Yes / Going For The One
(Expanded & Remastered)
Going For The One Spielzeit: 79:48
Medium: CD
Label: Rhino, 2003 (1977)
Stil: Classic Prog


Review vom 18.08.2007


Wolfgang Merx
Nachdem Yes mit ihrem "Relayer" (1974) die Fans verblüfften und alle Yes-Mitglieder danach an Soloplatten arbeiteten, kamen sie 1976 wieder in der 'Traumbesetzung' ins Studio.
Mit Jon Anderson als Sänger, Chris Squire am Bass und als Backgroundsänger, Steve Howe an der Gitarre, Alan White als Schlagzeuger und Rick Wakeman am Keyboard, waren sie wieder da, um in der Schweiz das wahrscheinlich letzte wirklich gute Yes-Album aufzunehmen.
Das Titelstück ist der erste Track. Hier ziehen die Yesmen alle Register; der Polymoog flirrt im Hintergrund, die Slide-Gitarre kracht gleich vorneweg, Anderson leitet den mehrstimmigen Gesang und die Rhythmusabteilung gibt ihr Bestes. Neben dem flippigen Polymoog haut Wakeman auch in die Pianotasten, was den Gesamtsound gekonnt verstärkt. Nach etwas über fünf Minuten ist das eröffnende Spektakel dann vorbei.
Mit "Turn Of The Century" kommt eine Ballade, die den ersten Höhepunkt des Albums markiert. Howe leitet das Stück mit seiner Akustikgitarre sehr schön ein und Anderson singt dazu in gewohnter Klasse sehr einfühlsam und melodisch. Nach und nach kommen die anderen Bandmitglieder hinzu und das Stück baut sich wunderbar auf, um dann von Howe, wieder auf der Akustikgitarre, nach acht Minuten beendet zu werden.
"Parallels" ist ein Rocker im Stil des Titeltracks, nur beschränkt sich Wakeman auf eine Kirchenorgel, was den Sound sehr interessant und spannend macht. Allerdings ist das Lied nicht so abwechslungsreich, sondern mehr rhythmisch orientiert, aber mit sechs Minuten nicht allzu lang.
"Wonderous Stories" ist ein leichtes Akustikstück, von Wakeman mit dem Moog verfeinert. Dieser Track erreichte Platz 7 der UK-Charts und war die höchste Platzierung einer Yes-Single im Kingdom. Und nun folgt der eigentliche Knaller, "Awaken":
Fast 16 Minuten baut die Gruppe wieder den Sound auf, der diesmal so vielfältig ist, dass dieses Stück als Monolith des Albums hervorsticht. Nicht nur wegen der Länge, sondern wegen dem Sound, der am ehesten noch mit "Turn of the Century" vergleichbar ist. Das Piano-Intro, der rockige Zwischenteil, ein wunderbares Harfen-Orgel-Duett und die bombastische Auflösung - das ist der wahre Yes-Sound!
Die Remaster-Ausgabe von Rhino, welche ich hier bewerte, bietet neben dem entstaubten Sound sieben Bonustracks, die einen Einblick in die Studiosessions verschaffen. Mit "Montreux's Theme" kommt ein kurzes Stück daher, dass das Zeug zu einem guten Longtrack hat, aber nicht genutzt wurde. "Vevey (Revisited)" ist dagegen ein wunderschönes, ruhiges Instrumentalduett mit Wakeman an der Kirchenorgel und Anderson an seiner Harfe. Als nächstes Stück gibt Squire den Klassiker "Amazing Grace" als Basssolo zum Besten, was jedoch unausgegoren wirkt.
Nun folgen Probeaufnahmen von dem Titelsong, "Parallels" und "Turn Of The Century", welche ihrem Namen alle Ehre machen. "Eastern Number" beendet das Album und ist eine Urversion von "Awaken", die wie ein Rohdiamant wirkt.
Mit "Going for the One" haben Yes ein Album vorgelegt, das in seiner Gesamtheit dem Meisterwerk "Close To The Edge" von 1972 ebenbürtig ist, jedoch mehr Facetten umfasst.
Tracklist
01:Going For The One (5:30)
02:Turn Of The Century (7:58)
03:Parallels (5:52)
04:Wonderous Stories (3:45)
05:Awaken (15:38)

Bonustracks:
06:Montreux's Theme (2:38)
07:Vevey (Revisited) (4:46)
08:Amazing Grace (2:36)
09:Going For The One (Rehearsal) (5:10)
10:Parallels (Rehearsal) (6:21)
11:Turn Of The Century (Rehearsal) (6:58)
12:Eastern Number (Early Version of Awaken) (12:16)
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