, dass ich hier einen dicken Tipp vergeben muss!
Line-up:
Keith Benzie (lead and backing vocals, acoustic guitar, harmonica, handclaps, additional electric guitar - #3)
Iain Sloan (6/12-string electric guitars, pedal steel guitar, resonator - #8, acoustic guitar - #2,8, backing vocals, handclaps, loops)
Murdoch MacLeod (bass guitar, backing vocals, additional electric guitar - #5)
Kenny McCabe (drums, backing vocals,handclaps, bell tree, piano - #8)
Andrew Taylor (keys, mandolin, banjo, percussion, glockenspiel)
Owen Nicholson (additional rhythm guitar - #3,4,7)
Diane Christiansen (harmony vocal - #10)
Christine Munday (violin - #8,10)
Julia Munday (cello - #8,10)
Tracklist
01:Driveaway
02:Canada
03:Low Country Comedown
04:Whatever It Takes
05:Tide
06:The Submariner
07:Crashing (Like The Reds)
08:Curtain Call
09:North Atlantic Soul
10:Change Of Heart
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