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Amon Amarth "Jomsviking European Tour 2016" – Konzertbericht, 17.11.2016, Offenbach, Stadthalle

Die Jomswikinger waren ein Söldnerbund an der Ostseeküste, dem strenge Regeln nachgesagt wurden, ihre Geschichte wird in der "Jómsvíkinga Saga" erzählt.  Das zehnte Studioalbum "Jomsviking" von Amon Amarth ist ein Konzeptalbum über jene Wikinger, recht melodisch und (daher?) ziemlich erfolgreich. Die Scheibe stieg in Deutschland und Östereich sofort auf Platz 1 in die Charts ein, erreichte auch in anderen Ländern hohe Positionen.
Die Band begab sich dann auf ihre bisher aufwändigste Europatour, in deutlich größeren Hallen als noch drei Jahre zuvor.
Nachdem als Supportbands Grand Magus und Testament bestätigt wurden und ich den Tourtrailer (Neugierige suchen nach 'Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016') gesehen hatte, gab es für mich nur noch: MUSS ich hin.

Rückblickend betrachtet: Es hat sich wirklich mehr als gelohnt, ein vierstündiges Konzert (wovon höchstens eine halbe Stunde Umbau war), guter Sound, professionelles Licht und beim Headliner eine gigantische Show, die durchaus mit Bands mithalten konnte, die für vergleichbares 60, 80 und mehr Euros verlangen. Für 43 ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Merchpreise waren leider auf dem üblich hohen Niveau (z. B. 25 Euro für ein Tourshirt). Nett waren die stabilen Becher mit "Jomsviking"-Motiv, da haben bestimmt etliche lieber auf das Pfand verzichtet und die Teile mitgenommen statt sie zurückzugeben. Für zwei Euro stelle ich mir gerne so einen schönen Becher ins Regal…

 

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Support Grand Magus

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Support Grand Magus

Grand Magus passen zwar musikalisch nicht ganz zu Amon Amarth (obwohl beide Bands immer mehr Einflüsse aus ’normalem' Heavy Metal haben), doch sie haben mit dem Headliner nicht nur das Heimatland gemeinsam, sondern auch das Interesse an Sagen und Geschichte aus Schweden.
2010 hatten wir das Trio bereits vor Motörhead gesehen, wobei ich damals gedacht hatte, ihnen wäre doch mehr Erfolg vergönnt und dass sie nicht sechs Jahre später wieder ’nur' erster Support sein würden. Wobei sie sich auch in Offenbach nicht beschweren konnten, sie bekamen ordentlichen Sound und durften ein Backdrop aufhängen (hinter dem dann die Kulisse des Headliners versteckt war).
Die Setliste war teilweise identisch, "Iron Will" und "Hammer Of The North" waren glücklicherweise wieder dabei – ein solider Auftritt von gut einer halben Stunde – wobei die Halle nur unwesentlich weniger gefüllt war als später, sie somit als Opener nicht vor einem halb gefüllten Raum standen.

Grand Magus – Setlist:

  1. Intro
  2. I, The Jury
  3. Sword Of The Ocean
  4. Varangian
  5. Steel Versus Steel
  6. Like The Oar Strikes The Water
  7. Iron Will
  8. Hammer Of The North

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Support Testament

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Support Testament

Die US-Thrasher Testament waren quasi die Exoten in diesem Billing. Wobei ich sie schon länger mal wieder sehen wollte, denn das erste und letzte Mal war 1987 als gerade das Debüt "The Legacy" erschienen war. Von diesem wurden sogar Songs gespielt, allerdings nicht das von mir erhoffte "Alone In The Dark", sondern lediglich "Into The Pit" und "Over The Wall".
Dafür freute mich "Dark Roots Of Earth", laut Aussage Chuck Billys sein »favorite title track«, kann ich gut nachvollziehen. Gefällt mir musikalisch und auch inhaltlich, da der Song auf die Situation der amerikanischen Ureinwohner aufmerksam machen möchte, Frontmann Chuck hat bekanntlich indianische Wurzeln.
Das neue Album "Brotherhood Of The Snake", das am 28.10.2016 erschienen ist, stand logischerweise im Vordergrund, wobei ich (und auch andere) noch nicht mit dem Material vertraut waren. Das Backdrop mit dem Cover sah klasse aus, insbesondere durch die Totenschädel mit den leuchtenden Augen.
So weit, so gut. Was mir nicht gefiel war der blechern/steril wirkende Sound, aber der war anscheinend so beabsichtigt, denn ich hatte bereits gehört/gelesen, dass dieser bei anderen Auftritten kritisiert wurde.  Was gar nicht geht: Gene Hoglan hat getriggert – für mich DIE Drumlegende im Thrashbereich und dann das???!!
Das trübte den ca. fünfzigminütigen Auftritt ein wenig.

