Woher der Titel 'Ur-Vater des deutschen Rock' stammt, ist nicht überliefert, doch dieser Begriff gehört zu Achim Reichel wie die Seefahrt zum Norden der Republik. Der bekannte Musiker, der seine erfolgreiche Karriere mit den 1960 gegründeten The Rattles begann, spielte bereits zusammen mit den Beatles, den Rolling Stones, Joe Cocker oder den Bee Gees. Er atmete musikalisch den Hauch der weiten Welt, ist aber im Hier und Jetzt mit seiner deutschen Heimat verbunden geblieben.
Am 28. Januar 2024 feiert Achim Reichel seinen 80. Geburtstag. Diesen Anlass begeht der Norddeutsche standesgemäß mit einem neuen Album. "Schön war es doch! Das Abschiedskonzert" lässt 22 Stücke mit neuen Arrangements erklingen, die mit einer achtköpfigen Besetzung eingespielt wurden. Die Wahl eines kleinen Orchesters ist ein Glücksfall für die erlesene Auswahl. Das Repertoire ist von Bläsern geprägt. Die Arrangements klingen dadurch druckvoll, sie sind aber keineswegs überladen. Die Lieder klingen angenehm anders. Im Mittelpunkt steht der Künstler, um den es sich verdientermaßen dreht: Achim Reichel. Die Live-Präsentation würdigt dessen 60-jähriges kreatives Schaffen, das geprägt war vom Shanty-Rock bis hin zu Vertonungen deutscher Dichter-Balladen und selbst geschriebenen Pophits. In seiner langen Karriere war Achim Reichel immer wieder für Überraschungen gut. 2020 veröffentlichte er seine Autobiographie unter dem Titel "Ich hab das Paradies gesehen".
Anlässlich seines runden Geburtstages wird sich vermutlich mancher Fan verwundert die Augen reiben. Achim Reichel, schon 80? Steht er doch bis heute authentisch für ein Lebensgefühl. Und ein solches hat bekanntlich kein Verfallsdatum. Achim Reichel, der 1944 in Wentorf (Schleswig Holstein) nahe der Hansestadt Hamburg geboren wurde, hat vielen Menschen das Gefühl der Seefahrt und der damit verbundenen Menschen näher gebracht, ohne dass es beim Konsumenten einen direkten Draht zu dieser norddeutschen Lebensart gegeben hat. Seefahrt steht für Weltoffenheit. Auch dieser Begriff ist mit seinem Namen verbunden. Er gilt für mich als der Prototyp des netten Jungen von nebenan. Achim Reichel – ein Musikername, mit dem man sofort konkrete Dinge in Verbindung brachte und bringt.
Das Album ist ein Geschenk für alle Fans, aber sicherlich gleichzeitig für den Künstler selbst. Fokussiert auf das Wesentliche erklingen Titel wie "Der Spieler", "Regenballade", "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", "Kuddel Daddel Du" oder "Aloha Heja He". Der Hörer lernt Achim Reichel in vielen Facetten kennen. Dazu gehört beispielsweise die von ihm 1978 vertonte Ballade "John Maynard" aus der Feder des Dichters Theodor Fontane. Musikalisch treffen wir auf einen vielseitigen Künstler. Die Kompositionen reichen über Blues ("Am besten Du gehst"), Country ("Boxer Kutte") bis Boogie ("Sophie mein Henkersmädel"). Der Reigen der Lieder beginnt mit einem für Reichel typischen Klassiker: "Fliegende Pferde". Sofort ist man damit im Album drin.
Mit "Aber schön war es doch" gibt es auf dem Album einen Studio-Bonustrack. Hier verleiht der Interpret dem Original von Hildegard Knef eine eigene Note und setzt neue Akzente. Der Titel "Schön war es doch – Das Abschiedskonzert" hat gewiss etwas Wehmütiges. Doch Achim Reichel will sich nach eigenem Bekunden noch nicht mit dem Wort Abschied beschäftigen. So gesehen überwiegt erst einmal die Vorfreude auf die ausgedehnte, 15 Termine umfassende "Schön war es doch!"-Abschiedstournee, auch wenn sie den Abschied im Namen trägt.
Fazit: Das Live-Album "Schön war es doch – Das Abschiedskonzert" stellt uns den Künstler Achim Reichel auf seine unverkennbare Art vor, durch die neuen Arrangements geschieht dies in einem beeindruckenden Gewand zum Genießen schön. Die Platte ist außerdem eine Empfehlung für die Vertonung von rockmusikalischen Liedern im Bläsergewand. "Schön war es doch – Das Abschiedskonzert" erscheint als 2CD, 3LP Vinyl und digital in drei Formaten.
Line-up Achim Reichel:
Achim Reichel (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Nils Tuxen (pedal steel, mandolin, slide-guitar)
Nils Hoffmann (electric guitar, computer)
Achim Rafain (e-bass, double bass)
Yogi Jockusch (percussion)
Andreas Böther (saxophone, flute)
Steve Wisemann (trumpet, flugelhorn)
Uwe Granitza (trombone, tuba)
Tracklist "Schön war es doch – das Abschiedskonzert":
CD 1:
- Fliegende Pferde
- Wahre Liebe
- Der Spieler
- Am besten Du gehst
- Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
- Sophie mein Henkersmädel
- Nis Randers
- Exxon Valdez
- Trutz blanke Hans
- John Maynard
- Regenballade
- Der Mond ist aufgegangen
CD 2:
- Herr von Ribbeck 94
- Steaks + Bier + Zigaretten
- Halla Ballu Balle
- Boxer Kutte
- Kuddel Daddel Du
- Aloha Heja He
- Kreuzworträtsel
- Leben leben
- Halt die Welt an (für immer glücklich mehr geht nicht)
- Aber schön war es doch (Studio-Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 57:58 (CD 1), 44:27 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024
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