Mangels Live-Konzerten griff Wilhelm wieder in die Vergangenheitskiste …
Dieses war eins der wenigen Konzerte, wo ich absolut keine Ahnung hatte, wer denn nun als Vorgruppe die Metal-Schlacht eröffnen wird? In keiner Vorankündigung dieser "Metal Heart"-Tour war die Rede von den Special Guests und umso größer wurden meine Augen, als vor der Halle diverse Gerüchte an meine geschundenen Lauschlappen drangen.
Ich war aber mit Sicherheit nicht alleine überrascht zu hören, dass 'the Gods of Speedmetal' themself diesen Event in den Olymp des Metals erheben sollten. Damit hatten sich Accept natürlich schon selbst disqualifiziert, wie wollten die denn eine Band wie Exciter noch übertrumpfen? Mir war das alles egal, denn ich und mit mir noch ca. 4000 andere True-Metaller wollten erst einmal die Holzfäller aus Kanada sehen und von Speed-Granaten wie "Under Attack" oder "Stand Up And Fight" weggesprengt werden.
Das Licht ging also aus und mit dem Intro "The Holocaust" betraten die 'Heavy Metal Maniacs' die Bühne, um den Accept-Fans im Saal einmal kräftig in den Hintern zu treten. Dies gelang auch vom ersten Ton an und für eine Vorgruppe war der Sound unheimlich klar und heavy. Hier war das Schlagzeug nicht im Hintergrund, sondern vorne am Bühnenrand aufgebaut und ein kreischender und stampfender Dan Beehler beförderte die eben genannten Granaten-Songs in die wehrlose Menge. Links und rechts von ihm standen mit John Ricci (Gitarre) und Allan Johnson (Bass) zwei gnadenlos auf ihre Instrumente einprügelnden Maniacs, die dem Volk das gaben was es verdient hatte: "Violence And Force".
Wem das zu brutal war, dem sollte bei dem neuen Song "I Am The Beast" erst richtig die Metal-Axt um die Ohren geschlagen werden und selbst den härtesten Kämpfer zur absoluten Kapitulation zwingen. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks drosch der 'Thundergod' auf seine Schießbude ein und gab nebenbei noch eine astreine Gesangsleistung ab. Sah ich da etwa weiße Fahnen aus den Kesseln der Drums kommen? Nein, es war nur der Lack von den Fellen, der bei jedem Schlag zur Seite geblasen wurde. Während sich bei "Pounding Metal" 4000 Fäuste zum Himmel streckten, malträtierte John Ricci seine Axt mit einem Killernieten-Armband. Allan Johnson riss bei "Iron Dogs" so brutal an seinem Bass, dass die Roadies schon vorsichtshalber ein zweites Instrument bereithielten.
Wahrscheinlich waren die Instrumente allesamt kanadische Wertarbeit, denn sie hielten durch bis zum letzten Song "Heavy Metal Maniac". Wäre es nach Accept gegangen, dann wäre die Show hier wohl zu Ende gewesen, aber die 4000 hatten sich jetzt auf die Seite von Exciter geschlagen und so gab es mit "Rising Of The Death" nochmal voll eins vor die Glocke. Als das Licht wieder anging war es so, als ob man in einem feuchten Traum kurz davor ist, das Ding reinzu… und dann klingelt der Wecker. Was soll das, wer will denn jetzt überhaupt noch Accept sehen? Doch leider zeigten die bösen Deutschen kein weiches Metal Heart und die Show war wirklich vorbei.
Auf meinem Weg zum Bierstand sah ich harte Kuttenträger weinen wie die Kinder, aber zum Glück mischten sich die Heroes aus Kanada später noch unter das Metal-Volk um die Tränen zu trocknen.
Accept starteten die Show mit dem "Metal Heart" Intro, um dann gleich mit diesem Stück die nächste Metal-Vollbedienung einzuläuten. Im typischen Tarahosen-Outfit begrüßte uns Udo die Fans und mit dem "Breaker" wurde gleich in der Oldiekiste gewühlt. Die Gitarrenfront mit Wolf Hoffmann und Jörg Fischer zeigte sich sehr heavy und ließ gnadenlose Metal-Riffs vom Stapel. Mit "Screaming For A Lovebite" sowie "Up To The Limit" wollte man die Gemeinde gleich auf das neue Album einschwören und mit einem wirklich tollen Sound im Rücken sollte das eine leichte Übung werden.
Spätestens bei "Princess Of The Dawn" waren auch die Skeptiker wieder in General Dirkschneiders Armee zurückgekehrt und zeigten die Metal-Faust zum Gruße. Nach "Burning" und einem hammerharten Gitarrensolo von Wolfi kamen mit "Restless And Wild" und "Son Of A Bitch" zwei Klassiker, bei denen auch die Poser unter den 4000 lautstark mitgröhlten. Man wurde stellenweise an Judas Priest erinnert, wenn Udo Dirkschneider und seine Gitarristen sich in einer Reihe stehend synchron zueinander bewegten. Dabei machte Peter Baltes am Bass ebenfalls eine gute Figur und versteckte sich nicht in einer Ecke, wie so manch anderer Bassist.
Nach diversen Showeinlagen, bei denen ich mir mal eine fertige Frikadelle reingezogen hatte, kamen dann endlich ein paar Songs vom "Balls To The Wall"-Album. "Love Child" sowie "London Classic Leatherboys" brachten die Meute noch mal so richtig in Schwung. Das anschließende "Flash Rockin' Man" hätte man sich sparen können und diese 4:42 Minuten besser Exciter noch draufgelegt. Dafür hatten die Jungs mit "Dogs On Leads" noch ein Ass im Ärmel und versöhnten am Ende der regulären Show doch noch einmal die Army of Metalheads.
Nach den obligatorischen Zugaberufen kam als erster Stefan Kaufmann zurück an seine Schießbude und als das Intro zu "Fast As A Shark" durch die Philipshalle dröhnte, hielt es keinen mehr auf seinem Platz. Die Band gab noch einmal alles und als "Balls To The Wall" angestimmt wurde, glich der Saal einem Tollhaus. Schade dass ich da schon einen Fototermin mit Dan Beehler hatte, aber man kann nicht alles haben.
1 Kommentar
Oliver
28. Dezember 2023 um 23:44 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Klasse Rückblick! Dieses Package hätte ich auch gerne gesehen!