Eingeweihte werden ihn kennen – den Gitarristen Ali Neander. Genau, der 1958 in Hamburg Geborene war Mitbegründer der Rodgau Monotones. Doch musikalisch kann er auch anders, wie die Musik seiner aktuellen Platte, "Jazz:Songs", beweist, aufgenommen als Ali Neander Organ Quartet.
Die namensgebende Orgel spielt Robert Schippers, darüber hinaus bilden Gesang, Schlagzeug und die Gitarre den Kern dieses Quartetts. Einige Gäste runden das Line-up ab und bieten das gewisse Quäntchen Abwechslung oder/und Zusatzwert bei der Gestaltung der Musik.
Nachdem die Platte mit "So Right" gestartet ist, kann ich rasch assoziieren, erinnert mich der Sound doch stark an die Musik von Brian Auger’s Oblivion Express. Caro Trischler bietet gesanglich eine breitflächige Gestaltung, Schippers soll nach Angaben im Booklet stark von Dr. Lonnie Smith beeinflusst worden sein. Mich allerdings erinnert er mehr an Brian Auger. Im ersten Song hält sich Neander mit einem kurzen Solo relativ zurück, bis er dann bei "Cool Surrender" ein weiteres, aber auch recht kurzes, fingerfertiges flinkes Solo zum Besten gibt . Aber – keine Angst, im Laufe der Platte wird er noch sein Können mehrfach unter Beweis stellen können. Untermauert wird der Sound tatkräftig und professionell vom Schlagzeuger Ralf Gustke, der unter anderen bereits für Gianna Nannini und Chaka Khan trommelte.
Den ersten Gastauftritt erleben wir auf "Feather". Paul McCandless, bekannt durch sein Mitwirken in der Band Oregon, spielt auf dieser Ballade das Sopransaxofon, auf Track elf dann noch einmal. Die weiteren Gäste hören wir mit Ulf Kleiner mit dem Fender Rhodes auf "What Is It?", diesem coolen vom Funk inspirierten Stück, Ulf taucht dann noch einmal auf Track zwölf auf. Die Bass-Begleitung erfolgt in der Regel durch die Keyboards, bis dann erstmals Kai Eckhardt eingreift auf "Odd Overload". Kennern wird der Mann unter anderen durch seine Zusammenarbeit mit John McLaughlin ein Begriff sein. Im Booklet bezeichnet man diesen Song stilistisch als »a prog-bebop-jazzrock-fest«– (Pardon, Bebop muss es heißen!). Neben einem engagierten und hervorragenden Gitarrensolo zeigt auch Eckardt noch sein Können mit einem Solo. Er spielt später bei "Last Train Home" die andere prägende solistische Rolle, dort mit einem Fretless Bass-Solo.
Auf "Along Again" – genau, dieses Lied von Gilbert O’Sullivan – spielt Laurent Maur ein Harmonika-Solo auf dieser lockeren Interpretation des Titels und auf "I Can’t Make You Love Me" gibt sich der Trompeter Joo Kraus die Ehre auf einem Song, der mit seinem schleppenden coolen Funk antörnt. "Love Will Find Its Way" will uns mit Track Nummer neun wahrmachen, und dazu wird ein energischer Latin-Sound gewählt, ab nach Rio, ab mit Samba und Fröhlichkeit.
Mit "On My Own / Enough" werden wir aus dieser unterhaltsamen Platte verabschiedet, startet es ruhig als Ballade, nur Gitarre und Gesang, so ziehen Stimmung und Tempo dann rasch an und mit rockendem Unterton erleben wir noch einmal ein beherztes und interessantes fließendes Solo von Neander. Funk, Rock, Fusion, Latin, guter Groove, eine gelungene und unterhaltende Mixtur ist der Band gelungen!
Line-up Ali Neander Organ Quartet :
Ali Neander (guitar)
Caro Trischler (vocals)
Robert Schippers (organ, keyboards)
Ralf Gustke (drums)
Paul McCandless (soprano saxophone – #3,11)
Kai Eckhardt (electric bass)
Joo Kraus (trumpet)
Laurent Maur (harmonica)
Ulf Kleiner (Rhodes)
Tracklist "Jazz:Songs":
- So Right (4:04)
- Cool Surrender (4:50)
- Feather (3:56)
- What Is It? (4:33)
- Odd Overload (4:20)
- Alone Again (5:38)
- Spread Those Wings (4:40)
- I Can’t Make You Love Me (9:20)
- Love Will Find Its Way (4:48)
- Last Train Home (5:09)
- Permanent Vacation (4:20)
- Turn Your World Around (4:37)
- On My Own / Enough (3:46)
Gesamtspielzeit: 64:47, Erscheinungsjahr: 2020
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