Am 08. Januar war es schon ein sehr spezieller Abend beim Blues Moose Café in der Café Bar De Comm. Archie Lee Hooker gastierte in der gemütlichen Gastwirtschaft. Bei dem Namen Hooker denkt natürlich jeder Blues-Fan direkt an die Legende John Lee Hooker und dabei fällt der Apfel nicht ganz so weit vom Stamm, denn Archie Lee Hooker ist der Neffe des Mitte 2001 verstorbenen Künstlers. Im August 2017 wäre er einhundert Jahre alt geworden.
In Mississippi geboren, zog es den Neffen in jungen Jahren nach Memphis. Er gründete die Gospel-Gruppe The Marvellous Five und trat unter anderem auch in New Orleans auf. Die nächste Station war Kalifornien, wo er mit seinem Onkel John Lee Hooker zusammen kam. Er unterstützte seinen Neffen, wurde so etwas wie sein Mentor in Sachen Blues und »[…] both could be seen performing together on stage and in the studio […]«
Mitte der Neunzigerjahre tourte Archie Lee Hooker gemeinsam mit Carl Wyatt And The Rhythm Kings. Aus dieser Zusammenarbeit resultierte das erste Album "Suicide Blues". Bei Carl Wyatt & The Delta Voodoo Kings' CD "Twisted Sister" war Archie Lee Hooker ebenfalls mit von der Partie.
Während des Konzerts wies der Frontmann mehrfach darauf hin, wie stolz er auf seine Begleitcombo The Coast To Coast Blues Band ist. Ja, darauf kann er auch stolz sein, denn der brasilianische Gitarrist Fred Barreto, der französische Bassist Nico Fageot sowie der aus Luxemburg stammende Schlagzeuger Yves Ditsch bildeten eine exzellente Gruppe von Musikern, die auch noch durch den Gast Matt Santos ergänzt wurde.
Wie es sich für einen Künstler von der Bekanntheit eines Hookers gehörte, wurde das Konzert mit einem schönen, instrumentalen Jam eröffnet und dann folgte die Ankündigung der Hauptperson durch den Gitarristen Fred Barreto. Vorher servierte Matt Santos als erste Standortbestimmung noch ein Keyboardsolo.
Bereits beim ersten gemeinsamen Song war bei vielen Zuschauern die Fußwippe gefordert, denn der Klassiker "Crawling King Snake" bahnte sich auf zunächst hart ausgelegte Blues Rock-Weise seinen Weg durch die Location. Es war schon eine spezielle Groove-Ausgabe, die in ihrer herrlichen Länge auch über eine wunderschöne Zone der Ruhe verfügte. Klasse!
Ohne Pause gab es dann das erste 12-Takter-Filetstück mit einer leichten Rock’n’Roll-Würzung. Danach machte Fred Barreto das Bottleneck scharf und scharf war auch die glühende Saitenfahrt mit dem Metallröhrchen. Super! Man konnte schon jetzt nachvollziehen, dass der Protagonist seine Band während des Gigs mehrfach erwähnte und lobte. Diese Combo hatte sehr wohl den Blues in sich.
So war die gesungene Biografie unter dem Titel "Lambert" der Slow Blues mit garantierter Gänsehaut und einem extrem guten Gitarrensolo von Fred Barreto. In einem relaxten Part wirkte die Gruppe fast schon hypnotisch. Der Mann an den schwarzen und weißen Tasten hatte alle Hände voll zu tun, denn zeitweise spielte er sein Keyboard mit Hammond-Sound und Leslie-Lautsprecher parallel zur Harp. Auf beiden Instrumenten war er ein echter Könner.
Zunächst noch einigermaßen gut verpackt entfaltete man den Funk mit einer super Bass-Einlage und dann wurde diese Spielart so richtig von der Leine gelassen. Fred Barreto machte dazu einen Ausflug in den Jazz und das Nico Fageot-Solo tauchte schließlich immer mehr in dieses Genre ein. Übergangslos wurde zum Abschluss des Alleingangs auch noch vorzüglich geslappt. Die Improvisation ging eine Allianz mit der Fusion ein. Toll!
Das Konzert war so etwas wie eine vertonte Lebensgeschichte, in der natürlich auch John Lee Hooker vorkam. "Boom Boom" war nur ein Abstecher in die Song-Kiste des Onkels. Zwei Barhocker wurden auf die Bühne gestellt. Fred Barreto, die Dobro geschultert, sowie Archie Lee Hooker nahmen Platz und ab ging es ins Baumwollfeld des Zwölftakters. Country Blues mit feiner Slide-Gitarre war angesagt. "Boogie Woman" trieb die Stimmung in noch höhere Region und so fand das Konzert ein verdammt temporeiches Ende. Die Zugabe wurde schließlich zu einer echten Groove-Party. Ganz zum Schluss gab es noch eine a cappella-Einlage und einigen spoken Words des Frontmannes.
Mit der Coast To Coast Blues Band hat Archie Lee Hooker eine ganz besondere Band zusammengestellt. Diese Combo stellt den Neffen von John Lee Hooker ins richtige Licht und wenn man den Sänger live sieht, dann weiß man, dass er den Blues nicht nur in vollen Zügen genießt, sondern ihn auch lebt.
Line-up Archie Lee Hooker & The Coast To Coast Blues Band:
Archie Lee Hooker (vocals)
Fred Barreto (guitars)
Matt Santos (keyboards, harmonica)
Nico Fageot (bass)
Yves Ditsch (drums)
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