Testament – Setlist:

  1. Brotherhood Of The Snake
  2. Rise Up
  3. The Pale King
  4. The Preacher
  5. The New Order
  6. Dark Roots Of Earth
  7. Stronghold
  8. Into The Pit
  9. Over The Wall
  10. The Formation Of Damnation

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016 - Hintergrundbild "Surtur Rising"

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016 – Hintergrundbild "Surtur Rising"

Kurz vor neun betraten dann endlich die Amon Amarth die Bühne, auf der nun der Blick auf den Drumriser in Helmoptik frei war, links und rechts nebendran befanden sich Stufen. Doch war im Trailer nicht auch ein Drache gewesen? Dieser sollte seinen Auftritt wesentlich später erst haben.
Zuvor gab es einige Akteure mit Schaukämpfen mit Schildern, Bogenschützen – und natürlich die fünf Schweden, die in den nächsten zwei Stunden siebzehn Songs darboten, Material zurück bis 2002, wobei natürlich das aktuelle Album im Vordergrund stand. Dieses wurde mit sechs Tracks bedacht, darunter die Highlights "First Kill", "The Way Of Vikings" und "At Dawns First Light", bei dem mir der gesprochene Part besonders gefällt. Johan Heggs Stimme mag ich, egal in welcher Form er sie einsetzt. Zudem bewies er auch an diesem Abend seine Qualitäten als Frontmann, obwohl er anscheinend etwas neben der Spur war, "Death in Fire" zu früh ansagte und Offenbach mit Oberhausen verwechselte (beides mit O und in Deutschland… kann bei einer langen Tour schon mal passieren). Mit seiner ausführlichen Entschuldigung in Deutsch kassierte er gleich wieder Sympathiepunkte, es hätte ihm allerdings sowieso niemand wirklich übel nehmen können. Spätestens wenn er sein Trinkhorn hebt, jubeln ihm alle zu.

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Drache und Rauch bei "Twilight Of The Thundergod"

Amon Amarth Jomsviking European Tour 2016: Drache und Rauch bei "Twilight Of The Thundergod"

So auch dieses Mal, wobei "Raise Your Horns" der Beginn des Zugabenteils war. Danach folgte noch das erwartete "Guardians Of Asgaard" (vielleicht der größte Hit der Band) und das absolute Highlight des Abends "Twilight Of The Thunder God". Nicht nur dass der Song großartig ist, auch showmäßig gelang hier tatsächlich noch eine Steigerung. Eingeleitet von Blitz und Donner, befand sich nun endlich als es wieder heller wurde, der Drache auf der Bühne. Okay, bei Amon Amarth sollte das wohl die Midgard-Schlange darstellen. Das Biest drehte dann den Kopf als Johan es mit seinem riesigen Thors Hammer angriff. Ganz großes Kino! Endlich wieder ein Sänger, der mit einem Drachen auf der Bühne kämpft, in der Stadthalle Offenbach. Das hatte ich zuletzt 1986 bei der Sacred Heart Tour.
Schließlich kam der finale Funkenregen und die Schweden verschwanden Richtung Asgard (realistisch gesehen waren es wohl eher die Backstageräume…) aber stellen wir uns das einfach mal so vor…
Ein großartiger Gig, der musikalisch die Erwartungen erfüllte und optisch zum Staunen veranlasste. Ich habe Amon Amarth nun das vierte Mal gesehen, zuletzt vor drei Jahren. Da wiederholt sich natürlich einiges an der Setliste (wobei neue Songs hinzukamen, die wirklich klasse sind), deswegen bin ich dieses mal weniger auf die Musik eingegangen, die absolut alleine auch ohne Zusatz bestehen könnte, aber die Show machte die Sache spannend und mehr als reizvoll. Hammer! Bzw. Thors Hammer!!!!

Amon Amarth – Setlist:

  1. Pursuit Of Vikings
  2. As Loke Falls
  3. First Kill
  4. The Way Of Vikings
  5. At Dawns First Light
  6. Cry Of The Blackbirds
  7. Deceiver Of The Gods
  8. On A Sea Of Blood
  9. Destroyer Of The Universe
  10. Death In Fire
  11. One Thousand Burning Arrows
  12. Father Of The Wolf
  13. Runes To My Memory
  14. War Of The Gods
  15. Raise Your Horns (Zugabe)
  16. Guardians Of Asgaard (Zugabe)
  17. Twilight Of The Thunder God (Zugabe)

 

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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Mail: andrea(at)rocktimes.de

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