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Andreas Vollenweider / Quiet Places, 10 Thematic Improvisations – CD- Review

Andreas Vollenweider / Quiet Places, 10 Thematic Improvisations

Ich erinnere mich noch gut. Es war 1981, wir waren in Irland und auf dem Heimweg, nachts durch Belgien, auf der Autobahn. Geschüttelt von Gefühlen der Traurigkeit, Irland Lebewohl gesagt zu haben und der Freude, bald wieder zu Hause zu sein, lauschten wir einem Radioprogramm. Gar unbekannte Klänge bahnten sich den Weg durch den Innenraum des Autos. Da spielte jemand eine Harfe und es erklang Musik, die irgendwie anders war.

So wurde nachgeforscht und ein Album von Andreas Vollenweider gefunden, "Behind The Gardens – Behind The Wall – Under The Tree", ach, das war aber nicht das, was im Radio lief. Viel später fand ich heraus, dass es sich um eine Aufnahme aus der bereits 1979 entstandenen "Eine Art Suite In XIII Teilen" handelte. Erst als die CD-Kollektion "The Trilogy" erschien, konnte ich dort mindestens sieben Teile jener Suite wiederhören.

Doch genug ausgeschweift. Andreas Vollenweider verlor ich eine Zeitlang aus den Augen, und nun ist es auch bereits wieder elf Jahre her, dass ein letztes Album erschien. Wie stellt sich nun "Quiet Places, 10 Thematic Improvisations" dar? Galt Vollenweider seinerzeit auch als einer Jener, die angeblich stark ausgerichtet der New-Age-Bewegung Ausdruck verliehen – so sah ich es allerdings nicht – war er eigentlich bereits rasch in eine Ecke gedrängt worden.
Selbst hatte ich den Musiker spätestens mit "White Winds" aus den Augen verloren, weil diese Platte den vorhergehenden Platten im Grunde nichts Wesentliches mehr hatte hinzufügen können.

So bin ich mit einer völlig unbefangenen Sichtweise an den ersten Hördurchgang von "Quiet Places" herangegangen. Und – es ist für mich daher auch 'wie neu'. Und ich fühle sogleich einen warmen Schauer der Wohligkeit ausgeschüttet bei den ersten Klängen von "Pygmalion". Großen Anteil daran hat der Umstand, dass mit Isabel Gehweiler ein Gast am Cello den Sound sehr bedeutend mitgestaltet. Platten mit Cello in der U-Musik strahlen in der Regel stets eine gewisse Atmosphäre aus, die mit Ruhe und Schönheit einhergeht. Und so ist es auch hier, sehr nahegehend ist die Stimmung dieser zehn neuen Songs, dieser "Thematic Improvisations".

Ja, diese Musik lädt ein zu Ruhe und Besinnung, zur Entspannung, zum Insichgehen, sehr meditativ im Charakter, es ist zumeist wirklich wunderschön, diesen intimen Klängen zu lauschen. Sollte ich nun versuchen, Assoziationen herbeizuführen, die Stimmung betreffend, so fällt mir zuerst die Musik von Loreena McKennitt ein, die einen ähnlichen Zauber verbreitet. Da schwingen diverse Elemente durch die Luft, zarte Momente der klassischen Musik, ein wenig Folk, auch Anteile ehemaliger New Age-Musik, filigran werden Vollenweider und Gehweiler dabei vom langjährigen Mitstreiter Walter Keiser am Schlagwerk begleitet.

Mithin – "Quiet Places" ist ein bezauberndes Comeback voller feinsinniger und kammermusikalischer Passagen, das sind schwebende Klänge, fein verwoben und tief in das Sonnengeflecht strömend. Dabei sehe ich die ganzen zehn Songs als Gesamtheit, die durchaus als Suite ihre Berechtigung hätte finden können. Doch Vorsicht in melancholischen Momenten des Lebens, denn eine solche Stimmung kann auch durch diese Musik verstärkt werden.


Line-up Andreas Vollenweider:

Andreas Vollenweider (harp, piano, vocals, wind instruments, keyboards, percussion)
Isabel Gehweiler (cello)
Walter Keiser (drums, percussion)

Tracklist "Quiet Places":

  1. Pygmalion (4:05)
  2. Polyhymnia (5:10)
  3. The Pyramidians (4:50)
  4. Entangled (4:08)
  5. Come To The Quiet Place (4:03)
  6. Venus In The Mirror (3:17)
  7. Bella Smiling (4:00)
  8. Wanderungen (4:21)
  9. Sculpture (3:38)
  10. Fields Of Blue (4:11)

Gesamtspielzeit: 41:47, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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