Y&T / 06.11.2007, Rosenhof, Osnabrück
Rosenhof Y&T
Rosenhof Osnabrück
06. November 2007
Konzertbericht
Stil: Hard Rock


Artikel vom 16.11.2007


Thomas Völge
Vorfreude
Auf meiner Bandliste, die ich unbedingt noch live sehen möchte, rangiert Y&T seit langer Zeit ganz weit oben. Y&T sind seit 2003 wieder regelmäßig auch in deutschen Landen unterwegs, dies jedoch vorwiegend auf Festivals oder im Rahmen von Mini-Tourneen durch Clubs. So wäre mir dieser Termin in Osnabrück fast durch die Lappen gegangen, da er relativ kurzfristig auf dem Weg der Band von London nach Barcelona dazwischen geschoben wurde. Glücklicherweise machte mich mein Bruder auf dieses Konzertereignis aufmerksam, so dass ich sofort Feuer und Flamme war und prompt meine Zusage erteilte.
Anreise
Dann galt es noch schnell den dritten Musikfreund zu verpflichten, der uns sogleich mit seinem Flagschiff Y&T deutscher Ingenieurstechnik auflas, um uns mit selbigen in Lichtgeschwindigkeit zur 120 Kilometer entfernten Location zu chauffieren. Währenddessen sollten wir alle daran arbeiten, den gleichermaßen angestauten Arbeitsfrust des Tages nach und nach abzubauen. So musste zunächst der aktuelle Slayer-Output in beträchtlicher Lautstärke herhalten, um die Ohren auf Betriebstemperatur zu bringen, gefolgt von den ältesten Witzen der Menschheit bis hin zu Geschichten erfolgreicher Eroberungen von Vertretern des weiblichen Geschlechtes, zeitlich noch vor der deutschen Einheit einzuordnen und mit einem geschätzten Wahrheitsgehalt von unter 30 Prozent versehen. Aber sei es drum. So leicht sind Männer zu begeistern!
Stärkung und Ambiente:
Während sich meine Mitstreiter in der Vorfreude des ersten Bieres noch mit türkischen Fingerfood-Spezialitäten stärkten, machte ich mich schon mal mit dem übrigen Programm des Rosenhofes, Ort des gleich stattfindenden Konzertes, vertraut. Ein breites Spektrum: Saga, Ten Years After, Uriah Heep und Grobschnitt.
Beim Betreten des Saales folgte aber die erste Ernüchterung: Nur etwa 200 Rockfans lustwandeln im Saal, der sich als ehemaliges Kino entpuppte und einen passenden Rahmen für das heutige Ereignis bieten sollte. Dass hier heute ganz großes Kino folgen sollte, war jetzt noch nicht zu erahnen.
Y&T Beim Betrachten des Publikums stellte sich heraus, dass es sich um viele weit gereiste Die-Hard-Fans handelte, die nach dem Set der Vorgruppe sogleich zur Bühne stürmten. Unter den mit Y&T-Shirts bekleideten Rockfreaks fiel uns ein Biker mit Kopftuch auf, den wir bereits bei einem Blue Öyster Cult-Konzert getroffen hatten. Zudem haben einige Holländer den Weg über die Grenze gefunden. Daher drängt sich die Frage auf: Wo waren eigentlich die Osnabrücker?
Das Konzert:
Um 21:20 Uhr geht dann endlich das Licht aus. Vier Männer, die ihre besten Jahre schon lange hinter sich gelassen haben, betreten die Bühne und sogleich erklingen die ersten Y&T-Sprechchöre. Dave Meniketti stöpselt seine 1968er Les Paul ein und schmettert den begeisterten Zuschauern den Anfangsriff von "Open Fire" entgegen. Der Sound ist von Beginn an fantastisch, und Dave ist hervorragend bei Stimme.
