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Al Di Meola / Across The Universe – CD-Review

Al-Di-Meola-Across-The-Universe

»Der Zweck dieser Platte ist es, die Ästhetik, Schönheit und Freude zu feiern, die diese bekannten Melodien für mich in der Zeit meiner Jugend und während meines gesamten Lebens bedeutet haben.«
(Al  Di Meola)

2020 ist zwar kein ausgewiesenes Beatles-Jahr, dennoch gibt es einige wegweisende Jahreszahlen mit einer runden Wiederkehr. 1960 gilt als das Gründungsjahr der Band, zehn Jahre später folgte deren Auflösung. Vor 40 Jahren schließlich wurde John Lennon bei einem Attentat in New York erschossen.

Für mich ist deshalb Al Di Meolas neues Album "Across The Universe" eine zeitgemäße Würdigung der Fab Four, deren Musik zeitlos ist und die es verdient hat, neu interpretiert zu werden. Wenn sich Al Di Meola an die Neuinterpretation von 14 Beatles-Stücken macht, dann darf man gewiss etwas Großartiges erwarten. Von ihm selbst stammt der Satz: »Es ist der Verdienst der Beatles, dass ich heute Gitarre spiele. Sie waren für mich die treibende Kraft, um anzufangen das Gitarrenspiel zu lernen und hatten einen prägenden Einfluss auf mich.«

Die CD-Neuerscheinung steht in der Tradition von Di Meolas Werk "All Your Life – A Tribute To The Beatles" aus dem Jahr 2013. Schon damals galt die Musik der erfolgreichen Band aus Liverpool als Vorlage für ein Album.

Als Hörer sollte man sich auf die Instrumentalmusik einlassen, um das Besondere darin entdecken zu können. "Across The Universe" ist kein musikalisches Fast Food, sondern hochwertige Gitarrenkost aus der Schule des italo-amerikanischen Fusion- und Jazz-Gitarristen.

Die Lieder entstammen im Original den Beatles und sind als solche gut zu erkennen. Di Meola hat sie jedoch neu arrangiert und haucht ihnen mit eigenen kompositorischen Zutaten neues Leben ein.

So gibt es mit "Here Comes The Sun" und "Yesterday" Interpretationen, die sehr nah ans Original reichen. Andere Werke erfindet der Künstler auf seine Weise neu. Überraschend klingt bei "Hey Jude" das Akkordeon, das von Fausto Beccalossi gespielt wird. Das Instrument unterstützt das rockig anmutende Spiel der Gitarren, die von Di Meola und Hernan Romero bearbeitet werden.
Bei "I’ll Follow The Sun" ist es die von Randy Brecker gespielte Trompete, die dem Lied den Stempel aufdrückt. Erst kurz vor dem Finale wird die Gitarre dominanter. Ein echter Di Meola ist dessen Version von "Strawberry Fields Forever", die zwar immer wieder das markante Grundthema des Beatles-Klassikers aufgreift, dann aber ihr eigenes Gesicht wahrt. Zurücklehnen heißt es bei dem ruhigen "Golden Slumbers (Suite)".

Einer der Höhepunkte ist für mich "Norwegian Wood", im Original nur 2:04 Minuten lang. Di Meola interpretiert es in einer Länge von 6:06 Minuten. Er schafft es glänzend, auf seiner Gitarre die Sitar zu simulieren. Das indische Instrument ist das Markenzeichen des Titels im Dreivierteltakt, der 1965 von John Lennon geschrieben wurde. "Norwegian Wood" ist zugleich eines der ersten Lieder der Popmusikgeschichte, in dem eine Sitar eingesetzt wurde.
Das verträume "Julia" klingt dagegen wie eine Reise in ein fernes, von Folklore geprägtes Land.

"Across The Universe" vereint auf einzigartige Weise die Pop- und Rocksongs der Beatles mit den Einflüssen von Jazz, Fusion und Weltmusik. Die Produktion lebt von Überraschungen. Das trifft sicherlich nicht nur auf die eingefleischten Beatles-Fans zu. Der Inspiration freien Lauf zu lassen, das ist ohne Frage die Freiheit des Gitarristen. Es ist aber auch die Stärke des Ausnahmekünstlers.

Der Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur hat in den Liedern seiner Vorbilder die passende Vorlage gefunden, um einen neuen Meilenstein in seiner fast 50-jährigen Karriere zu hinterlassen. Die Melodien der Pilzköpfe verwandeln sich hierbei in Perlen der Gitarrenkunst.

Bei jedem erneuten Anhören erschließen sich neue Klangmomente. Dabei sticht gar nicht so sehr die für Di Meola sprichwörtliche Schnelligkeit in seinem Gitarrenspiel heraus. Der Facettenreichtum in der Musik ist es, der dieses Album so unverwechselbar macht.
"Across The Universe" ist als Digipak, 2LP Gatefold sowie digital erhältlich.


Line-up Al Di Meola:

Al Di Meola (string harp guitar, acoustic string guitar, bass, drums, percussion, voc)

Guests:
Budapest Strings (strings – #2,6)
Brass Members of the New Jersey Philharmonic (brass – #2,4)
Valentina Di Meola (voc – #3)
Hernan Romero (voc, guitar – #3,8,9,10,11)
Amit Kavthekar (tabla – #4,6)
Derek Wieland (brass – #5,6,8)
Fausto Beccalossi: (accordion – #9)
Randy Brecker (trumpet – #10)

Tracklist "Across The Universe":

  1. Here Comes The Sun
  2. Golden Slumbers Medley
  3. Dear Prudence
  4. Norwegian Wood
  5. Mother Nature’s Son
  6. Strawberry Fields Forever
  7. Yesterday
  8. Your Mother Should Know
  9. Hey Jude
  10. I’ll Follow The Sun
  11. Julia
  12. Till There Was You
  13. Here, There And Everywhere
  14. Octopus’s Garden

Gesamtspielzeit: 61:54, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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