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AJ Plug / Interview – viel in der Welt gereist oder wie fühlt sich Heimat an

Das Interview mit AJ Plug wurde uns freundlicherweise von André Wittebroek vom Bluesmagazine zur Verfügung gestellt.

Am 15. Januar spielte AJ Plug mit ihrer Band im NSJC in Amsterdam. Letzten Oktober hatte sie ihre neueste CD "Chew Chew Chew" veröffentlicht und die bekam und bekommt noch immer hervorragende Kritiken. Bluesmagazine bekam die Möglichkeit ein Interview mit ihr vor der Show zu machen.
Um 18.00 Uhr traf ich eine sehr gut gelaunte AJ Plug (Mädchenname Sandra) im Backstageraum, wo die ganze Band anwesend war. Nach einem sehr herzlichen Willkommen, setzten Sandra und ich uns in den Nebenraum.

André: Wie sieht deine musikalische Vergangenheit aus und warum hast du die Musik zum Beruf gemacht?

AJ Plug: Als Kind stand stand ich oft, wie viele Mädchen, vor dem Spiegel mit einer Bürste als Mikrofon und imitierte die Musiker. Ich habe zwei ältere Brüder, die Musik liebten und Plattenspieler hatten. Der eine liebte Fleetwood Mac und Genesis, der andere mehr das Rockige wie AC/DC, Motörhead und Rory Gallagher. Wenn die Brüder nicht zuhause waren, spielte ich heimlich ihre Musik und fand es großartig. Der große Umschwung kam als ich dreizehn war und mein Bruder mich zu einem Rory Gallagher-Konzert in den Rocktempel Paradiso in Amsterdam mitnahm. Ich war total begeistert, hooked. Ich arbeitete in den Ferien und von dem Geld kaufte ich einen CD-Spieler, die gerade auf dem Markt waren und kaufte meine eigene CDs. Die Rockseite war mein Ding: Bad Company, AC/DC, Rory Gallagher. Der Verkäufer im Laden gab mir viele Tipps, wie zum Beispiel Melissa Etheridge und Janis Joplin. Vor allem Janis Joplin hatte großen Einfluss auf mich, nicht nur die Musik aber auch ihre ganze Lebensphilosophie von Freiheit, Frieden und Selbstentscheidungen.

André: War das der Grund, eine Band zu starten oder wie ging das?

AJ Plug: Klaas Kluijt, mein Partner und Gitarrist in der Band spielte damals in einer Underground-Band. Da war eine Geburtstagfeier und die Band, die spielen sollte, suchte in dem Moment einen Sänger. Klaas hatte meinen Name genannt, ohne dass ich es wusste. Dann bin ich doch gegangen. Todnervös! Ich hatte noch nie ein Mikrofon in Händen gehalten. Ich musste "Burning Heart" von Vandenberg singen. Vergesse ich nie! Nach ungefähr einer halben Minute hörte die Band auf. Ich dachte: Schade das war’s dann wohl. Zu meinem Erstaunen war ich angestellt! Das war der Anfang, in einer Band zu spielen. Wir spielten nur Covers, aber nach einer Weile wollten wir eigene Songs schreiben und unsere eigene Musik machen.
Klaas kannte durch die Musik viele Leute und auch einige Griechen. Die sagten, dass es in Griechenland für Musiker im Sommer bestimmt Arbeit gäbe. Wir konnten da jeden Tag spielen. Also packten Klaas und ich unsere Sachen, die wir brauchten, zusammen und verkauften den Rest. Vom Erlös kauften wir einen Bus, Mikrofone, Speaker und stürzten uns ins Abenteuer. Als Duo spielten wir im Hard Rock Cafe auf Kreta. Wir waren da insgesamt acht Jahre, jeden Sommer. Wir lernten zwei Engländer kennen, die in einer Band spielten und die erzählten uns, dass es Möglichkeiten gäbe, im Winter in Österreich zu spielen. Und das haben wir dann auch gemacht. Aber nach all den Jahren wollten wir unsere eigenen Songs schreiben. Wir lebten sehr unregelmäßig, viel Junkfood und meine Gesundheit wurde immer schlechter, ich trocknete aus. Eine Freundin, die zu Besuch kam, war sehr erschrocken über mein Aussehen. Wir hatten soviel zu tun, dass ich mir keine Zeit gönnte, zum Arzt zu gehen. Wir sind dann wieder nach Holland gegangen, um ein etwas ruhigeres Leben zu führen und um eigene Songs zu schreiben.
Etwas später kamen wir in Kontakt mit Gerrit Harmsen, der für einen Auftritt eine Band suchte und er fragte uns. Einen Bassisten und einen Schlagzeuger fanden wir schnell und so entstand meine erste Band: AJ Plug And The Wildgroove. Zufälligerweise war Paul Scholman da und schrieb ein sehr gutes Review für Bluesmagazine und das hat uns sehr geholfen. Wir bekamen mehr Shows und das Publikum fragte, ob wir CDs zum Verkauf hätten. Hatten wir aber nicht. Also fingen wir an, Songs zu schreiben und nicht viel später war die erste CD "Let Go Or Be Dragged" fertig. Die bekam sofort gute Kritiken und wir dadurch mehr Auftritte.

