Spielzeit: 63:37 Medium: CD Label: Deep Pearl Records Stil: Heartland/Country Review vom 23.12.2009 Wolfgang Giese

Mit akustischer Gitarre und Sprenkeln der Pedal Steel, führt sich der erste Titel "1000 Mile Stare" sogleich gut ein, das ist zwar Country-Sound à la Bakersfield, doch ich komme nicht umhin, immer wieder beim Anhören dieses Stücks festzustellen, dass Yeaman mich hier stark an Chrissie Hynde von den Pretenders erinnert. Die Art zu singen ist sehr ähnlich.
Insgesamt werden verschiedene Spielarten und Ausprägungen des Country-Genres geboten. Dazu Einflüsse aus Folk, Bluegrass und Titel im 'Singer/Songwriter-Ambiente'. Dazu noch ab und an eine Prise Rock oder auch Pop. "Desolate" kann man absolut als 'Americana' bezeichnen. Auf diese Weise ist nicht klar einzuordnende Musik entstanden, die sich insofern jedwedem 'Schubladenphänomens' entzieht.

Was könnte annähernd passen? Vielleicht 'Heartland Rock' mit Country-Feeling durchzogen?

Yeaman stammt aus Australien und dieses ist ihr zweites Album nach "Pure Motive" aus dem Jahre 2005.
Die Stimmungen wechseln von sehr ruhig und gelassen über zupackend bis zuweilen 'geisterhafter' Atmosphäre, wenn die Künstlerin z.B. auf "Flying North" eine Geschichte erzählt (ist das schon Rap?). Dazu aus dem Hintergrund die Mundharmonika, die "Das Lied vom Tod" zu spielen scheint.

Einem geographischen Sprung scheinen wir ausgesetzt zu sein bei "Mercy Train", bekommen wir hier doch Anklänge an den berühmten Sound aus Memphis zu spüren, einst groß gemacht durch die Crew aus 'Muscle Shoals'. Fender Rhodes und die Hammond bringen ein groovendes Element in dieses sanft funkende Stück.

Einen Hauch von Blues atmet "Perfectly Flawed", und auch hier scheint Chrissie Hynde erneut zu grüssen.
Die gitarrenspielende Sängerin beweist darüber hinaus, auch keinerlei Berührungsängste mit fremden Kulturbereichen zu haben. Denn wenn man beim letzten Stück angelangt ist, glaubt man, 'auf der falschen Platte zu sein', beginnt "Mantra" doch mit Sitarklängen, gespielt von Kanchan Verma.

In den sonst von der Akustikgitarre bestimmten Song integriert sich das indische Instrument einwandfrei, und zusammen mit der Tabla gewinnt die Musik eine ungeahnte Ausdruckskraft, wie ich sie auf diese Art noch nicht gehört habe. Leider bekommt "Mantra" dadurch auch eine 'Aussenseiterfunktion', passt es doch so gar nicht in das übrige Konzept. So geht es mir jedenfalls. Klug daher vielleicht, es an das Ende zu packen, quasi ein 'Bonus'.

Musik also, die zum Entdecken auffordert, und in den abgedruckten Texten kann man darüber hinaus einige lyrische Momente nachvollziehen.

Emotionen werden viel geboten, das Album scheint mit Leidenschaft eingespielt worden zu sein. Man muss sich nur darauf einlassen. Den sofort zündenden Zugang findet man eher nicht. Womit ich mich persönlich nicht so sehr anzufreunden vermag, ist die Stimme, die im Ausdruck nicht so ist, wie ich es mag. Gelegentlich haucht sie mir zu sehr und ich wünschte mir mehr Druck und Ausdruck. Aber, außer der gelegentlichen Ähnlichkeit zu Chrissie Hynde verfügt Yeaman über eine Stimme mit Wiedererkennungswert.

Line-up:
Marisa Yeaman (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
Marcus Goodwin(electric guitar - #1,3,15, acoustic guitar - #1, background vocals - #1,10)
Matthew Vehl (Hammond - #1,3,8, Rhodes - #1,8,10, piano - #11)
Gerrett Costigan (pedal steel)
Grant Cumberford (bass, double bass - #5)
Davey Porter (drums, percussion - #5)
Jim Hackett (lap steel - #2)
Dave Steel (lead guitar - #2,4, acoustic guitar - #5,12, slide guitar - #6, dobro - #8,12, blues harp - #12)
Tom Rogerson (background vocals - #2,12)
Ian Collard (blues harp - #5)
Lloyd Spiegel (lead guitar - #8,9,14, acoustic guitar - #10,14)
Tim Renn (backing vocals - #8)
Tim Hackett (lap slide - #10)
Davin Pidoto (stomp box - #12)
Carl Dedic (lap steel - #13)
Kanchan Verma (sitar, tabla - #15)