Y&T Was nun folgen sollte, ist eine schier unglaubliche Setlist, die keinen einzigen Ausfall enthalten sollte und das breite musikalische Spektrum der Band, von harten und schnellen Heavy Rock-Songs, über bluesige und balladeske Nummern bis hin zu mainstreamigen und AOR-Titeln, perfekt widerspiegeln sollte. Der erste Höhepunkt war "Dirty Girl", ein stampfender und im Midtempo gehaltener Song vom "Earthshaker"-Album (gehört in jede Albumsammlung), bei dem Meniketti mit gefühlvollem Gitarrenspiel und Gesang seine Affinität zum Blues hervorragend herausarbeiten konnte.
Mit besonders intensivem Gesang kann Dave bei der ersten Ballade des Abends "Wind Of Change", vom "Black Tiger"-Output, brillieren. Hier bleibt auch beim härtesten Rocker kein Auge trocken. Als alle noch andächtig in dieser Stimmung verharren, donnert uns Dave Meniketti bereits das Anfangsriff von "Hurricane" entgegen, so dass schnell wieder alle Haarmatten kreisen (meine leider nicht mehr). Es folgt ein Highlight nach dem anderen: "Midnight In Tokyo", "Eyes Of A Stranger", "I'll Keep On Believin' (Do You Know)" und "Black Tiger". Als alle dachten, das sei nicht mehr zu toppen, ertönt der Anfang der Halbballade "Rescue Me". Wow, zuerst viel Gefühl, um dann ordentlich durchgerockt zu werden. Ganz großes Kino! Mit dem Instrumental "I'll Cry For You" folgt eine kurze Verschnaufpause, ohne das der Spannungsbogen abriss. Hierbei zeigt Dave Meniketti, dass er ein Meister der hohen Töne ist und kann das Publikum einmal mehr verzaubern.
Jeder im Publikum weiß, dass alles vorherige nur noch durch einen Song gesteigert werden kann, dessen Anfang prompt ertönt. Die Rede ist von der Überballade "I Believe In You", die vom "Eartshaker"-Album Y&T stammt und für mich zu den 20 besten Songs überhaupt zählt. Die Intensität und Dynamik, die sich im Verlauf dieses Meisterwerkes entfaltet, sucht ihresgleichen und wird von Dave Meniketti stimmlich und musikalisch perfekt dargeboten. Was für ein grandioser Abschluss des regulären Sets.
Die Zuschauer geben aber noch mal alles und brüllen und johlen die Band zurück auf die Bühne. Die Band um Dave Meniketti, übrigens bestehend aus dem Urmitglied Phil Kennemore am Tieftöner, sowie John Nymann an der zweiten Gitarre und Mike Vanderhule an der Schießbude, nehmen mit "Hungry For Rock" abermals Fahrt auf, um dann mit dem unverwüstlichen Bandklassiker "Forever" nach zwei Stunden Spielzeit dieses in allen Belangen großartige Konzert zu beenden.
Fazit:
Eine bestens aufgelegte Band um den überragenden Frontman Dave Meniketti, die eine perfekte Show geboten hat. Die Setlist ließ keine Wünsche offen und wurde bei brillantem Sound vorgetragen. Und ganz wichtig: Der Spannungsbogen wurde nicht durch nervige Soli unterbrochen.
Für mich eines der besten Konzerte, die ich je gesehen habe.
Setlist
Open Fire (Black Tiger 1982)
Contagious (Contagious 1987)
Hard Times (Ten 1990)
Dirty Girl (Earthshaker 1981)
Don't Be Afraid Of The Dark (Ten 1990)
Mean Streak (Mean Streak 1983)
I'll Keep On Believin' (Do You Know) (In Rock We Trust 1984)
Wind Of Change (Black Tiger 1982)
Hurricane (Earthshaker 1981)
Straight Through The Heart (Mean Streak 1983)
Midnight In Tokyo (Mean Streak 1983)
Eyes Of A Stranger (Contagious 1987)
Black Tiger (Black Tiger 1982)
Rescue Me (Earthshaker 1981)
I'll Cry For You (Instrumental) (Contagious 1987)
Guitar Intro Summertime Girls
Summertime Girls (Down For The Count 1985)
I Believe In You (Earthshaker 1981)

Encore:
Hungry For Rock (Earthshaker 1981)
Forever (Black Tiger 1982)
Externe Links: