Keine Frage, die Situation für die bestehenden Clubs ist schwieriger geworden. Die Zuschauerzahlen sinken und die Kosten steigen. Da die CD-Verkäufe ebenso zurückgehen, sind auch die Labels, in vielen Fällen auch Tourpromoter, klamm. Infolgedessen steigt das wirtschaftliche Risiko für beide Parteien. Und das, wo sich die Clubs vor Bandanfragen unterschiedlichster Stilrichtungen kaum retten können. Vor diesem Hintergrund gibt es zwei Möglichkeiten: Den Kopf in den Sand stecken und lamentieren oder aber dieses Problem offensiv angehen - Ertrag steigern und Kosten senken heißt die Devise. Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig.
Viele Clubs werben mit Daueranzeigen in diversen Blättern. Und die sind nicht billig. Also gilt es auch zu untersuchen, ob die Anzeigen wirklich ihr Geld wert sind. Das lässt sich mittels einer Befragung der Konzertgäste leicht herausfinden. Ein paar Kästchen ankreuzen, auswerten, fertig. Müssen es trotzdem Inserate sein, böten sich Kooperationen mit anderen Clubs/Kneipen an. Unter der Rubrik 'Clubkonzerte in…' könnten mehrere Clubs ihre Veranstaltungstermine veröffentlichen. Der Effekt wäre eine größere Anzeige, damit größere Wahrnehmung und geringere Kosten. Unerlässlich sind auch gute Kontakte zur Lokalredaktion: Ein gelungenes Konzertreview oder ein gut geschriebener Imagebericht ist allemal mehr wert, als eine teures Inserat, das im Anzeigenfriedhof untergeht. Schließlich bietet auch indirekte Werbung die Möglichkeit, dass der Name des Clubs wahrgenommen wird.. Dazu veröffentlicht man einfach Phantasiemitteilungen unter den entsprechenden Rubriken wie: "Habe dich im '…' gesehen und du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf…".
Wirtschaftlich entscheidender ist es aber, die Besucherzahl zu steigern. Bundesweit herrscht das Phänomen vor, dass Coverbands bekannter Gruppen Fans in Scharen in die Clubs ziehen. Agieren hingegen Bands mit eigenem Material auf den Brettern, und seien sie noch so gut, ist weit geringerer Zuspruch zu verzeichnen. Mich wundert das nicht, denn woher sollen die Leute diese Kapellen, z.B. des 'Provogue' oder 'Ruf'-Labels auch kennen? Aus dem Radio vielleicht?
Nein, das Publikum bei diesen Konzerten besteht zum größten Teil aus gut informierten Stammgästen. Viele von ihnen sind regelrechte Freaks und schon so weit in die Materie eingedrungen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass es Menschen gibt, die Innes Sibun oder Rob Tognoni nicht kennen. Gibt es aber, und das sind die meisten der Bevölkerung. Was also tun?
Kommen wir zurück auf die gut besuchten Coverkonzerte. Hier zeigt sich doch, dass zumindest die Bereitschaft vorhanden ist, zu Konzerten zu gehen. Was liegt also näher, als dieses Publikum auch für 'andere Gigs' zu begeistern. Dazu müssten natürlich alle Register gezogen werden: in den Pausen und vor und nach den Konzerten die einschlägigen Genresampler spielen, Programme mit kurzen Infos zu den Künstlern aushändigen und am wirksamsten: kostenlose Labelsampler mit Hinweisen, welche Band hier schon mal gespielt hat, aushändigen. Zusätzlich könnte man abendliche CD-Verlosungen auch mithilfe des jeweiligen Labels organisieren, so geschehen in der 'Music-Hall' Worpswede. So gewinnt man wertvolle Adressen, die eine Gästestrukturanalyse ermöglichen und für gezielte Werbemaßnahmen eingesetzt werden könnten.
Dass solche Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen, kann ich natürlich nicht beweisen, aber einen Versuch sind sie allemal wert. Und sei es nur dafür, um Aussagen wie "Heute zahl ich wieder drauf" seltener zu hören.
Thomas Völge, 13.02.2006
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