Alice Austin ist eine Komponistin, Musikerin und Sängerin, die aus dem Nordosten der USA, genauer gesagt aus dem Bundesstaat Vermont, stammt, seit einigen Jahren jedoch in Los Angeles arbeitet und lebt. Einerseits ist sie Mitglied in der All-Female Black Sabbath-Coverband Black Sabbitch (mit der sie nicht nur in den USA, sondern bereits auch in Europa auf Tour war), andererseits bastelt sie nach wie vor an ihrer Solokarriere. Ein erster Baustein war das Debütalbum "To A Star In The Yard", aber auch weitere Veröffentlichungen wie eine EP sowie diverse Singles wurden bereits auf den Markt gebracht. Für Ihr zweites Album, das mir nun vorliegende "Goodnight Euphoria", hat sie ihre Fühler wieder in Richtung Heimat ausgestreckt und eng mit dem in Boston ansässigen Musiker und Produzent David Drouin zusammen gearbeitet. Drouin hat für die vorliegede Scheibe neben dem Produzieren auch die Bass- sowie Gitarrenspuren eingespielt.
Die oft als sehr flexibel beschriebene und zwischen den musikalischen Stühlen wandelnde Alice Austin vermittelt dann auch direkt beim ersten Durchlauf der Scheibe genau diesen Eindruck. Unmittelbar ins Ohr geht der Opener "No Such Thing", der irgendwie die Gratwanderung schafft, sich zwischen Alternative- und Psychedelic Rock zu bewegen. Klasse Nummer. Die unheimlich dichte Atmosphäre wird dann auch für "Wooden Mind" beibehalten. Der Track scheint so vor sich hin zu schweben, verströmt dabei jedoch trotz einer gewissen gespenstischen Aura auch ein gutes, erdiges Feeling. Austin erweist sich als so gute Sängerin wie auch Komponistin, wobei der Hörer – und da muss man auch ehrlich sein – erstmal ein paar Durchläufe benötigt, um das Gesamtbild dieser Scheibe zu erfassen.
Man merkt den Stücken an, dass sie zunächst im Singer/Songwriter-Format (sprich auf einer Akustikgitarre oder am Piano) entstanden sind. Nichtsdestotrotz wurde ihnen im Studio dann aber ein ganz neues Outfit verpasst, sehr melodisch und mit einer sehr bildreichen Produktion versehen. Nach den bereits erwähnten zwei oder drei Durchläufen fühlt sich die Platte an, als würde man einen traumwandlerischen Spaziergang durch das Seelenleben von Miss Austin unternehmen. Die sehr gefühlvollen Stücke wirken auch oft auch wie mit einer ordentlichen Portion Mystizismus versehen und kommen so spannend wie auch geheimnisvoll. Hier und da steckt sogar mal ein kleines Stückchen Country drin und mit einigen dieser Titel schrammt Alice Austin auch nur ganz knapp an einem sicheren Hit vorbei.
Auf jeden Fall ist der Lady aus dem sonnigen Kalifornien mit "Goodnight Euphoria" ein richtig gutes Album gelungen, bei dem auch textlich deutlicher Tiefgang drin steckt. Zwölf Tracks, die wie aus einem Guss wirken, wie ein Ganzes, wie ein richtig tolles, in zwölf Kapitel verpacktes Buch, das man unbedingt öfter als nur ein Mal in die Hand nimmt und immer wieder lesen möchte. Wer erstmal reinhören möchte, dem würde ich dafür Nummern wie "No Such Thing", "Never Occured To Me", den Titeltrack oder "Wooden Mind" ans Herz legen.
Line-up Alice Austin:
Alice Austin (gutars, lead & background vocals)
David Drouin (guitars, bass, background vocals)
Seth Campbell (mellotron, piano)
Emily Garcia (violin)
Jon Persson (trumpet)
Tracklist "Goodbye Eurphoria":
- No Such Thing
- Wooden Mind
- Goodnight Euphoria
- Relentless Sunshine
- Loveless Waste
- Oxygen
- Everything You Touch
- Jellyfish
- The Neighborhood
- Never Occured To Me
- The Ward
- Saving My Tears
Gesamtspielzeit: 43:07, Erscheinungsjahr: 2022
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