»Flash… a-ah
Savior of the Universe…»
Diese Zeilen aus dem Song "Flash" stammen aus dem Soundtrack, den Queen 1980 für den Kinofilm "Flash Gordon" geschrieben haben.
Die Musik trug sicherlich etwas zum Bekanntheitsgrad des Movies bei, der ansonsten teilweise dafür kritisiert wurde, dass er recht trashig ist.
Nun, die Trickeffekte sind immerhin deutlich moderner und besser als bei der schwarz-weißen Serie aus den 30ern, ich denke dabei an die 'Wunderkerzenraumschiffe'.
Dass die Handlung bzw. Personen klischeehaft sind, mag daran liegen, dass alles auf Comics basiert, die in den 30ern von Alex Raymond geschaffen wurden. Da war der Held halt blond und stark, es gab den stereotypen Wissenschaftler und dazu eine junge attraktive Frau – alle drei reisten von der Erde auf den Planeten Mongo, wo sie den auf ihren Gegenspieler trafen, der vermutlich genau nach Schablone 'größenwahnsinniger Bösewicht mit Ambition zur Weltherrschaft' (bzw. hier sogar: Galaxis) erstellt wurde. Daneben gab es noch eine schöne Prinzessin und verschiedene exotische Völker, darunter geflügelte Menschen. Also: alle Zutaten vorhanden für eine vergnügliche, fantasievolle Comic-Story bzw. Verfilmungen.
Vermutlich geht es vielen wie mir, dass sie den blonden Sportler im All durch den Film bzw. die Musik kennengelernt haben, danach erst die alte Serie und die Comics. Die Beschäftigung mit der Vorlage ist sehr interessant, denn sie führt zurück in eine sehr kreative Zeit, in der die Basis für vieles heute noch beliebte im Bereich Superhelden, Science Fiction und Fantasy gelegt wurde. Ich denke da beispielsweise an die sehr erfolgreichen Marvel-Verfilmungen, die vielleicht manche dazu inspirieren mögen, sich mit den Wurzeln, also der Comic- und Heftchenszene der 30er zu beschäftigen.
Das Buch "Flash Gordon – Auf dem Planeten Mongo: Die Sonntagsseiten 1934-1937" beleuchtet genau diese faszinierende Zeit, erklärt zunächst die Basis am Anfang des 20.Jahrhunderts. Beispielsweise mit der folgenden Aussage: »90 Prozent der Amerikaner verbrachten ihr ganzes Leben an einem Ort, verließen ihn nie und sahen keinen anderen Teil der Welt außerhalb ihrer Heimatstadt. Für viele hatte die Zukunft noch nicht begonnen.« Zukunft meint unter anderem die 'Elektrifizierung', die beginnende Verbreitung von Elektrizität. Dann kam der Erste Weltkrieg, ein Krieg, der bisher nie gekannte Ausmaße hatte. Weitere Jahre später mussten die Menschen den Zusammenbruch der Wall Street erleben, sie sehnten sich nach Ablenkung, nach Trost, nach Helden, die ihre Probleme lösten.
Diese fanden sie unter anderem in den 'Pulp'-Magazinen. (ich will hier mal zwei Beispiele nennen: "Weird Tales" und "Amazing Stories"). Eigentlich verdienen diese Heftchen eine ausführlichere Betrachtung, doch das soll hier nicht das Thema sein, sondern die Anfänge einer der Charaktere aus jener Zeit, dessen Legende 1934 mit der Sonntagsseite begann, die er sich jedoch mit "Jungle Jim" (ebenfalls von Alex Raymond) teilen musste.
Band 1 der neuen, im Hannibal Kult Verlag erschienen Reihe bringt sorgfältig aufbereitete Reprints der "Flash Gordon"-Sonntagsseiten vom 1.1.1934 bis 18.4.1937. Das sind fast zweihundert Seiten galaktische Abenteuer.
Alles fängt damit an, dass Wissenschaftler Dr. Zarkov an einer Rakete arbeitet, mit der er einen Planeten (bzw. auch als Komet bezeichnet), der mit der Erde zu kollidieren droht, von seinem Kurs abbringen will. Währenddessen stürzt, durch einen Meteoriten getroffen, das Flugzeug ab, in dem sich Polospieler Flash Gordon befindet. Dieser rettet sich und die mitreisende Dale Arden. Beide landen in Dr. Zarkovs Garten und werden von diesem gezwungen, mit in die Rakete zu kommen. Alle drei stürzen schließlich auf den Planeten Mongo, wo Flash erst gegen ein paar Ungeheuer kämpft, um dann von den Soldaten des Kaisers Ming gefangen genommen zu werden. Dort muss er in der Arena gegen Affenmenschen kämpfen, bekommt dann Hilfe von Mings (in ihn verliebte) Tochter Aura, während ihr Vater beabsichtigt, Dale zu heiraten. Später stellt sich heraus, dass Dr. Zarkov den Absturz doch überlebt hat und er mischt in den Geschichten mit.
Bei dieser Grundkonstellation bleibt es erst einmal: die drei Erdlinge im Konflikt mit Ming, Aura und Palastwachen. Alle übrigens mit gelber Hautfarbe dargestellt. Dazu viele weitere Monster, Falkenmenschen, Löwenmenschen, Haimenschen, Eidechsenmenschen und einige mehr. Artenvielfalt in exotischen Welten, so stellte sich Alex Raymond die Einwohner fremder Planten wohl vor und sprach damit viele amerikanische Leser an.
Ein Teil der Stories (und Charaktere) wurden in den eingangs erwähnten Film von 1980 übernommen, die Handlung wurde gestrafft und aus dem Polospieler wurde ein Footballspieler. Dale, die in den alten TV Serials blond war, hat hier wieder braune Haare wie im Original.
Viele weitere Abenteuer folgen in "Flash Gordon: Auf dem Planeten Mongo. Die Sonntagsseiten 1934-1937", die meistens nach dem gleichen Schema ablaufen. Gefangennahme, Kerker und/oder Gladiatorenkämpfe, aber auch mal Schlachten auf dem Boden, in der Luft oder unter Wasser (wofür die drei Erdlinge dann zeitweise sogar Wasseratmer werden mussten). Außerdem erstaunlich wie viele kleine Königreiche auf Mongo existieren, deren männliche Herrscher zumeist Dale ehelichen wollen, während die weiblichen sehr an Flash interessiert sind. Dr. Zarkov ist eher im Hintergrund und hauptsächlich Wissenschaftler. Ming und Aura tauchen immer mal wieder auf.
Man sollte hierbei nicht vergessen, dass dies kein auf einen langen Handlungsbogen angelegter Roman ist, sondern einzelne Episoden, die in einer Zeitung abgedruckt waren. Dieses Format ist in dem vorliegenden Buch gut wiedergeben.
Fazit: Wer die Wurzeln von Flash Gordon kennenlernen will, egal ob Fan des blonden Helden oder Sammler alter Comics, bekommt hier einen lohnenswerten und schön (die Farben sind toll geworden) gemachten Sammelband einiger Abenteuer. Die Bezeichnung bibliophil ist wirklich angebracht.
Copyright für alle Bilder: Hannibal/© 2018 King Features Syndicate/Distr. Bulls
ISBN 978-3-85445-659-9
VÖ-Datum 04.10.2018
Hannibal Verlag, Innsbruck, Österreich
Flash Gordon: Auf dem Planeten Mongo. Die Sonntagsseiten 1934-1937
Übersetzung und Koordination: Alan Tepper
208 Seiten – Gebundene Ausgabe
Preis: EUR 35,00.
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