"Donnerwetter" - das ist wohl "Zanders Zorn"
Niemand in Deutschland hat es bisher so geschafft wie er, einen Song die totale Wandlung durchmachen zu lassen. Die Metamorphose vom Liebeslied zur alkoholisierten Hasstirade?
War niemals ein Problem für Frank Zander - höre "Ich Wünsch Dir Für Die Zukunft Alles Gute" oder "Ich Trink Auf Dein Wohl Marie".
Die Mutation eines liebenden Familienvaters zum rücksichtslosen Verkehrs-Ripper? Leichte Übung für Frank Zander - höre "Kung-Fu Driver".
Nun, der Meister des Sarkastischen, der Jongleur des Nihilistischen, der Architekt des Respektlosen ist zurück. Vorbei der Schwachsinn von Hamster und "Wenn alle Englein wären"!
Es gibt das volle Brett! Zander ist wieder da - und zwar radikaler als je zuvor.

Die Steilflanke hat er sich selbst vorgelegt und zwar in Gestalt des Albums "Rabenschwarz". Im Jahr 2004 überraschte er damit die verdutzte Musikwelt. Mit Brachialsounds im Rammsteingewand machte er Schlager- Musik auch für normale Leute akzeptabel.
Jetzt legt er nach. "Rabenschwarz 2" heißt das neueste Machwerk aus Franks Küche des Wahnsinns.

Gut, zugegebenermaßen kann er sich die Idee dazu nicht patentieren lassen. Schon die Frankfurter Knüppeltruppe Tankard verbolzten unter dem Pseudonym Tankwart diverse Sternstunden deutschen Kulturgutes. Auch Freund und Philanthrop Angelripper zerballerte gnadenlos traditionelle deutsche Liedchen. Allerdings waren diese Leute niemals wirklich Teil des Systems. Anders Frank Zander. Als Highlight deutschen Entertainments gab es zwischen ihm und seinen heutigen "Opfern" seit Jahrzehnten wechselseitige Beziehungen. Viele von ihnen waren sogar zu Gast in seinen TV-Shows.

Diesmal führt er Schlager von Marianne Rosenberg, Chris Roberts und Roy Black ihrer ultimativen Interpretation zu. Daneben hat er noch Nina Hagen ins Studio gebeten, um im Duett mit ihr "Liebeskummer Lohnt Sich Nicht" nischenkompatibel zu machen. Wieder geht's tiefergestimmt, brutal und krass zu Sache. Neue deutsche Härte? Gegen diesen Kram hier ist sie lächerlich!

Weiter im Text. Seine eigenen Songs sind natürlich auch nicht vor ihm sicher. Der "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein" musste dran glauben. Der Überknaller Zander'scher Schaffenskraft war damals wochenlang Anführer der Schlager-Rally im WDR. Jetzt sucht er seine Leichenteile zum Soundtrack aus Rammstein-Metal, Orchesterarrangements und Reggae -Rhythmik. Und "Kurt" wird ebenfalls durch die Mangel genommen.
Dass Frank immer noch anarchische Songs mit einer gehörigen Portion morbiden Humors schreiben kann, beweist er bedingungslos mit "Willkommen in meiner Welt" und "Im Keller". Es ist eine Freude, Frank Zander wieder im Wahnsinn zu wissen...

Schön blasphemisch geht er mit den passionierten Langeweilern namens Dire Straits um. Zu der - ich gebe es ja zu - guten Musik von "Sultans Of Swing" fabuliert Zander "Das war'n Zeiten". Ob er diesen Abend und die beschriebenen Erlebnisse wirklich mitgemacht hat?
Wir vermuten: "Ja"!

Schon immer hat Frank Zander Wert auf gute Musiker gelegt. Die agierende Truppe offenbart keine offenen Flanken. Klar gibt es auf "Rabenschwarz 2" keinen Platz für instrumentale Extravaganzen. Aber man hört, dass da Profis am Werke sind.

Als kleine Zugaben sind auf dem Informationsträger die Videoclips zu "Komm Unter Meine Decke" und "Nachbar" konserviert worden. Vielleicht ist auch ein wenig nostalgische Verklärung dabei, aber Frank Zander kann sich für "Rabenschwarz 2" neun RockTimes-Uhren in die Zelle hängen. Es wären übrigens glatte 10 Uhren geworden, wenn auf dem Album noch ein paar Gags und Explosionen raufgemischt worden wären.
Was wünschen wir uns? Weiter so, Mann!