Lacy Younger präsentiert sich offensichtlich gern und mag vielleicht mit äußeren Reizen ablenken wollen. So jedenfalls wirkt die Aufmachung des Covers von "Still Wild" und gibt mir doch erste Bedenken auf, ob die Musik auch wirklich so reizvoll sein mag. Ein wenig nach Mainstream Country sieht es aus...
Nun, eine Country-Stimme hat die Dame nicht, wie sie gleich beim ersten Song zu erkennen gibt. Vielmehr geht das in Richtung 'Rockröhre', mit leichtem Reibeisen-Anflug. Die Musik ist eine Mischung aus Rock mit leichtem und gelegentlichem Country Rock-Einschlag und man versucht offensichtlich auch, das Ganze hörerfreundlich zu verpacken. "This Ain't The First Time" klingt ja ganz nett, nur vermisse ich ganz schnell so etwas wie Leidenschaft. Das hört sich für mich konstruiert an und das Ausblenden des sich ständig wiederholenden Refrains macht es auch nicht interessanter.
Überhaupt habe ich das Gefühl, dass man beim Einsatz der Musiker besser eine Schippe draufgelegt hätte - das klingt alles '08/15', wie man das hierzulande gern ausdrückt. Nichts ist wirklich schlecht, es ist lediglich mein persönliches Empfinden, das mir signalisiert, dass hier etwas mich wirklich Packendes fehlt, selbst wenn man noch so loszurocken versucht wie bei "Still Wild".
Die in San Diego geborene Sängerin - so liest man - wuchs unter anderem mit der Musik der Rolling Stones auf. Ja, deren Einflüsse lassen sich durchaus hören - typische Rockriffs tauchen immer wieder auf. Ein erster Wandel folgt mit dem Einstieg einer akustischen Gitarre bei der Ballade "But I Miss You", etwas mehr Feeling hält nun Einzug. Angesichts des Aufenthalts Lacy Youngers in Nashville könnte man etwas mehr Country erwarten, doch das schimmert nur gelegentlich leicht durch. Aber nach weiteren Rockern und Balladen ist es erst "Livin' On Memories", das mit dem Einsatz der Fiddle etwas Abwechslung in diese Richtung bringt. Dennoch dürfte die energisch wirkende, etwas gedrückte Stimme (ja, die kommt nicht immer locker rüber) besser im Rock aufgehoben sein, was Titel wie "Broken Heart, Broken Bones" beweisen. Es wäre auch durchaus vorteilhaft, wenn dieser Stil mit etwas 'Blue Eyed Soul' getränkt wäre - gute Ansätze sind jedenfalls vorhanden.
Ich könnte mir eine Platte von Lacy Younger mit den Cracks des Muscle Shoals-Sounds recht interessant vorstellen. Die auf "Still Wild" eingesetzten Musiker können mich jedenfalls nicht unbedingt überzeugen; sie klingen bei Gitarrensoli, wie bei "Dead Wrong", doch etwas ungelenk.
Andererseits gibt es auch wieder solch schöne Momente wie bei der Ballade "Didn't I", die sich von zarten Tönen zu Beginn noch ein wenig steigert und genau das, was ich zuvor größtenteils vermisste, vorstellt: nämlich Feeling in geschmeidigem Umfeld. Das ist es, was dann auch packend im Ausdruck wirkt - die Cellobegleitung trägt ebenfalls dazu bei. Nur leider ist es auch hier wieder das Gitarrensolo, das die Atmosphäre dieses schönen Songs leider zerstört - etwas zarter und mehr 'laid back' wäre hier angebracht gewesen! Der laszive Groove von "This Time" zählt für mich auch zu den Gewinnern der Scheibe, bis dann der Rock-Einsatz den coolen Start zertrampelt.
Mit anderen Worten: Ich finde viele Ansätze positiver Art - durch bessere Arrangements der an und für sich guten Songs wäre aber die Musik sicherlich interessanter geworden. Oder man hätte sich darauf verständigt, einfach 'knochentrocken' abzurocken - ohne Schnörkel. So bleibt für mich unter dem Strich eher durchschnittliche Musik, die mit ihren einzelnen Zutaten keine geschmeidige Melange ergibt.
Ach ja, ich vergaß zum Ausklang der Scheibe eine weitere Nuance: "Something You Do" geht in Richtung Popmusik und - oh Wunder - das überrascht mich positiv. Hier passen Stimme und Musik sowie die Arrangements aus meiner Sicht perfekt zusammen. Das ist ein Titel, der klingt, als gehöre er nicht auf diese Platte. Sollte das ein Ausblick auf die Zukunft sein?
Line-up:
Lacy Younger (vocals)
Mark Goldenberg (guitars)
Craig Stull (guitars, background vocals)
Marty Walsh (guitars)
George Dearing (guitars)
Billy Thompson (guitars)
Andrew Bojanic (guitars)
Doug Livingston (steel guitar)
Bob Glaub (bass)
Dave Marrota (bass)
Jon Gilutin (keys, organ)
Nic ten Broek (keys)
Mark Gullitan (keys, organ)
Dave Kurtis (keys)
Trevor Lawrence Jun. (drums)
Tom Walsh (drums)
Juke Logan (harmonica)
Doug Lacy (accordion)
David Shambau (cello)
Candy Lerman (fiddle)
Parrie Rich (background vocals)
Liz Hooper (background vocals)
Tracklist |
01:This Ain't The First Time (4:13)
02:Still Wild (3:49)
03:Here's To You (4:11)
04:But I Miss You (4:29)
05:I Was Wrong (4:07)
06:Livin' On Memories (5:12)
07:Broken Heart, Broken Bones (3:16)
08:Dead Wrong (2:49)
09:Didn't I (5:06)
10:This Time (3:49)
11:Let Me In (3:21)
12:Not Forgiving You (5:03)
13:Something You Do (4:01)
All Songs written by Lacy Younger
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