Seit seinen, in den Jahren 2008/2009 produzierten und veröffentlichten Solo-Alben, der gitarrenlastigen Instrumentalscheibe Supermihl & Superfriends (u.a. auch mit Richie Kotzen), sowie dem eher poppig-rockigen King & The Giant ist Andy Susemihl Dauergast in unserem Magazin. Eine gute Möglichkeit für uns, seine kreativen Facetten stets aufs Neue beleuchten zu können.
Wurde er bei seinen früheren Scheiben noch von Gastmusikern wie zum Beispiel Peter Baltes (Accept), Dennis Ward (Magnum) oder Francesco Jovino (U.D.O., Jorn) unterstützt, setzte Susemihl dieses Mal ganz auf Eigenregie. Das Album wurde von ihm komplett selbst eingespielt, programmiert, produziert und gemixt.
In eine musikalische Schublade kann man ihn mit "Mihlstones" kaum stecken und ich denke, er hat auch nicht vor, sich auf ein bestimmtes Genre festzulegen.
Im Pressetext schreibt man von »Sophisticated Global Rock«.
Susemihl weiß den Fan handgemachter Klänge sowohl handwerklich als auch musikalisch auf der ganzen Linie zu begeistern. Ich gestehe dennoch, dass mich die Scheibe nach dem ersten Hördurchgang nicht sofort gepackt hat, wuchs dann aber mit jedem neuen Hördurchgang und hat sich jetzt in meinem Player ganz schön 'breit' gemacht.
Auf Grund seiner Vita geht man natürlich davon aus, dass sich auf dem Album überwiegend fett rockende Songs tummeln werden. Die sind natürlich vorhanden. Als Beispiel nenne ich hier mal den Opener "The Freakshow", der mächtig heftig aus den Boxen knallt, sowie "Breaking The Silence" oder auch "No Disguise", die ebenfalls gute Laune verbreiten und die Fußwippe animieren.
Erstaunlich, dass mir Susemihl bei den moderat ruhigeren Stücken auf dieser Platte besonders gut gefällt. "King For A Day" oder "End Of The Road" überzeugen mit musikalischer Tiefe und seine exzellente Gitarrenarbeit kommt, gerade bei den gemäßigten Tracks auf der Scheibe ganz besonders zum Tragen. Um Emotionen zu erzeugen, sind dezent gesetzte Solo-Tupfer hervorragend dafür geeignet und am Ende das Sahnehäubchen auf der Song-Torte.
Andy Susemihl benötigt keine selbstverliebten Frickeleien, um von seinem Können zu überzeugen. Er setzt seine Klampfe stets pointiert und sehr songdienlich ein.
Der "Summertime Blues" verwöhnt mit eleganter Leichtigkeit und schmeichelt die Ohren der Rezensentin mit einem feinen Gespinst aus zarten Gitarren-Klängen, auch wenn die Lyrics wenig von einem Sommer haben und mich sehr nachdenklich stimmen.
Vor den ungeschminkten und eindringlichen Texten, die übrigens komplett aus Susemihls Feder stammen, ziehe ich übrigens gern den Hut. Darin werden nicht die üblichen Herz-Schmerz-Klischees bedient, im Gegenteil, der Protagonist beschönigt nichts und hält der Gesellschaft brutal den Spiegel vor das Gesicht, wie in "Television Lullaby":
»Change of scene to another time
Quiescence just a melody on my mind
If You ask how things got that wild
Listen close to the television lullaby«
Ein echtes Highlight ist "Of Fools & Liars" – das man sich richtig in den Ohren zergehen lassen kann, ein groovender Blues Rock à la Robert Cray.
Und auch das folgende "Wasteland" macht eine sehr gute Figur, indem noch einmal amtlich gerockt wird, bevor wir mit dem Abschluss-Song, einer instrumentalen, weniger rockende Version von "End Of The Road" verabschiedet werden. Diese gewinnt durch das hervorragende Saitenspiel dermaßen an atmosphärischer Dichte, dass man am Ende die Vocals überhaupt nicht vermisst. Ich bin begeistert!
Andy Susemihl schafft auf dieser Scheibe gekonnt den Spagat zwischen knackigen Hard Rockern, groovenden Blues Rockern und kernigen Pop-Songs, gewürzt mit Texten, die den Hörer zum Nachdenken anregen sollten.
Line-up Andy Susemihl:
Andy Susemihl (guitar, vocals and all Instruments)
Tracklist "Mihlstones":
- The Freakshow
- King For A Day
- End Of The Road
- Breaking The Silence
- Summertime Blues
- En Route To Babylon
- Television Lullaby
- No Disguise
- Going Home
- Higher
- Your Life
- Of Fools & Liars
- Wasteland
- End Of The Road Slight Return
Gesamtspielzeit: 52:44, Erscheinungsjahr: 2025
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