Als sich im Jahr 1970 im texanischen El Paso Bill Gibbons (guitar, vocals), Dusty Hill (bass, vocals) und Frank Beard (drums) zur Band ZZ Top zusammenschlossen, war eine der erfolgreichsten Blues- und Boogie-Bands der 70er Jahre geboren. Mit ihrer Mischung aus traditionellem Delta Blues und hochtourigen Boogierhythmen, gepaart mit fetzigem Hardrock, brachen sie auf ihren permanenten Tourneen sämtliche Zuschauer- und Kassenrekorde.

Gibbons begann seine musikalische Karriere 1966 in der Band Moving Sidewalks, die im amerikanischen Südwesten sehr populär war, und mit ihrer Debütsingle "99th Floor" fünf Wochen lang die regionalen Charts anführte. Ihren größten Moment erlebte die Gruppe, als sie im Vorprogramm von Jimi Hendrix auftreten durfte. Hill und Beard kamen von der Band American Blues und galten schon damals als bodenständige Rockmusiker.

Anfangs orientierte sich ZZ Top an britischen Bluesrock-Bands wie Free und Cream, ohne aber jemals die amerikanische Bluestradition außer Acht zu lassen. So entstand nach und nach ihre ganz typische Musik, die der Band schnell den Beinamen "Champions of the Texas Rock" ('New Musical Express') einbrachte. Nachdem die erste Plattenproduktion "First Album" schon einen Achtungserfolg erzielte, verfehlte der Nachfolger "Rio Grande Mud" nur ganz knapp die Top 100 in den USA.

Der totale Erfolg stellte sich dann 1973 mit der LP "Tres Hombres" ein und setzte sich zwei Jahre später mit dem Album "Fandango" fort. Jetzt waren ZZ Top wirklich ganz oben. So traten sie im Juli 1974 vor über 80.000 Zuschauern im 'Texas Memorial Stadium' von Houston auf. Und das war keineswegs eine Ausnahme. Mühelos füllte ZZ Top auch jede andere Arena bis auf den letzten Platz. Der 'Rolling Stone' betitelte sie von nun an als "rough and heavy power trio".

Und genau diese beiden bahnbrechenden CDs werden nun neu aufgelegt. Digital remastered von den originalen Mastertapes ist der Sound wesentlich verbessert worden. Die ZZ Top-Reißer "Waiting For The Bus", "Jesus Just Left Chicago", "Beer Drinkers And Hell Raisers" sowie natürlich das überragende "La Grange" kommen jetzt noch druckvoller und schärfer aus den Boxen. So macht es noch mehr Spaß, den schneidenden Gitarrenparts von Bill Gibbons zu folgen. Auch mehrmaliges Anhören kann mir die Freude an dieser herrlich einfachen Musik nicht nehmen.

Das Gleiche gilt auch für "Fandango" und hier vielleicht sogar noch etwas intensiver, denn schließlich besteht die eine Hälfte dieser Scheibe aus Live-Aufnahmen (mitgeschnitten im 'Warehouse' von New Orleans), die ja bekanntlich ziemlich rar gesät sind. Bei diesen fulminanten Konzert-Konserven wurde sowohl der "Jailhouse Rock" eines gewissen Herrn Presley als auch "Mellow Down Easy" von Willie Dixon verwurstet. Die Studiotracks enthalten mit "Heard It On The X" einen absoluten Losgehboogie und mit "Tush" den nächsten Hit der Band, der bis heute noch immer ein fester Bestandteil der Live-Auftritte von ZZ Top ist. Für mich jedoch noch wichtiger ist aber der "Blue Jean Blues". Ein wirklicher Slow-Blues im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Song war und ist noch immer mein Favorit des Albums. (Nebenbei ist er mit 4:42 Minuten auch einer der 'längsten' Songs der texikanischen Rocker).

Gut an diesen beiden neuen 'De Luxe'-Ausgaben sind die jeweils drei bisher unveröffentlichten Live-Aufnahmen auf jeder CD. So hat der Hörer die Möglichkeit, die bekanntesten Songs eines jeden Albums sowohl in der Studioversion als auch on stage zu erleben und so seine Vergleiche zu ziehen. Schade ist nur, dass es keinerlei Hinweise gibt, wo und wann die Titel aufgezeichnet wurden.

Einziges Manko aus meiner Sicht ist die Laufzeit der CDs. Da hätte man sich wirklich etwas mehr anstrengen können. Trotz der Bonus-Tracks kommen beide Silberlinge nur auf etwas über vierzig Minuten Spieldauer. Dafür ist mir der Begriff 'De Luxe' doch etwas zu hoch gegriffen. Um es mit der Werbung zu sagen: "Ich dachte da ist mehr drin!"