André: Es erstaunt mich, dass ihr gleich bei der ersten CD alle Songs selber geschrieben habt. Wie macht ihr das? Erst auf Niederländisch und dann in Englisch übersetzten? Schreibst du oder Klaas die Texten oder die Musik oder alles zusammen?

AJ Plug: Die Ideen für die Texte kommen aus meinem eigenen Leben und meiner Umgebung. Manchmal kommt er auch aus einem Film, den ich gesehen habe, schreib etwas auf und bearbeite es später. Die Melodie summe ich und Klaas schreibt sie auf. Ich kann keine Noten lesen. Wir schreiben die Texte gleich in Englisch.

André: AJ Plug And The Wildgroove haben aufgehört und deine neue Band heißt nur noch AJ Plug. Hat es einen bestimmten Grund dafür gegeben?

AJ Plug: Es ergaben sich recht viele Änderungen in der Band, weil es viel Zeit kostet. Alle Mitglieder hatten einen Job und/oder Familie und dann wird es schwierig. Auch brauchten wir manchmal andere Musiker weil sich das Niveau steigerte. Die Namensänderung war absichtlich. Ich bin jetzt die Frontfrau und wenn sich jetzt im Personalbereich was ändert dann ist es einfacher, fällt auch nicht so auf wenn ein Mitglied aufhört und ein andere kommt dazu. Ist noch nicht passiert, wir fangen gerade erst an. Heute Abend ist der dritte Auftritt!

André: Die neueste CD "Chew, Chew, Chew" bekommt sehr gute Kritiken, auch von unserem Magazin. War es eine große Überraschung?

AJ Plug: Wir waren natürlich sehr angenehm überrascht. Man hofft es, aber dass es so schnell ging und alle Kritiken so gut waren hatten wir nie erwartet. Selbst in England, Belgien und Deutschland (Mike Kempf von Soundanalyse). Wir waren im Fernsehen und jetzt hier im NSJC, wo es sehr schwierig ist, eine Show zu bekommen. Wir hoffen, dass es so gut weitergeht und dass wir auch ins Ausland bekannt werden. Deutschland ist natürlich sehr interessant für uns. Wir hoffen, dass deutsche Booker interessiert sind. Wir haben noch keinen!

André: Darf ich dir namens Bluesmagazine für dieses sehr angenehme und spontane Gespräch herzlich danken.

AJ Plug: Sehr gerne und ich danke Bluesmagazine für das Interesse und hoffe, dass den Lesern das Interview gefällt.

Über den Autor

André Wittebroek

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