In Fan-Kreisen als eines der besten Alben von Yes gehandelt, hat sich Music On Vinyl der Scheibe "The Ladder" aus dem Jahre 1999 angenommen. Als Doppel-LP ist das Teil seit Kurzem im Handel und wird sicherlich unter Vinyl-Liebhabern reißenden Absatz finden.
Yes stellen auf "The Ladder" einmal mehr unter Beweis, dass eine Band enorm facettenreich sein kann. Musikalisch geht es querfeldein, bis hin zu afrikanischen Klängen im etwas gewöhnungsbedürftigen Stück "Can I?". Die Frage, die dieses Instrumental-Miniepos stellt, kann auch hier ruhig mit 'Ja' beantwortet werden. Yes können und dürfen so ziemlich alles und der Fan wird auch diesen kleinen 'Ausrutscher' verzeihen. Dafür belohnt der Rest mit eindruckvollen Mega-Werken, wie der Opener "Homeworld (The Ladder)" und das folgende "It Will Be A Good Day (The River)". Kann ein Tag denn noch schöner beginnen, als mit diesen beiden herausragenden Songs?
Auf Seite zwei der ersten Vinylpressung, wird es für mich etwas anstrengender. Die Stücke fließen nicht mehr so und die Band zeigt sich in Experimentierlaune. Die Musik driftet in Richtung Avantgarde und fordert den Hörern einiges ab. Da sich Yes selbst nicht nur als Progger, sondern auch als Avantgardisten betiteln, sei ihnen dieser Ausflug durchaus gegönnt. Wem es missfällt, darf diese Rille ruhig auslassen, allerdings sollte man sich ruhig eine Hörprobe gönnen, um nicht vorab eine Fehlentscheidung zu treffen. Für die Mainstream-Fans von Yes offenbaren sich ungewohnte Klänge während der Tracks, die sicherlich öfter gehört werden müssen um im Ohr zu bleiben. Die Hardcorer könnten sogar sehr begeistert sein. Da ich mich eher zur ersten Kategorie zähle, hake ich diese LP-Seite mal ab, denn leider trifft es nicht unbedingt meinen Geschmack.
Anders auf der zweiten schwarzen Scheibe. Die betitelte Seite drei schwelgt in Romantik. Schöne, gleichmäßige Musik über alle Songs, kleine eingestreute Gitarren-Soli und immer wieder die eindringliche Stimme von Jon Anderson. Er ist unumstößlich die Nummer Eins am Mikrofon bei Yes. Er hat den Wiedererkennungswert, der die Band ausmacht und ist neben Steve Howe die tragende Säule. Hier beweist er erneut sein Stimmvolumen, zwar wie gewohnt ausschließlich im Falsett, aber dennoch so vielfältig und ausdrucksstark wie kaum ein Anderer in dieser Tonlage. Für Träumer und Menschen, die für kurze Zeit dem Alltag entfliehen wollen, die Beste der vier Seiten.
Wir bewegen uns auch leider schon dem Ende entgegen. Zählt man die Gesamtlaufzeit, so ist diese Doppel-LP doch recht kurz geraten. Ein Song oder gar zwei hätten es durchaus noch sein können. Nicht dass es der Band an Ideen mangeln würde, denn wer weiß, was bei den Einspielungen übrig geblieben ist und vielleicht für alle Zeiten in der Schublade verschwindet. Dennoch, im Gesamtpaket betrachtet, ist "The Ladder" ein wahrliches Meisterwerk und kommt völlig ohne die Geld einspülenden Hits aus. Wer ein Kultobjekt in seiner Sammlung sein Eigen nennen möchte, der sollte zugreifen.
Line-up:
Jon Anderson (vocals)
Steve Howe (electric and acoustic guitar, mandolin, vocals)
Billy Sherwood (guitar)
Chris Squire (bass)
Alan White (drums)
Igor Khoroshev (keyboards)
Tracklist |
Side A:
01:Homeworld (The Ladder)
02:It Will Be A Good Day (The River)
Side B:
01:Lightning Strikes
02:Can I?
03:Face To Face
Side C:
01:If Only You Knew
02:To Be Alive (Hep Yaddah)
03:Finally
Side D:
01:The Messenger
02:New Language
03:Nine Voices (Longwalker)
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