Vor vier Jahren stand der Gitarrist Ali Neander bereits bei mir im Fokus – mit seinem Organ Quartet und Jazz:Songs.
Noch einmal sei mir der Hinweis gestattet, dass der 1958 in Hamburg geborene Musiker einigen möglicherweise durch seine Mitarbeit bei den Rodgau Monotones bekannt wurde. Auf seiner aktuellen Produktion "Boomer Bends" finden wir einige Musiker*innen der oben genannten Platte wieder, doch weitere haben sich um ihn geschart, wenn er nun als Gitarrist und Keyboarder gelistet wird.
Darunter finden wir mit zwei perkussiven Persönlichkeiten die Drummerin Anika Nilles, die mit Jeff Beck zusammenarbeitete und den Drummer Moritz Müller, tätig unter anderem für Gianna Nannini, aber auch ansonsten gibt sich Prominenz die Ehre, allen voran sicher die Bassisten Raoul Walton und Kai Eckhardt. Und sie alle gemeinsam sorgen für frischen Wind in der Fusion-Szene! Ja, wie in den besten Zeiten der Siebziger, als sich die Szene der Jazz Rocker etablierte. Da klingen Jan Hammer, Mahavishnu John McLaughlin, Lenny White, Narada Michael Walden und viele andere durch! Aber nicht, dass man das Gefühl haben muss, dass man auf Teufel heraus kopiert hätte, sondern ein großes Maß an unverbrauchter Frische sprudelt mir entgegen.
Der Pressetext führt in diesem Zusammenhang aus, dass der Protagonist einen neuen frischen Anlauf für »sowas wie Contemporary Jazz Rock« und »Progressive Fusion gewagt habe«. Ja, und das deckt sich dann mit meinem Eindruck. Durch die verschiedenen Gastmusiker erhalten einige Songs noch ein zusätzliches Profil. Auf dem meditativ angehauchtem "Mandhari" zum Beispiel ist es Matthias Dörsam, der ein Solo mit dem Sopransaxofon präsentiert. Ungewöhnlich klingt es auf zwei Titeln, "Black Creek Lovers" und "Voluntary Detour", erschallt dort doch der Sound einer Melodica, gespielt von Sabine Fischmann. Ein Stück mit Vokalbetrag ist "Wild Dog Meadow", man hört Caro Trischler und Matthias Dörsam lässt erneut von sich hören, nun mit einem Beitrag mit der Flöte. Caro tritt noch einmal auf und singt bei "And The Sun Goes Down". Die Trompete auf "Dancery A.D.H.D." wird gespielt von Menzel Mutzke, Max Mutzkes Bruder, und beim letzten Titel des Albums, "Triple Treat Boogie", gesellt sich mit Thomas Blug ein zweiter Gitarrist dazu und Christopher Herrmann spielt Cello. Nicht ein unbedingt typischer Vortrag, sondern eher wie einst Violinist Goodman im Jazz-Rock-Modus.
Ganz allein gelassen wird Neander mit dem kurzen "Splinterlude", und mit "The Backwards Temptation" spielt er 'Gitarre rückwärts', ich zitiere, »… and of course backward guitars…the must have«. Ja, insofern bietet "Boomer Bends" sehr viel Abwechslung, gerade auch durch die vielen Gastmusiker*innen, ohne jedoch das Gesamtkonzept aus den Augen zu verlieren.
Line-up Ali Neander:
Ali Neander (guitars, keys, programming)
Anika Nilles (drums)
Moritz Müller (drums)
Philipp Rehm (bass)
Kai Eckhardt (bass)
Raoul Walton (bass)
Jonathan Ihlenfeld Cuñado (bass)
Neil Nail Alexander (synth)
Martin Kasper (synth, piano)
Ulf Kleiner (synth, Rhodes)
Hilde Müller (drums)
Matthias Dörsam (soprano sax, flute)
Robert Schippers (organ)
Sabine Fischmann (melodica)
Caro Trischler (vocals)
Menzel Mutzke (trumpet)
Thomas Blug (guitar)
Christopher Herrmann (cello)
Tracklist "Boomer Bends":
- Boomer Bends
- Rule Of Thumb
- Mandhari
- Return Of the Yedi Master
- Black Creek Lovers
- Wild Dog Meadow
- Voluntary Detour
- Splinterlude
- The Backward Temptation
- And The Sun Goes Down
- Welcome To Scoville
- Dancery A.D.H.D.
- Triple Treat Boogie
Gesamtlaufzeit: 62:21, Erscheinungsjahr: 2024
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