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Ark Ascent / Downfall – CD-Review

Ark Ascent / Downfall

Zugegebenermaßen wäre ich an diesem Debüt von Ark Ascent vielleicht vorbeigegangen, bzw. hätte ihm nicht so viel Bedeutung beigemessen, wäre da nicht das Line-up, das durchaus einige Namen enthält, denen man schon über den Weg gelaufen ist. Bei Rogue Marechal fällt direkt die britische Combo ShadowKeep ein, die ja mittlerweile auch schon gut 20 Jahre auf dem Buckel hat. Und Bassmann Andrea Arcangeli ist eine treibende Kraft bei den Italo-Proggern DGM, wo er sich nicht mit halben Sachen abgibt. Gegründet aber wurde Ark Ascent von Marechal und und dem Briten Jack Kirby (anfangs noch als Prophecy) und man ließ sich den überschaubaren Zeitraum von acht Jahren nicht nehmen, bis das Erstwerk dann endlich fertig war – muss ja nicht negativ sein.

Fast fünfzig Minuten Prog Metal auf elf Songs verteilt haben die Herren mit Unterstützung der Pianistin Katia Filipovic zustande gebracht und schon der erste Durchlauf klingt mehr als überzeugend. Die lange Schaffensphase scheint sich gelohnt zu haben. Prog Metal, melodisch, mit Power Metal durchsetzt, gut gemacht. Die Produktion weiß ebenfalls zu gefallen, Sound und Power an der richtigen Stelle kommen sauber rüber. Die Instrumentierung klingt absolut gelungen, die Musiker wissen ihre Handwerkzeuge zu bedienen. Als Drummer wird in der Literatur Michael Brush gelistet, jedoch sollen die Tracks für "Downfall" von Kirby eingespielt worden sein.

Mit "Arrival" (was auch sonst) finden wir den ersten Einstieg in die Scheibe und schon an dieser frühen Stelle gelingt der Band der musikalische Haltegriff. Hauptaugenmerk liegt bei diesem instrumentalen Opener auf den Keyboards und Drums, hin und wieder von eindringlicher Gitarrenarbeit unterbrochen. Auch ohne die im weiteren Verlauf der Scheibe als überaus gekonnt anzusehenden Vocals kommt "Arrival" richtig gut rüber. Die Vocals setzen dann im unmittelbar folgenden "Point Of No Return" ein, ein Song, der sich durch clevere Tempiwechsel auszeichnet. Vom fast schon Power Metal-artigen Einstieg über eine stark zurückgenommene Passage und zurück zu höheren Geschwindigkeiten finden wir nahezu alles – ohne Überfrachtung.

"Sanctuary" war schon als ausgekoppelte Version vorab zu bekommen und es reiht sich nahtlos bei den anderen Tracks ein. Keys, Riffing und dezent treibende Rhythmusarbeit bilden den perfekten Teppich für Marechals Gesang, wechselnd zwischen höheren Lagen und rau-rockenden Tönen. Das folgende "Darkest Hour" kommt in der Tat mit einem eher düster anmutenden Riff daher. Die Rhythmusfraktion treibt Marechal nach vorne und helle Keyboardtöne bilden einen geschickten Gegensatz – der Song ist ein richtig guter Rocker, den man beim Anspielen unbedingt berücksichtigen sollte.

Als stark zurückgenommenen Gegenpol hat die Band danach mit "Farewell" ein kurzes stark melancholisches Stück gesetzt, das sich im Grunde nur aus softem Gesang und seichtem Piano zusammensetzt. Abgelöst wird dieses sanfte 'Interlude' vom wieder gut nach vorne gehenden "Downfall", das zwar keine Hochgeschwindigkeitsorgie ist, jedoch gut als Power-Ballade durchgehen könnte. Ließe man die Prog-typischen Keyboards weg, würde man problemlos in der Zeit der großen Rock-Balladen von vor 30 Jahren landen.

"Ascension" stellt erneut ein sanftes Zwischenspiel dar, kurz und instrumental und eine perfekte Vorbereitung für das nachfolgende "Innocence Lost", das sich geschwindigkeitsmäßig auch eher im balladesken Bereich abspielt. Ein eher zähes Riffing und der eindringliche Keyboard-Teppich bilden die Basis für die Gesangslinien, die Marechal einmal mehr zu eindringlichen Tönen auffordern.

"The Aftermath" ist ein Potpourri reinsten Prog Metals mit allem, was das Zeug hält. Jeder der Musiker darf sich hier ordentlich austoben, allen voran Gitarre und Keyboards. Aber auch die Bassläufe aus den Fingern Andrea Arcangelis lassen Freude aufkommen. Tempiwechsel, zwischendurch mal kleine Ausflüge in andere Genres, hier findet der geneigte Hörer genügend Anteile, um bei jedem Durchlauf Neues zu entdecken.

Bevor wir von "The End Of Time" aus "Downfall" entlassen werden, kommt mit "Closer To Heaven" ein letztes kurzes Stückchen daher, verhalten und ruhig. Ein weiterer Gegenpol zu den unmittelbar folgenden Tönen des Rausschmeißers, die im Intro richtig heavy gehalten sind. Seichtere Passagen mit akustischer Gitarre und sanftem Gesang wechseln mit zähem Riffing und eindringlicheren Gesangslinien. Mit seinen alternierenden Tempi und Rhythmen haben Ark Ascent hier schon eine recht cooles und langes Stück kreiert, das unbedingt als Anspieltipp gelten sollte.

Ob man unbedingt acht lange Jahre für ein Debütalbum brauchen muss, sei mal dahingestellt. Da alle Musiker auch sonst noch engagiert sind, darf man das allerdings auch nicht als Vollzeit-Produktion ansehen. Unbestritten ist jedoch, dass die Band sich viele Gedanken um die Arrangements gemacht hat und sicherlich viele Parts mehr als nur ein Mal umstricken musste, bis das Ergebnis zur vollsten Zufriedenheit vorlag. "Downfall" beinhaltet einige ganz starke Kompositionen, die handwerklich einwandfrei umgesetzt wurden. Bleibt zu hoffen, dass man sich für das Zweitwerk nicht noch einmal acht Jahre Zeit lässt. Well done!


Line-up Ark Ascent:

Rogue Marechal (vocals)
Jack Kirby (guitars, drums, keyboards)
Andrea Arcangeli (bass)
Katia Filipovic (piano)
Rich Hinks (guest bass – #11)
Tim Hall (key solo – #11)

Tracklist "Downfall":

  1. Arrival
  2. Point Of No Return
  3. Sanctuary
  4. Darkest Hour
  5. Farewell
  6. Downfall
  7. Ascension
  8. Innocence Lost
  9. The Aftermath
  10. Closer To Heaven
  11. The End Of Time

Gesamtspielzeit: 49:31, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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