Frank Zappa / The Freak-Out List
The Freak-Out List Spielzeit: 88:00
Medium: DVD
Label: Chrome Dreams/Sexy Intellectual, 2010
Technik:
Format: PAL
Sprache: Englisch (Stereo) ohne Untertitel
Regionen: Alle
Bildformat: 4:3 - 1.33:1
FSK: ohne
Stil: Progressive, Jazz, Rock

Review vom 26.07.2010


Steve Braun
"The Freak-Out List" und "Zappa Under The Influence Of ..." heißt es auf dieser etwa 88 Minuten langen Dokumentations-DVD. Grundlage ist das bahnbrechende 1966er Frank Zappa-Album mit den 'Ur-Mothers Of Invention': "Freak Out!". Auf der Innenseite dieses ersten Doppel-Albums der Rockhistorie ist eine Liste mit 179 Musikern, Bands und Komponisten genannt - die so genannte "Freak-Out List". Es handelt sich um die musikalische Basis, die wichtigsten Einflüsse des genialen Cross Over-Komponisten Frank Zappa. Spannenderweise veränderten sich diese stilprägenden Namen bis zu Zappas Tod im Jahre 1993 nicht. Was bei anderen bedeutenden Künstlern häufig variiert und angepasst wird, blieb das Fundament für sein ganzes musikalisches Leben: Die Musik der auf jener mittlerweile legendären "Freak-Out List" genannten Koryphäen.
Die hier vorliegende DVD vermittelt tiefe Einblicke in das musikalische Grundgerüst Zappas, das in den collagenhaften Kompositionstechniken Einfluss fand. Hier sind vier Hauptrichtungen zu konstatieren: Der Doo Wop und Rhythm'n'Blues der frühen 1950er Jahre, die verschiedensten Blues-Stile prägnanter Blues-Gitarristen, die moderne klassische Musik und - von Zappa oftmals spöttisch karikiert - der Jazz(-Rock).
Die allererste Platte, die sich der junge Zappa wünschte, war ein Album von Spike Jones und seinen City Slickers, die ihre Songs mit Kuhglocken, Autohupen, einem mit einer Darmsaite bespannten Toilettensitz (das so genannte 'Latrinophone') und Ambossen instrumentierten - purer Klamauk also, der den jungen Mann schwer beeindruckte und sich später bei den Mothers Of Invention seinen Weg brach. Auch Doo Wop-Interpreten wie The Clovers, The Moonglows und The Cadillacs standen auf seinem Wunschzettel. Diese Stilrichtung, auf mehrstimmigen Gesangsarrangements basierend, wirkte sich vor allem wegen des intensiven Einsatzes von Nonsens-Silben auf Zappas Gesangskompositionen aus.
Ausgehend vom R'n'B waren es vor allem Blues-Gitarristen wie Johnny 'Guitar' Watson, Clarence 'Gatemouth' Brown und Matt Murphy, die sein Gitarrenspiel beeinflussten. Ebenfalls sind
Howlin' Wolf und John Lee Hooker auf der 'Freak Out List' verewigt worden.
In den 1950er Jahren setzte sich Frank Zappa auch intensiv mit der modernen klassischen Musik auseinander. Hier waren es vor allem Edgar Vàrese und Igor Stravinsky, die bleibenden Eindruck hinterließen. Komplexe Klangblöcke und Taktzahlen sowie metrische Verschiebungen fanden später ebenso ihren Niederschlag in seinen Kompositionen wie gegenläufige Rhythmen und Harmonien. Wenn diese beiden modernen Klassiker auch als Haupteinflüsse gelten dürfen, so finden sich auf der 'Freak-Out List' auch Karlheinz Stockhausen, Béla Bartók und Pierre Boulez wieder. Speziell die Zwölftonmusik Arnold Schönbergs hat tiefe Spuren in Zappas Werken hinterlassen.
Augenzwinkernd hat Zappa immer wieder den Jazz karikiert und parodiert. »Jazz is not dead, it just smells funny« (Jazz ist nicht tot, er riecht nur eigenartig) pflegte er gerne zu scherzen. Von "Hot Rats" bis "Jazz From Hell" hat er den Jazz Rock maßgeblich mitgeprägt. Die Arbeiten mit dem Geiger Jean-Luc Ponty und dem Keyboarder George Duke erweiterten hierbei seinen Horizont und lassen deutlich werden, wie wichtig der Einfluss des Jazz Rocks als viertes musikalisches Standbein für ihn war.
Die eingespielten Interviews auf "The Freak-Out List" wurden mit äußerst kompetenten Wegbegleitern Zappas geführt. Dabei kommen neben ehemaligen Mothers Of Invention-Musikern wie Don Preston und Ian Underwood auch Musikgrößen wie George Duke zu Wort. Die beiden Zappa-Biographen Ben Watson und Greg Russo beleuchten ebenso wie die Musikwissenschaftler David Nicholls und Alan Clayson die jeweiligen Schaffensperioden des extravaganten Künstlers.
Abgesehen von dem hohen informativen Gehalt für den Fan Frank Zappas, sollte der Käufer dieser DVD unbedingt über äußerst profunde Englischkenntnisse verfügen - Untertitel sind nämlich Fehlanzeige. Auch die Namen der interviewten Wegbegleiter hätten gerne öfter eingeblendet werden dürfen.
Dem gegenüber steht eine Flut wichtigster Informationen zum Verständnis von Zappas Musik, die ein musikwissenschaftliches Seminar ausfüllen könnte.
Tracklist
01:Intro (1:21)
02:The List (2:54)
03:Classical Variations (31:27)
04:Fountain Or Love (11:27)
05:Keep It Creasy (13:41)
06:Jazz From Hell (26:40)
Bonusmaterial:
07:Frank Zappa's Desert Island Discs
08:Contributors' Biogs
09:Beyond DVD
Externe Links: