Wenn mich Musik von starker Ablehnung, über Neugier und Spannung zur Zufriedenheit bringt, dann ist sie gut, und die dazugehörige Band ebenfalls. Die Rede ist von Zeus und deren Album "Busting Visions". Im September war die Band zu einer Kurztour mit drei Terminen in Deutschland unterwegs. Leider verhinderte mein Urlaub das Konzert in Berlin wahrnehmen zu können, und nach dem Checken der CD ärgere ich mich noch mehr darüber.
Zeus hört sich griechisch an, in Anlehnung an den Göttervater, hat aber mit diesem Land rein gar nichts zu tun. Die Formation stammt aus Kanada und liefert mit ihren musikalischen Visionen einen weiteren Meilenstein in ihrer Laufbahn ab. Die ersten zweieinhalb Minuten ihrer Scheibe trafen deshalb bei mir auf Ablehnung, weil es sich einfach nur nach Sechziger-Jahre-Mainstream anhört. Nun gut, was soll da noch kommen, schoss mir durch den Kopf, aber bereits im zweiten Track "Love/Pain" wird meine Neugier geweckt. Zwar beginnt das Stück mit einfachem Tastenklimpern, steigert sich aber sehr schnell in guten, soliden Rock, der sehr abwechslungsreich klingt. Ich bin hellwach geworden und werde weiter von Song zu Song überrascht. Dabei fange ich an, Vergleiche anzustellen und komme immer wieder auf die Beatles in ihrer experimentellen Phase. Die Stimme des Sängers erinnert mich ständig an die von 'Olle Paule'.
Bei Nummer drei wandelt die Band sehr auf progressiven Pfaden, was mir persönlich extrem gut gefällt. Viele Tempowechsel, Breaks und Klangvariationen machen die Musik spannend. Leider sind die Songs zu kurz und es derer zu viele, um die Musik richtig auskosten zu können. Gerade dann, wenn ich mich in den Song hineinversetzen möchte, ist er schon vorbei. Dafür zieht die Formation aber alle ihre Register, um den Hörer in den Bann zu ziehen. Wem Prog nicht gefällt, der wird sofort mit geradem Rock verwöhnt, bevor der nächste Ausflug in den Psycho-Bereich führt. "Strong Mind" ist so ein Beispiel. Ist der Song am Anfang noch etwas schwierig, so fängt er sich zum Ende wieder und findet aus den Sphärenklängen wieder zurück auf den Boden. "Bright Down Opus" ist einer der Titel auf "Busting Visions", der aus meinem Gesicht ein großes Fragezeichen macht. Fünfundfünfzig Sekunden wird eine herausragende Einleitung zelebriert, die plötzlich im Nichts endet. Warum wird dieses klasse Teil nicht fortgeführt? Stattdessen serviert die Band mit "Love In A Game" wieder, wie am Anfang, einen 60er-Mainstreamsong. Der ist zwar recht gut, aber es fehlt der spannende Moment. Was hat sich die Band bloß dabei gedacht? Beides passt überhaupt nicht zusammen.
Der mittlere Bereich der CD besteht aus einem reibungslosen Übergang von Song zu Song. Die Unterschiede werden erst während der Stücke wahrgenommen. Somit erhält der Hörer das Gefühl nicht mehr Herr seines CD-Spielers zu sein. Die Band hat die Macht über das Gehirn übernommen und ich lasse mich einfach leiten. Langweilig ist mir dabei nicht, im Gegenteil, ich finde es sehr spannend und aufregend zu erleben, was sich Zeus einfallen lassen, um mich zu bannen. Noch immer stelle ich ständig Vergleiche zu den Beatles an, und kann mich von dem Gedanken auch nicht lösen. Wieder kommt ein kurzer Track ins Rennen. "Proud And Beautiful", ein locker beschwingtes Stück, das mich nur kurz entspannen lässt. Inzwischen habe ich begonnen, die CD "Busting Visions" nur noch als Gesamtkunstwerk zu sehen und zu genießen. Ich bin sehr begeistert, obwohl Vieles im Ablauf nicht harmonisch ist. Die vielen Wechsel der Stilrichtungen verwirren mich inzwischen auch nicht mehr, ich lehne mich zurück und fühle mich nur noch wohl. Welch eine musikalische Überraschung, und der Titel des Schlusssongs ist wie aus dem Leben gegriffen: "Now That I've Got You". Ja, Zeus haben auch mich, und wer sich noch in ihren Bann ziehen lassen möchte, bitteschön, die CD liegt demnächst in den Läden.
Line-up:
Neil Quin (acoustic & electric guitars, background vocals, lead vocals)
Carlin Nicholson (bass, drums, background vocals, lead vocals)
Mike O'Brien (bass, piano, electric guitars, background vocals, lead vocals )
Rob Drake (drums, harmony vocals)
Tracklist |
01:Are You Gonna Waste My Time?
02:Love/Pain
03:Anything You Want Dear
04:Let It Go, Don´t Let It Go
05:Strong Mind
06:Bright Brown Opus
07:I Love A Game
08:With Eyes Closed
09:Hello, Tender Love
10:Messenger's Way
11:Proud And Beautiful
12:Stop The Train
13:Cool Blue (And The Thing You Do)
14:Now That I've Got You
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Externe Links:
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