«

»

Al Di Meola / Land Of The Midnight Sun – LP-Review

Als 1976 "Land Of The Midnight Sun", Al Di Meolas Debütalbum, auf den Markt kam, war er gerade Anfang Zwanzig.
Dabei war er schon einige Zeit bei Chick Coreas Return To Forever beschäftigt.
Es gab unzählige Kollaborationen zum Beispiel auch mit Paul Simon, Luciano Pavarotti oder Stomu Yamashta’s Go.
Natürlich muss auch die Trio-Zusammenarbeit mit John McLaughlin sowie Paco de Lucía erwähnt werden.
Auf der in New York sowie San Francisco aufgenommenen und vom Protagonisten persönlich produzierten Scheibe wirken auch Musiker aus dem Return To Forever-Dunstkreis mit.
Mingo Lewis (auch Santana, The Tubes, Billy Joel, XTC), ein langjähriger Al Di Meola-Weggefährte steuert als Komponist den ersten Song bei und spielt Percussion.
Jazz-/Fusion-Fans muss man herausragende Musiker wie Anthony Jackson, Lenny White, Steve Gadd oder Jaco Pastorius nicht vorstellen.

Der Tonarm senkt sich … knister, knister und schon sind wir mittendrin im Geschehen.
Nicht nur die Musik aus Fusion und Einflüssen von Latin ist ein purer Genuss. Auch die Saiten-Zaubereien eines doch damals noch so jungen Al Di Meola versetzen einen in Verzücken.
Der Kontrast zwischen zeitlich ausladenden Stücken und – im Vergleich dazu – fast schon musikalischen Blitzlichtern/Intermezzi ist groß.
Darüber hinaus ist "Land Of The Midnight Sun" kein rein instrumentales Album. In "Love Theme From "Pictures Of The Sea"" singen Patty Buyukas, Bassist Stanley Clarke sowie Al Di Meola. An und für sich sagt der Songtitel schon, dass es sich um eine Ballade handelt. Lieblich-verträumt schmeichelt uns die E-Gitarre sowie sanfte Mingo Lewis-Percussion. Patty Buyukas singt mit elfenhafter Stimme und den beiden Männern kann man guten Gesang attestieren. Ein ganz fein-relaxtes Lied.

Kurz, aber sehr bemerkenswert, ist Al Di Meolas akustische Solo-Gitarren-Variation der Johann Sebstaian Bach-Komposition "Sarabande From Violin Sonata In B Minor". Super!
Vom Solisten zum Duo. Die "Short Tales Of The Black Forest" sind ebenso verführerisch, wie alle anderen Tracks. Chick Corea gibt sich die Ehre, Al Di Meola auf dem elektrischen Piano sowie der Marimba zu begleiten. Herrlich, wie die Dynamik schwankt und beide Musiker deutliche Akzente setzen. Klasse!

Mit "The Wizard" fällt man sozusagen mit der Tür ins Haus.
Auch wenn diese Nummer über entspannte Momente verfügt, ist die hohe Energie des Stücks in jeder Phase spür- und hörbar. Mingo Lewis trommelt sich quasi die Finger heiß. So muss die Kombination aus Jazz und Rock klingen.
Man kann es kaum glauben, wie sich dieser junge Kerl als ein Meister der sechs und mehr Saiten präsentiert. Nicht nur dieses Solo-Album, sondern auch solche wie Lenny Whites "Venusian Summer" oder Stanley Clarkes "School Days" belegen die hohe Qualität der Fusion-Vorzeige-Band Return To Forever.

"Suite – Golden Dawn" macht den Hörer einfach nur glücklich.
Die Weather Report-Leute Jaco Pastorius und Alphonse Mouzon begleiten Al Di Meola gemeinsam mit Mingo Lewis sowie Tastenmann Barry Miles im längsten Stück der LP. Dieser Track ist einerseits stürmisch und andererseits reflektiert es die Atmosphäre im Auge eines Wirbelsturms. Funk trifft auf Rock, trifft auf Fusion. Klasse, dieser Moog-Ausflug von Barry Miles. Super Song!

Al Di Meolas "Land Of The Midnight Sun" ist ein Fusion-Glanzstück.
Diese Platte war, ist und bleibt ein Meilenstein.
Im Jahr 2020 war es Zeit für "Across The Universe", einem Album, das sich der Musik von The Beatles widmete.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Al Di Meola:

Al Di Meola (6-string guitars, 2-string guitars, electric guitar, acoustic guitar, vocals, synthesizers, chimes, gong)
Mingo Lewis (keyboards, percussion)
Barry Miles (electric piano, mini-moog)
Chick Corea (acoustic piano, marimba)
Anthony Jackson (bass)
Stanley Clark (bass, vocals)
Jaco Pastorius (bass)
Steve Gadd (drums)
Lenny White (drums)
Alphonse Mouzon (drums)
Patty Buyukas (vocals)

Tracklist "Land Of The Midnight Sun":

Side One:

  1. The Wizard
  2. Land Of The Midnight Sun
  3. Sarabande From Violin Sonata In B Minor
  4. Love Theme From "Pictures Of The Sea"

Side Two:

  1. Suite – Golden Dawn
    Morning Fire
    Calmer Of The Tempests
    From Ocean To The Cloud
  2. Short Tales Of The Black Forest

Gesamtspielzeit: 34:09, Erscheinungsjahr: 1976

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Carlo Luib-Finetti

    Jawollo, eine sehr gute Erinnerung an diese Zeiten, als Meola und andere neue Klangwelten und Rhythmen jenseits der Pentatonik zusammenbauten, die für die vom stumpfen Powerchord-Geschrammel der damaligen Hardrockerszene Geplagten eine genußvolle Alternative darstellten. Und man kann das heute wieder hervorholen und nach wie vor genießen.

    Erwähnen sollte man aber auch die nachfolgenden LPs dieser Periode von Al Di Meola als E-Gitarrist. Für mich nach wie vor sehr interessant sind
    – Elegant Gypsy (1977)
    – Casino (1978)
    – Splendido Hotel (1978)
    – Electric Rendezvous (1982)
    Und zwischendurch natürlich das geniale Akkustik-Album Friday Night in San Francisco von 1981, mit Paco de Lucia und John McLaughlin.

    Was danach folgte, seine World Music Alben, war nicht so mein Ding und Meola geriet bei mir etwas in Vergessenheit, tauchte aber bisweilen in meiner Musiksammlung immer wieder einmal auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>