Stepping back in time
Aufmerksamen Lesern der
CD-Reviews auf
RockTimes wird die Besprechung des Debütalbums durch
RockTimer Daniel Daus im vergangenen Jahr vielleicht noch in Erinnerung sein - den Anhängern des guten alten Southern Rock sowieso - und sollte das nicht der Fall sein, sofort nachholen! Mir war es zumindest ansatzweise noch präsent und somit stand für mich außer Frage, diesen Live-Termin im "Spirit of 66" auf jeden Fall wahrnehmen zu müssen. Ein kurzer Check auf der Website von
ZWR bestätigte mir zudem, dass der Tourplan wenig Spielraum für erreichbare Alternativen lassen würde. Ähnlich ging es wohl den paar Dutzend Die-Hards, die sich dann abends vor der Bühne versammelten und der Dinge harrten, die da kommen sollten.
Ohne großes Intro spazierten
Williams und seine Mannen auf die Bretter, schnappten sich die Instrumente und legten los. Die eher abwartende Haltung einiger Besucher änderte sich ganz fix, als man gewahr wurde, mit was und wem man es hier zu tun hatte. Bis auf den Drummer, der vom Phänotypus her komplett aus dem Rahmen fiel, zeigte alleine das Aussehen der Truppe mehr als deutlich, dass die Vorlieben in den 70er Jahren liegen. Schlaghosen, lange Haare, Bärte und noch so einige weitere typische Accessoires jener Ära lassen wenig Raum für Zweifel. Auch das Musikalische ist eher ein Ticket für eine Zeitreise: Die Ankündigung versprach eine Symbiose aus
Lynyrd Skynyrd,
Allman Brothers Band und
ZZ Top, wahrlich keine Untertreibung. Der Vergleich mit dem Zug, der irgendwann Anfang der siebziger Jahre abgefahren und ohne weiteren Halt erst jetzt sein Ziel erreicht hat, wurde im Zusammenhang mit
ZWR unlängst in den USA gezogen und auch ich kann mich dem Kollegen
Daus in seiner Zustimmung nur anschließen.
Zurück ins "Spirit of 66": Die Präsenz (und Dominanz im positiven Sinne) von Frontmann
Williams sowie seinem Kollegen am Bass,
Dustin Dorton, ist unzweifelhaft, unabhängig von ihrer beeindruckenden Körpergröße.
Williams wechselt zwischen akustischer Gitarre, Mundharmonika und seinen Stimmbändern hin und her und bietet auch diesem überschaubaren Publikum des heutigen Abends seine komplette stimmliche Vielfalt. Es wird zwischen Songs des "Electric Revival"-Albums, neueren Kompositionen und einigen schönen Coverversionen äußerst kurzweilig hin und her gespielt und gesungen und man spürt von Song zu Song, wie die Band so richtig auf Betriebstemperatur kommt. Bassist
Dorton bekommt neben seinem treibenden Bass-Spiel immer wieder die Gelegenheit zu unterstützenden Gesangseinlagen und die beiden Gitarristen
Rigsby und
Copeland liefern sich sogar kurze Duelle. Stilistisch möchte man sich so gar nicht recht auf eine bestimmte Linie festlegen,
es ist halt Southern mit all seinen Facetten, und den bringen die Jungs astrein mit großer Bodenständigkeit und Spielfreude rüber. Die eingangs erwähnte Symbiose verspürt man an allen Ecken und es erübrigt sich für meinen Geschmack vollkommen, hier einzelne Stücke hervorzuheben - das Gesamtkonstrukt an diesem Abend hat einfach überzeugt. Das
ZZ Top-Medley in der Zugabe passte da genauso rein, wie alles andere, eigen oder fremd.
Logisch, dass das Publikum mit nur einer Zugabe so gar nicht zufrieden war und daher kamen die Jungs noch ein weiteres Mal nach vorne und verlängerten den Gig somit auf gut über zwei Stunden, bevor sie sich dann vollkommen locker zum Volk für ein meet and greet an den Verkaufsstand begaben. Überhaupt scheint es für die Band keinen Unterschied zu machen, ob sie vor 3 oder 3ooo Menschen spielt, eine Tatsache, die mir Gitarrist
Robby Rigsby in einem Gespräch im Anschluss glaubhaft bestätigte. Er versicherte, dass unser westeuropäisches Publikum ihre
Musik und die Bemühungen, einen Platz zu finden, sehr viel mehr anerkennt und im Vergleich zum Amerikaner in den Staaten geradezu gierig alles aufsaugt. OK, er hat andere Worte gewählt, aber unterm Strich läuft es genau darauf hinaus.
Fazit: eine Band, die man unbedingt im Auge behalten muss. Ich möchte sie gar nicht in eine Reihe mit XXX oder YYY stellen, sie werden ihren Platz finden, dessen bin ich mir ganz sicher. Die musikalische Spielfertigkeit verspricht uns hoffentlich noch weitere gute Scheiben und auch genauso erdige Live-Shows wie jetzt! Wer dem südlichen Genre zugeneigt ist, sollte es nicht verpassen, ZWR auf einem ihrer nächsten Stopps in unseren Gefilden anzusehen. Mir war es aus terminlichen Gründen leider nicht möglich, am Abend drauf nach Holland oder einen weiteren Abend später noch einmal nach Antwerpen zu fahren, aber glaubt mir, die vier Stunden Fahrzeit round trip hätten sich gelohnt.