Zoot Money's Big Roll Band /
It Should've Been Me
It Should've Been Me
Das nenne ich doch mal eine wirkliche Zeitreise!
40 Jahre zurück ins britische Königreich, als dort die Musikszene förmlich explodierte und unsere Popularmusik bis zum heutigen Tage nachhaltig beeinflusste.
Alle maßgeblichen Namen neben Beatles und Rolling Stones hier aufzuführen, würde wahrlich den Rahmen sprengen.
Aber im Zeitalter der Post-CD - Ära (jawohl, denn wir befinden uns längst im Zeitalter der Mp3-Files, Klingeltöne und opulenten DVD-Editionen) suchen Spezialisten-Firmen wie die Reissue-Götter von 'Repertoire' ein Puzzleteil nach dem anderen zusammen, um daraus schließlich ein möglichst detailliertes Ganzes zu basteln.
Eines dieser Puzzleteilchen ist sicherlich die britische Blues-R&B-Soul - Combo Zoot Money's Big Roll Band, die wie so viele andere in einem bestimmten Club ihre Residenz abhielten und von dort aus die Welt erobern wollten. In diesem Falle war es der Londoner 'Flamingo Club' in der Wardour Street, dessen Besitzer auch gleich das Management der Gruppe übernahmen und sogar einen Plattendeal mit Columbia aushandeln konnten.
Trotzdem erschien 1964 die erste Single auf dem berühmten Decca-Label (u.a. Rolling Stones) und ist dankenswerterweise Teil der hier zu besprechenden Edition.
Denn es handelt sich bei "It Should've Been Me" um das 1965 herausgekommene Debütalbum der R&B-Combo, ergänzt durch rare Single A- und B-Seiten und einem EP-Track.
Das Album wurde damals innerhalb nur eines Tages aufgenommen, unterbrochen von einem Pub-Gig! Herrlich, was waren das für Zeiten!
Und in die Pubs und Clubs der damaligen explosiven Szene passte auch der explosive Mix von schwarzem R&B, Blues und Soul der Zoot Money's Big Roll Band, die dem Ganzen diesen wundersamen Schuss Beat und vor allem Rock hinzufügten und damit zusammen mit vielen anderen gleichgesinnten Combos wie beispielsweise Georgie Fame & The Blue Flames, Chris Farlowe & The Thunderbirds, Graham Bond Organisation oder Spencer Davies Group ihren kleinen Teil dazu beitrugen, dass der Grundstein zu dem gelegt wurde, was wir heute gemeinhin als Rockmusik kennen und bezeichnen.
Natürlich waren die jungen Wilden von damals in erster Linie enthusiastische Adepten. So finden sich auf dieser Edition lediglich zwei Eigenbauten. Der Rest sind Vorlagen schwarzer Heroen wie James Brown, Rufus Thomas, Jimmy Reed, Jimmy Smith, Ray Charles, Nina Simone, Chuck Berry, Sam Cooke usw.
Aber das von dieser formidablen Truppe aufbereitete Gebräu explodiert im wahrsten Sinne des Wortes geradezu aus den Boxen und lässt erahnen, was bei den damaligen Club-Gigs abgegangen sein muss.
Höllisch!
Und es sind allesamt Könner am Werk. Zoot Money himself an den Vocals und an der Hammond Orgel, quasi als Prototyp späterer Exzessiv-Tastenquäler wie Rick Wakeman oder Jon Lord, Andy Somers aka Summers an der (jazzigen) Gitarre, der viel später mit Police zu Weltruhm kommen sollte, Collin Allen am Schlagwerk, der später bei John Mayall, Stone The Crows und Focus weitere Meriten erwerben sollte, Paul Williams am Tieftöner und zweimal als Sänger, der wiederum später bei Juicy Lucy anheuern sollte, um dann bei John Hiseman's Tempest einzusteigen, Nick Newell an Saxofon und Flöte und schließlich Clive Burrows am Bariton-Saxofon.
Diese feurige Konstellation geht auf "It Should've Been Me" ab wie diese eine berühmte Katze (wie hieß sie denn noch gleich?).
Da wird vor dem geistigen Auge ein verschwitzter Musikclub mit noch verschwitzterem Publikum gewahr, und mit einer Kapelle auf der Bühne, die den diversen musikalischen Vorlagen so richtig Zunder gibt.
Das ist natürlich auch deshalb möglich, weil 'Repertoire' klangtechnisch wieder einmal ganze Arbeit geleistet hat. Diese im ursprünglichen Mono erklingenden Aufnahmen lassen keine Wünsche übrig, es fetzt erstaunlich satt, differenziert, räumlich, transparent und doch mit analogem Charme aus den Membranen, dass es eine Freude ist. Zudem gibt es ein informatives, vom unvermeidlichen Chris Welch verfasstes Booklet, und die Edition kommt im schönen Digi-Pack daher.
Also, liebe Freunde der rockmusikalischen Wurzelsuche, an dieser Veröffentlichung kommt ihr eigentlich nicht vorbei!


Spielzeit: 79:59, Medium: CD, Repertoire Records, 2005 (1965)
1: I'll Go Crazy 2:Jump Back 3:Alone Came John 4:Back Door Blues 5:It Should've Been Me 6:Sweet Little Rock And Roller 7:My Wife Can't Cook 8:Rags And Old Iron 9:The Cat 10:Feelin' Sad 11:Bright Lights Big City 12:Fina
Bonus Tracks:
13:Uncle Willie 14:Good 15:Bring It Home To Me 16:Please Stay 17:You Know You'll Cry 18:Something Is Worrying Me 19:Stubborn Kind Of Fellow 20:Big Time Operator 21:Zoot's Sermon 22:It Should've Been Me (Alternate Take)
Olaf "Olli" Oetken, 15.08.2005