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A Gardening Club Project / The Time Trilogy – Digital-Review

A Gardening Club Project / Time Trilogy – Digital-Review

Covid-19 ist es geschuldet, dass der neue Output des in Kanada lebenden Prog-Maestros und Künstlers Martin Springett erst mal ’nur' als digitale EP zu haben ist. Es ist aber geplant, im Frühjahr eine CD zu veröffentlichen.

Der vorliegenden Trilogie liegt das Konzept einer Reise zu Grunde. Einer Reise, die über das stürmische Meer an warme Strandgefilde führen soll. Die Zeit, die dabei vergeht ist das Thema, das den Reisenden bewegt. Wie bei vielen Reisen, die nicht der Entspannung dienen, ist der Abschied erst einmal so eine Sache. Und wenn der Track, der diesen Moment des Aufbruchs beschreibt "Forever Leaving Home" heißt, ist klar, dass uns Molltöne erwarten. Und diese werden durch eine komplexe und gut durchkomponierte musikalische Struktur passend in Szene gesetzt. Der Seemann steht in rauer See an Bord des Schiffes und es scheint, als ist er hin und hergerissen, ob er nun eine Heimat verlassen hat, oder aber auf eine hinsteuert.

Das Ziel der Fahrt, so demonstrieren es die Instrumente, liegt im Süden. Es klingt spanisch und nordafrikanisch. Gezaubert wird diese musikalische Landschaftsmalerei überwiegend von Kevin Lalibertes Flamenco-Gitarrenspiel und dem Fretless Bass Drew Bistons. Mit diesen beiden Musikern der kanadischen Band Sultans Of String wollte Martin schon immer mal zusammen spielen. Und wie in ihrer Stammband, die sich auf instrumentale Musik im Bereich Flamenco, arabischer Folk oder auch Sinti Jazz spezialisiert hat, bringen sie in Martins neuem Projekt Teile dieser Tugenden ein.

Eigentlich ist Martin Springett – wenn nicht solo – unter dem Namen The Gardening Club unterwegs. Vorliegendes Werk formiert als A Gardening Club Project, was zur Annahme verleitet, dass es im Garten des Künstlers ab und an auch mal neue Beete gibt. Martin selbst agiert auf "Time Trilogy" in gewohnter Manier, will heißen, er als gebürtiger Brite zelebriert den klaren, fein ziselierten britischen Prog wie das auch die alten Genesis taten. Zu jeder Sekunde ist klar, dass diese Musik von der Insel kommt, wenn die Protagonisten auch nicht dort wohnen.

"Sister Of The Theft" ist für das Genre mit knappen drei Minuten relativ kurz, liegt trotz spanischem Gitarrenspiel aber schon näher an den afrikanischen Gestaden. Der Text stammt aus dem Gedicht von Sandra Kasturi und wurde von Martin vertont. Die Zeit ist hier der Dreh- und Angelpunkt, ist die Mutter der Entdeckungen, der aktiven und sinnvollen Gestaltung; kann aber auch die Schwester des Diebs sein und uns ihrer selbst berauben. Sari Alesh steuert mit ihrem Geigenspiel eine melancholisch wirkende Komponente bei, die auf der anderen Seite aber auch schön das unabwendbare Verstreichen der Zeit unterstreicht.

"Woman In The Waves" wird nach einer Synthie(?)-Sequenz von klarem akustischem Gitarrenspiel eröffnet, das von tribal wirkenden Drumbeats begleitet, die Geschichte einer an den Mast gebundenen Frau erzählt, deren Liebhaber sich entscheiden muss, mit ihr unterzugehen oder sie aber zu ehelichen. Reisemäßig ist das Schiff aber den südlichen Gefilden entflohen, denn diese Story spielt in der Nähe des Hafens Perthudden in Schottland. So sind auch die musikalischen Ethnien gewichen und das klare, kühle Britische hat das Zepter in der Hand.

"Time Trilogy" lässt bei angenehmer und perfekt gespielter Musik dem Hörer Zeit, sich seine eigene Geschichte zu erdenken. Die Musik ist eher von der ruhigen Art, aber bis in die Spitzen austariert und fein gewebt. Springett ist kein Schreier oder große Geschütze Auffahrender, sondern zelebriert den ruhigeren Teil des Prog-Kosmos. Das aber mit großem Können und Einfühlvermögen,


Line-up A Gardening Club Project:

Kevin Laliberte (flamenco guitar, electric guitar, electric bass)
Drew Birston (fretless bass, acoustic bass)
Martin Springett (guitars, bass, vocals)
Sari Alesh (violin)

Tracklist "The Time Trilogy":

  1. Part 1 – Forever Leaving Home (6:03)
  2. Part 2 – Sister Of The Theft (2:48)
  3. Part 3 – Woman In The Waves (5:54)

Gesamtspielzeit: 14:45, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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