Zugegeben: Albert ist vielleicht nicht der vielversprechendste Bandname aller Zeiten. Auch wenn es sich hierbei um den Nachnamen von Gitarrist Julez (aha!) Albert handelt. Albert, der Musiker, ist dann auch fraglos die treibende Kraft hinter Albert, der Band. Nach langen Jahren als Covermucker war ihm in den letzten Jahren danach, einfach mal seine eigenen Ideen in ein Album umzuwandeln – und das Ergebnis liegt nun in Form von "Crowned Julez" vor.
Auch wenn der Albumtitel "Julez", der eigentlich ganz schnöde Julian heißt, selbst die Krone zuspricht, ist der Star des Albums doch ein Anderer. Sänger Jamie Hadley klingt nämlich wie eine Mischung aus Ex-Wolfsbane– und Iron Maiden-Stimme Blaze Bailey und Ex-Cloven Hoof-Frontmann Russ North, abgeschmeckt mit ein wenig Eric Burdon-Kiesraspeln und kann mit seinen perfekt zwischen Straßenlevel und arenatauglichem Pathos ausbalancierten Gesangslinien schon im Opener "Success" jede Menge Pluspunkte sammeln. Tatsächlich ist es diese wunderbar bodenständig und urtypisch britisch klingende Stimme, die aufs erste Hören am Meisten in Erinnerung bleibt. Unglücklicherweise singt Hadley nicht das komplette Album: für "When I’m With You" hat Jules seinen Bruder Chris eingespannt, und den Rausschmeißer "Feel The Same" singt Laura Doyle, die auf dem Rest des Albums im Background zu hören ist. Leider verfügen beide bei Weitem nicht über das Charisma des hauptamtlichen Sängers.
Musikalisch positionieren sich Albert hauptsächlich zwischen radiotauglichem modernem Rock à la Sixx A.M. oder Alter Bridge und bluesigem Siebziger-Rock. Heißt, Drumloops, heruntergestimmte Gitarren und Alternative-Riffs treffen auf traditionelle Rock-Elemente und bluesige Anleihen. Leider trifft man auf "Crowned Julez" aber auch eines der üblichen Probleme von Studio-Projekten langjähriger Coverband-Mucker. Wo es bei einem Coverprogramm Sinn macht, sich stilistisch möglichst breit aufzustellen, um jedem im Publikum etwas zu bieten, geht beim Finden des eigenen Stils der rote Faden gelegentlich verloren. So zum Beispiel findet sich mit "Feel The Same" eine offen gestanden ziemlich öde, an die mainstreamigsten Cocker– oder Turner-Alben der Spätachtziger erinnernde Pseudo-Soul-Nummer auf dem Album, die nicht nur qualitativ mit dem Rest nicht mithalten kann, sondern auch wie eine komplett andere Band klingt – nicht nur wegen der schwächeren Vocals von Mrs. Doyle. "Guardian Angel", bei dem ebenfalls ’soulige' Backings auf wenig inspirierten Mainstreamrock treffen, und das uninspiriert zwischen Düsterpop und Bryan Adams-Schmuserock pendelnde "When I’m With You" fallen deutlich ab, und die beiden stilistisch zwischen Thin Lizzy (Sykes-Ära) und Demon angesiedelten Metal-Songs in der Mitte der Scheibe, "War Torn World" und "The Silence Is Broken", klingen für sich genommen zwar durchaus cool, wollen aber ebenfalls nicht so richtig zum Rest der Scheibe passen und verstärken den Eindruck der Richtungslosigkeit.
Damit das alles nicht zu negativ klingt: Albert macht/machen schon Vieles absolut richtig. Das Album läuft nur 39 Minuten, nur drei Stücke überschreiten die Vier-Minuten-Grenze – mit Ausnahme des erwähnten "Guardian Angel" wird kein Song über Gebühr ausgedehnt. In seinen besten Momenten ("Success", "Bringing Me Down", "Afterlife") muss sich das Album keineswegs hinter den Hit-Platten von Sixx A.M. und Konsorten verstecken. Auch der Sound ist deutlich professioneller ausgefallen als bei den meisten Eigenproduktionen – wenn zugegeben einige Tracks (interessanterweise genau die, die auch musikalisch schwächeln) etwas flacher klingen als der Rest. Es wäre der Band beziehungsweise dem tonangebenden Gitarristen anzuraten, sich für die nächste Scheibe konsequent auf die Stärken von "Crowned Julez" zu konzentrieren, dann könnte im Hause Albert nämlich wirklich ein richtig feines Sahneschnittchen entstehen.
Line-Up Albert:
Jamie Hadley (vocals)
Julez Albert (guitar)
Carl Shearman (guitar)
Baz Everton (guitar)
Will Gladwell (bass, backing vocals)
Graham Speller (drums)
Chris Albert (lead vocals – #7)
Laura Doyle (lead vocals – #10, vocals – #2)
Michelle Robinson (vocals)
Tracklist "Crowned Julez"
- Success
- Guardian Angel
- Bringing Me Down
- Evil Behind Religious Eyes
- War Torn World
- The Silence is Broken
- When I’m With You
- Fair Weather Friendship
- Afterlife
- Feel The Same
Gesamtspielzeit: 38:41 min, Erscheinungsjahr: 2022
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