
Der britische Musiker Alan Davey war mit einer Unterbrechung von vier Jahren insgesamt von 1984 bis 2007 Bassist und Sänger der Space Rock-Legende Hawkwind. Davor, dazwischen und danach hatte er immer auch andere Projekte am Laufen, über das jüngste mit dem Namen Hawkestrel bzw. das Album The Future Is Us haben wir vor kurzem berichtet. Ein weiteres war bzw. ist die Band Psychedelic Warlords, benannt nach dem ersten Track der Hawkwind-Scheibe "Hall Of The Mountain Grill" aus dem Jahr 1974. Nach wie vor ein riesengroßer Fan seiner ehemaligen Band beschloss Davey, zum fünfzigsten Geburtstag des gerade genannten Albums ein großes Fass aufzumachen. In dem Nord-Londoner Club 'The Underworld' spielten die Psychedelic Warlords das komplette Werk live auf der Bühne vor einem zwar kleinen, dafür aber eingeschworenen und begeisterten Publikum.
Nicht gerade wenige Hawkwind-Fans halten die erste Hälfte der siebziger Jahre für die beste (und um ehrlich zu sein, war es auch die erfolgreichste) Ära der 1969 gegründeten Band und auch der Verfasser dieser Zeilen zählt Doremi Fasol Latido (1972) sowie "Hall Of The Mountain Grill" zu seinen liebsten Studioalben. "Space Ritual" steht als legendäres Live-Statement ohnehin außen vor. Ohne großes Rumgeplänkel beginnt eine bedrohlich wabernde Orgel den Song "Psychedelic Warlords (Disappear In Smoke)" bevor Simon Wilkins die ersten harten Gitarren-Riffs raushaut. Alan Davey hat den Stil seines Vorgängers (und sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen des Original-Albums im Jahr 1974 noch in der Band befindlichen) Lemmy Kilmister am Bass täuschend ähnlich übernommen und die Warlords zaubern hier eine astreine Nummer auf die Planken. So rockig eingängig, wie im Mittelteil spacig mit Wah Wah-Gitarre sowie Saxofon. Und bereits beim ersten Anhören dämmerte mir allmählich, dass ich dieses Stück schon viel zu lange nicht mehr angehört hatte.
Zum Verschnaufen wird bei "Wind Of Change" dann erstmal ein paar Gänge runtergeschaltet, während dieses wunderschöne (wenn auch tieftraurige) Stück sich im Verlauf in ungeahnte Höhe schraubt und Simon Wilkins ein weiteres fulminantes und mitreißendes Solo auf der Sechssaitigen abliefert. Ich kann bei diesem Titel Einflüsse entdecken, die so unterschiedliche Acts wie David Bowie (auf dem Album Low, 1977) oder auch Jane (das Gitarrensolo) im Unterbewusstsein gehabt haben könnten. "D-Rider" war die einzige Komposition Nik Turners auf diesem Werk und kommt wieder hart rockend, ohne an Spannung oder Qualität zu verlieren. Lemmy Kilmisters kompositorischer Beitrag war der Song "Lost Johnny", den er davor zusammen mit Mick Farren geschrieben hatte und der in anderem Arrangement sogar seinen Weg auf das erste (sowohl veröffentlichte, als auch erst Jahre nach seiner Entstehung auf den Markt gebrachte "On Parole") Motörhead-Album fand.
Weitere Highlights sind die Tracks "You’d Better Believe It" sowie "Paradox" und obendrauf als Bonus werden wir dann noch von den Zugaben "It’s So Easy" sowie "Motörhead" verwöhnt. Bei der letzteren ist es (wie bei "Lost Johnny") zunächst ein seltsames Gefühl, sie ohne den Gesang von Lemmy (mit dem diese Titel so eng verbunden sind) zu hören, aber man gewöhnt sich dran. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, dass die kurze Elektronik-Spielerei "Goat Willow" des Original-Albums hier ausgelassen wurde, aber den Psychedelic Warlords darf ich bescheinigen, an jenem 18. Dezember 2014 einen astreinen Gig hingelegt zu haben. Sicherlich kann man sich immer darüber streiten, ob es sinnvoll ist, ein reines Coveralbum vorzulegen, aber die Gruppe um Alan Davey verneigt sich hier einfach nur auf sehr hohem Niveau vor einer legendären Band und einem Album-Klassiker. Diese Scheibe macht auf jeden Fall einen Höllenspaß und bereits sehr viel Lust auf die demnächst hier zu reviewende Scheibe "Captain Lockheed And The Starfighters" von den Psychedelic Warlords. Dabei handelt es sich zwar ebenfalls um eine Verneigung (dieses Mal vor dem ersten Soloalbum von Robert Calvert), aber wenn das ebenfalls in dieser Klasse gebracht wird (woran ich keine Zweifel habe), dann darf man sich bereits darauf freuen.
(Space-) Rock-Fans sollten "Hall Of The Mountain Grill Live (London 2014)" unbedingt anchecken, aber auch ein Blindkauf wird in diesem Fall kaum eine Enttäuschung hervorrufen.
Line-up Alan Davey’s Psychedelic Warlords:
Alan Davey (bass, VCS3, background vocals)
Billy Flemming (drums, background vocals)
Zoie Green (keyboards, synthesizer, piano)
Craig High (saxophone, reed pipe, lead vocals)
Simon Wilkins (guitars, background vocals)
Nigel (Vortex electronics)
Dave Eyre (CGI projections, animations & light show)
Tracklist "Hall Of The Mountain Grill…":
- The Psychedelic Warlords (Disappear In Smoke)
- Wind Of Change
- D-Rider
- Web Weaver
- You’d Better Believe It
- Hall Of The Mountain Grill
- Lost Johnny
- Paradox
- It’s So Easy
- Motörhead
Gesamtspielzeit: 61:51, Erscheinungsjahr: 2019 (2014)
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