Zone Six / Live Wired 2004
Live Wired 2004
Einflüsse sind 60's Psychedelic, Trance & GOA, Filmmusik, Space-Rock, Elektronik, Trip-Hop, Kiffermusik, archaische Musik, lese ich auf der Bandhomepage. Ohne einen Ton der Live-CD gehört zu haben, glaube ich das, denn alleine der Blick auf das Cover und in's Innere des Booklets lassen erahnen, dass hier kein Bluesrock, Rock, oder Metal auf dem Silberling zu hören sein wird.
Zone Six, das sind Martin (Synthy), Julius-k (Guitar), Dave (Spacebass) und Walt (Drums and Djembe).
Anmerkung: "Die kelchförmige Holztrommel, mit Ziegenhaut (früher mit Antilopenhaut) bespannt, die wir heute allgemein als Djembe kennen, stammt von den Volksgruppen der Malinke und Bambara, aus Westafrika, den heutigen Afrikanischen Ländern Guinea Conacry, Mali, Burkina Faso, sowie der Elfenbeinküste." [Quelle: African Percussion]
Bei Dave handelt es sich übrigens um Dave Schmidt, den ich bereits von Weltraumstaunen 'kenne', dieser Spacedelic-Band und spätestens jetzt wird klar, was auf der Scheibe zu hören sein wird. Zumal er hier sein Instrument nicht einfach als Bass bezeichnet, sondern als Spacebass.
Aufgenommen wurde "Live Wired 2004" am 8. Oktober 2004 im 'Sudhaus' Tübingen. Der Bonustrack stammt aus dem Konzert im 'Schlachthof' Lahr vom 16. Oktober 2004. Abgemischt wurde später im Studio.
"Hopscotch" eröffnet die Show gleich mit einem 13 Minuten dauernden Ritt durch eine Welt aus betörenden Wänden, gebaut von einer sich ins sphärische steigernden Gitarre. Bass und Percussion begleiten den Aufbau, während der Synthesizer Archeoperix-gleich um die höher werdenden Wände 'fliegt'.
"Spheroidise", mit knapp sechs Minuten der kürzeste Trip, nimmt den Hörer mit auf eine entspannende Tour, bei der die psychedelische, und wie durch eine Leslie gejagt klingende Gitarre, pefekter Reisebegleiter ist. Auch der Spacebass ist mehr als reiner Erzeuger tiefer Töne und zieht neben der E-Gitarre seine Lines.
Zone Six lassen mich beim reinen Hören an einem hellen und sonnigen Samstagmorgen schon fast der Realität entschwinden. Wie wirkt diese Musik erst bei einem Live-Konzert, zumal die Light-Shows der Band die Musik, bzw. das Feeling extrem verstärken?
Weiter geht es mit "Collaptus" und genau das ist eine Nummer, die nach Lichteffekten schreit und wenn man die Komplexität des Stückes erst mal erfasst hat, man sich gedanklich irgendwo im Pscho-Freak-Kosmos befindet, muss man aufpassen den Briefträger, der gerade klingelt, nicht zu erwürgen, weil er einen so brutal 'heruntergeholt' hat. Noch mal von vorne also und an der Stelle der Unterbrechung rammt sich jetzt der Spacebass, begleitet von einem wabbernden Synthy ins Geschehen, die Gitarre 'schreit noch mal auf' und mein Herzschlag wird wieder normal.
"Sod Waterways" beginnt elektronisch, Gitarrenklänge stoßen dazu und dann bestimmt die Djembe (nehme ich mal an) den Rhythmus. Die Stimmung ist jetzt fast relaxed und man kann prima abdriften. Percussion bestimmt das Geschehen und die anderen Instrumente 'wabern' sich herrlich dazu. Eigentlich 'ne groovende Psychedelic-Nummer, die erst gegen Ende den Groove verliert und für einen kurzen Moment der Elektronik das Zepter in die Hand gibt.
Befanden wir uns nun mit Tracklängen bis 15 Minuten quasi auf einem Europaflug, lädt uns "Beach Comber" mit 1372 Sekunden zur Transatlantik-Tour ein. Elektronisch endete "Sod Waterways" und genau so startet auch der jetzige Song. Minimalistische Gitarrenklänge geben langsam Würze dazu, übernehmen peu à peu die Führung und dominieren ab der Halbzeit eindeutig und lassen den Zuhörer fast schwindlig werden. Drums und Bass fundamentieren treibend das Psycho-Haus, in welchem die Gitarre scheinbar unkontrolliert von Zimmer zu Zimmer und von Stockwerk zu Stockwerk rast. Scheinbar unkontrolliert, denn wenn man die Augen schließt, sich auf Bass und Percussion konzentriert, kann man dem Gitarrenritt mühelos folgen.
Nach ca. 19 Minuten brabbelt der Tieftöner abgrundtief, nimmt das Tempo raus und überzeugt mit affengeilen Bass-Linien, wirft eine tieffrequente Ladung nach der anderen aus den Boxen, auf denen die Sologitarre reiten kann. Jetzt weiß ich, was Spacebass bedeutet.
Wir verlassen Tübingen und fahren nach Lahr, um den Bonustrack "Susurrus" zu hören.
Das ist der richtige Song, um nach der freaky Reise durch alle möglichen Klangwelten wieder langsam zu entspannen. Trotz des Rhythmus, den Bass und Schlagwerk verbreiten, schwebt "Susurrus" einer Wolke gleich durch den Teil des Gehirns, der angeschlossenen Menschen signalisiert: Entspanne dich.
Wie bei 'Nasoni' fast nicht anders zu erwarten, ist auch dieses Werk als Doppel-LP erhältlich.


Spielzeit: 78:00, Medium: CD, Nasoni Records, 2004 (2002)
1:Hopscotch (13:10) 2:Spheroidise (5:39) 3:Collaptus (11:30) 4:Sod Waterways (14:48) 5:Beach Comber (22:52)
Bonus Track: 6:Susurrus (10:00)
Ulli Heiser
Ulli Heiser, 24.03.2006