Spielzeiten: Talk: 63:10 (1994) Open Your Eyes: 74:10 (1997) The Ladder: 60:47 (1999) Magnification: 60:32 (2001) Live In Montreux 2003: 69:06 (2003) Medium: CD-Box Label: Eagle Records, 2006 Stil: Progressive Rock Review vom 20.01.2007 Günter Schote

Klein, schwarz, stark! So kommt eine weitere Box aus dem Hause Yes daher. Diesmal handelt es sich allerdings weitestgehend um Recycling. Doch, um dies vorweg zu nehmen, um durchdachtes. Zwischen 1994 und 2001 veröffentlichten Yes (die Studioaufnahmen der "Keys To Ascension"-CDs nicht berücksichtigt) vier Studioalben, die jedoch nicht jeder, der an Yes Interesse hat, sein Eigen nennt. Diesen vier wurde mit "Live At Montreux 2003" noch eine wunderbare Live-Aufnahme beigefügt, das Ganze recht nett verpackt und ist somit allen, die Yes mögen, die letzten Alben jedoch verpassten, ans Herz gelegt.

Ich gehe mal chronologisch vor und lande im Jahre 1994. Die Union-Tour war vorüber und Trevor Rabin wollte die nächste Yes-CD mit Rick Wakeman an den Tasten aufnehmen. Eine Konstellation, die es zuvor nicht gab, jedoch sehr interessant klang. Aber wie bei Yes üblich machte das Management der Sache einen Strich durch die Rechnung und im Studio landete wieder die "90125"-Besetzung mit Tony Kaye an den Keyboards. Doch das Ergebnis war trotzdem außergewöhnlich stark: Talk!
Der Sound ist sehr dicht, Trevor Rabin hat auch als Produzent einen super Job gemacht. Mit "Real Love" findet sich sicher einer der härtesten Yes-Tracks überhaupt auf dem Album, "I Am Waiting" ist ein anderer Höhepunkt. Das Schlüsselstück der CD ist aber natürlich der 16-minütige "Endless Dream", den Anderson mit Rabin geschrieben hat. Progressive Rock wie man ihn von dieser Besetzung nach deren beiden letzten Veröffentlichungen fast nicht mehr erwartet hat. Co-Autor des Songs "Walls" ist übrigens Ex-Supertramp Roger Hodgson, der den Song mit Rabin schrieb. Nach dem Union-Album ein toller nächster Schritt von Yes!

Line-up "Talk":
Jon Anderson (vocals)
Trevor Rabin (guitars)
Chris Squire (bass)
Alan White (drums)
Tony Kaye (keyboards)

1997 veröffentlichte man dann in einer recht ungewöhnlichen Besetzung mit Billy Sherwood als zweiten Gitarristen das vielleicht schwächste Album der Yes-Diskographie. "Open Your Eyes" war zunächst als Solo-Album von Chris Squire gedacht, das er mit Hilfe von Billy Sherwood aufnehmen wollte. Am Ende wurde es ein Yes-Album. Einen Gefallen hat man sich damit allerdings nicht getan. Lediglich das Anderson / Howe-Stück "From The Balcony" weiß neben dem Titelstück zu überzeugen. "Universal Garden" und "Wonderlove" sind mit etwas Wohlwollen auch noch gut geraten, doch insgesamt ist das alles viel zu wenig für solche Musiker.

Line-up "Open Your Eyes":
Jon Anderson (vocals)
Chris Squire (bass)
Billy Sherwood (guitars)
Steve Howe (guitars)
Alan White (drums)

Zwei Jahre später nahm man unter der Regie von Bruce Fairbairn das leider völlig unterschätze Werk "The Ladder" auf. Die Besetzung ist um den russischen Keyboarder Igor Khoroshev erweitert worden, der vorübergehend zum festen Bandmitglied wurde. Mit "Homeworld" eröffnet auch gleich ein Riesenstück das Album. 10 Minuten klassische Yes-Musik mit allem was die Band ausmacht. Auch die nun folgenden kürzeren Stücke können fast durchgehend überzeugen. "It Will Be A Good Day", "Lightning Strikes" oder "If Only You Know" sind allesamt unentdeckte Perlen von Yes. Auf dem anderen 10-minütigen "New Language" zitieren sich Yes mit einem leichten Augenzwinkern sogar erstmals selbst. Alles in allem ein starkes Album, dass seinen Platz in der Yes-Diskographie noch finden wird. Eine Erwähnung gebührt auch dem tollen Cover von Roger Dean.

Line-up "The Ladder":
Jon Anderson: (vocals)
Steve Howe (guitars)
Billy Sherwood (guitars)
Alan White (drums)
Chris Squire (bass)
Igor Khoroshev (keyboard)

Weitere zwei Jahre später präsentierten sich Yes wieder in neuem Gewand: Diesmal nach den Abschieden von Sherwood und Khoroshev erneut ohne Keyboarder, dafür allerdings mit einem Orchester, mit dem man anschließend auch auf die sehr erfolgreiche Yes-Symphonic-Tour ging. Das Resultat hieß "Magnification" und war durchaus hörenswert. Wie schon auf "The Ladder" gibt es auf "Magnification" einige unentdeckte Schätze zu finden. Songs à la "Give Love Each Day" oder "Soft As A Dove" sind mit ihrer Orchester-Unterstützung natürlich ein idealer Spielplatz für Jon Andersons Stimme und seiner Vorstellung einer Welt voller Respekt und Liebe. Das nutzt er und tobt sich voll und ganz aus. Die Highlights sind allerdings die beiden längeren Stücke "In The Presence Of" und besonders "Dreamtime", das alles hat, um ein Klassiker im Repertoire von Yes zu werden...wenn, ja, wenn es nur Beachtung fände.

Line-up "Magnification":
Jon Anderson (vocals)
Chris Squire (bass)
Steve Howe (guitars)
Alan White (drums)

Abgerundet wird das nette Päckchen durch die CD "Live At Montreux 2003", die in der klassischen Besetzung mit Rick Wakeman aufgenommen wurde. Geboten werden neuere Stücke und Klassiker. Besonders das lange nicht gespielte "Don't Kill The Whale" freut den Sammler. Aber natürlich werden auch "Awaken", "And You And I" oder das neuere "In The Presence Of" in 1A-Versionen gespielt. Toller Sound, perfekte, jedoch nicht langweilige Versionen großartiger Stücke.

Line-up "Live At Montreux 2003":
Jon Anderson (vocals)
Rick Wakeman (keyboards)
Steve Howe (guitars)
Chris Squire (bass)
Alan White (drums)

Wenn man einen Kritikpunkt nennen möchte, dann die Tatsache, dass die beiden besten Yes-Songs der 90er keine Beachtung fanden: "Mind Drive" und "Be The One", die seinerzeit auf "Keys To Ascension 1 & 2" zu finden waren, fehlen. Vor allem "Mind Drive" ist jedoch ein Muss für jeden Prog- und Yes-Fan!