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Ann Wilson / Fierce Bliss – CD-Review

Ann Wilson / Fierce Bliss

Dass sie die Rockmusik im Blut hat, ist unbestritten. Doch erst ihre kraftvolle Stimme beweist, dass es für ihren Gesang gar keine andere Heimat geben kann.

Frühzeitig entwickelte die 1950 in San Diego geborene Ann Dustin Wilson ein breit gefächertes Musikinteresse. Zu Hause lief von Klassik über Rockmusik bis hin zu experimenteller und elektronischer Musik alles, was man sich denken kann. Als wichtige Vorbilder für die eigene Inspiration dienten später Rockbands wie Led Zeppelin und Folkmusiker wie Joni Mitchell. Oft an ihrer Seite aktiv war Schwester und Gitarristin Nancy. In verschiedenen Besetzungen feierten sie gemeinsam künstlerische Erfolge. Ann war zwölf Jahre alt, als sie und Nancy den Auftritt der Beatles in der Ed Sullivan-Show am TV-Bildschirm verfolgten.

»Wir wollten nicht die Freundinnen der Beatles sein, wir wollten die Beatles sein«, werden die selbstbewussten Frauen gern zitiert. Doch damit nicht genug. Nachdem Ann und Nancy Wilson mit anderen Musikerkollegen in den frühen 1970er Jahren die Band Heart gründeten, nahm die Erfolgsgeschichte zunächst ihren Lauf. Heart traten im Vorprogramm solcher Größen wie Queen und Nazareth auf. Zu dieser Zeit landeten sie 1977 mit "Barracuda" ihren größten Hit.

Ann Wilson hat über all die Jahre Höhen und Tiefen im Musikgeschäft erlebt und sie hat zusätzlich die Rolle der Mutter angenommen. Vor allem ist sie als Sängerin aktiv geblieben und will ihre Vielseitigkeit bald mit neuer Band zeigen. Insofern darf man ihr zweites Soloalbum mit dem Titel "Fierce Bliss" als Überleitung in ein neues Kapitel ihres Schaffens verstehen. Das Album ist erfrischend abwechslungsreich, so wie ihre Wandlungsfähigkeit als Rocksängerin sprichwörtlich ist. Vom Künstler-Anwalt Brian Rohan hatte Ann Wilson für ihr neues Projekt Musiker empfohlen bekommen, die sie selbst als »Katalysator für die Entstehung von "Fierce Bliss"« bezeichnet. In Nashville traf sie unter anderem auf Tom Bukovac und Tony Lucido. »Ich traf sie dort zum ersten Mal und sie haben mich sofort inspiriert. Es war, als ob ein großes Tor geöffnet wurde«, erinnert sich die Solistin.

"Fierce Bliss" ist im besten Sinne eine illustre Sammlung von Rocksongs mit feinen Zutaten – belebend und zeitlos schön. Es handelt sich um elf ausgewogene Lieder, bestehend aus Eigenkompositionen und Coversongs. Außerdem gibt es mit "Love Of My Life" ein Stück, bei dem der US-amerikanische Country-Sänger Vince Gill die Gastrolle übernimmt. "A Moment in Heaven" richtet sich an alle, die schon einmal im glänzenden Licht gestanden haben, bevor das Scheinwerferlicht anschließend abrupt auf jemanden anderen gerichtet wurde. Spiritualität kommt bei "Black Wing" und "Angel’s Blues" zum Tragen. Hier werden zugleich Seele und Ethos großgeschrieben. Wunderbar, wie bei dem energiegeladenen "Angel’s Blues" Elemente aus Soul und Blues einfließen und die Sängerin glänzt. Sie haucht Queens "Love Of My Life" und Robin Trowers "Bridge Of Sighs" neues Leben ein und beide Lieder können durchaus mit dem Original standhalten.

Eine originelle Art, Coversongs in ein Album einzubeziehen, ohne auf Eigenes zu verzichten. Die Interpretin erzeugt mit ihrem Gesang verschiedene Stimmungen, was in dieser Weise und mit einem solchen Können nicht alltäglich ist. Man hört ihr einfach gerne zu. Eine Frau, die nach vielen Jahrzehnten auf der Bühne scheinbar immer besser wird. Erhältlich ist "Fierce Bliss" als CD, auf Vinyl und als digitales Format.


Line-up Ann Wilson:

Ann Wilson (vocals)
Tom Bukovac (guitars)
Tony Lucido (bass)
Sean T Lane (drums, percussion)
Gordon Mote (keyboards)
Tim Lauer (keyboards)

Guests:
Vince Gill (vocals – #5)
Kenny Wayne Shepherd (lead guitar – #3,6)
Warren Haynes (guitar – #7,10)
Tyler Boley (guitar – #2)
Danny Louis (keyboards – #7,10)
Dan Walker (keyboards – #2)
Jorgen Carlsson (bass – #7,10)
Andy Stoller (bass – #2)
Matt Abts (drums – #7,10)
The Rev Nathan Young Singers (choir – #6)

Tracklist "Fierce Bliss":

  1. Greed
  2. Black Wing
  3. Bridge Of Sighs
  4. Fighten For Life
  5. Love Of My Life (feat. Vince Gill)
  6. Missionary Man
  7. Gladiator
  8. Forget Her
  9. A Moment In Heaven
  10. Angel’s Blues
  11. As The World Turns

Gesamtspielzeit: 49:30, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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