Auch wenn das Wetter nicht so richtig mitmacht, fängt der Frühling im Ruhrgebiet schon gut an, nämlich mit der Veröffentlichung des zweiten Studioalbums von Abnormal End. Das Quintett aus Duisburg/Essen ordnet sich selbst dem Stil Alternative Melodic Metal zu und im Großen und Ganzen passt das auch, drückt aber die enorme stilistische Vielfalt der Band bei Weitem nicht aus. Nachdem wir etwas an der Einstellung des Players gebastelt haben, damit auch die tiefen Töne schön und deutlich klingen, steht dem fast einstündigen Hörgenusses nichts mehr im Wege, wobei ich schon vorab eine ganze Menge »Wow«-Erlebnis versprechen kann. Trotz der stilistischen Vielfältigkeit wirkt das Album nicht chaotisch, im Gegenteil, musikalisch ist die Scheibe meisterhaft aufgebaut.
Die Rhythmussektion begleitet die Melodien und Soli prima, sie bildet eine perfekte Basis für die härteren Metalriffs, für die sanften Taktwechsel und zum Hervorheben des Gesangs bei den sachteren Parts. Das Schlagzeug und der Bass ergänzen sich so harmonisch, dass da kein einziger Ton mehr fehlt, das 'Gesamtbild' ist einfach vollkommen. Wie ein riesiges, bequemes Doppelbett, in das sich der Gesang und die Gitarre langlegen können, um alles gemütlich darbieten zu können, was sie der großen Musik-Welt geben wollen. Und diese Harmonie kennzeichnet ebenso das Doppelspiel des Gesangs mit den Growls. Lukas Nießen und Marcel Tillmanns werfen den Ball der Songs sehr präzise und in gutem Takt einander zu, sodass das Ganze wirklich eine vollkommene Einheit bildet.
Einzelne Tracks kann und will ich bei einer so abwechslungsreichen Scheibe nicht hervorheben, jeder Song ist irgendwie anders, hinreißend, man muss diese einfach selbst anhören und die verschiedensten Richtungen entdecken.Und wenn man damit fertig ist, kann man anfangen, auf die Texte zu achten, die Jungs haben viel zu sagen.
Wer die Band noch nicht kennt und gern einen Vorgeschmack möchte, kann sich gerne das Video zum Lied "Voices" auf Youtube anschauen und dabei gleich Lukas' Serj Tankian-artige Skalierung genießen. Ich finde, es ist ein tolles Stück, auf 'Herz und Nieren' geprüft sogar von meinem Hundewelpen, auch er hat es sich mit großem Interesse bis zum Ende angesehen und angehört.
Mein einziger Kritikpunkt: Das angekündigte Saxofon kommt nur sehr zurückhaltend ins Spiel. Okay, das Konzept ist auch ohne sehr interessant, aber Jungs, das Zeug ist sexy und macht eure Musik noch wertvoller. Beim nächsten Mal bitte die Sax-Melodien großzügiger einsetzen.
Ab dem 10. März ist die Platte erhältlich, einfach mal reinhören und sich in die Songs verlieben. Mich jedenfalls – obwohl ich ansonsten eher auf traditionellen Metal stehe – hat die Band davon überzeugt, dass man auch mal was Neues, was Modernes, was Unkonventionelles probieren sollte.
Line-up Abnormal End:
Lukas Nießen (vocals / sax)
Konrad Gaworski (guitar)
Martin Stimmler (guitar)
Marcel 'Tilly' Tillmanns (bass/growls)
Benedikt Schorsch (drums)
Trackliste "Concept Of Identity":
- Concept Of Identity
- While ( alive – – true)
- Requiem
- Soldiers’n’Slaves
- Love Song
- Epic Fail
- Hell On Earth
- Voices
- Nullified
- Eater Of Worlds
Gesamtspielzeit: 50:09, Erscheinungsjahr: 2018
Neueste Kommentare