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Asger Techau / Levels – CD-Review

Asger Tec / Levels – CD-Review

Welche Optionen hat ein innovativer Schlagzeuger einer dänischen Post Rock-Ikone, um sich alternativ seinen Soloprojekten zu widmen? Asger Techau trommelt gewöhnlich bei der Indie-Band Kashmir und präsentiert jetzt mit seiner dritten Solo-LP "Levels" ein »selten ausgereiftes Popalbum«, wie in der Presseinformation zum neuen Album nachzulesen ist. Dort heißt es weiter: »Mit seinem Solowerk beweist er nun ein Gespür für sensible Balladen wie auch für unnachahmliche Popsongs, bei denen er fesselnde Hooks mit einfallsreichen Drums kombiniert.« Man höre und staune und gehe zuerst einmal zum Praxistext über, ob beispielsweise "No Better Time" das »Offbeat-Feuerwerk aus Keyboards und Drums« ist, welches »garniert mit einem sahnigen Riff des Ausnahmengitarristen Steffen Nordenstam« serviert wird.

Zum Auftakt hören wir aber erst einmal eine Trauerballade mit Namen "7-20. "Hier erinnert der Musiker an eine früh verstorbene erste Liebe, der er den Opener widmet. In der Folge gibt es drei groovigere Stücke. Neben "No Better Time" und "Highkicks And Gunshots" folgt mit "Flawless" ein weiteres Liebeslied. Das erwähnte "No Better Time" wirkt nach dem ruhigen Beginn wie ein emotionaler Befreiungsschlag, bei dem Gitarre, Keyboard und Schlagzeug ein reifes Lied ergeben. Vom Popsong ein wenig befreien kann sich "Highkicks And Gunshots", das Elemente aus Funk und Soul enthält und einem Rückblick auf die 1990er Jahre gleicht.

"Flawless" legt in den ersten Takten los wie ein deutscher Schlager. Es ist aber das angekündigte Liebeslied mit Betonung auf dem Refrain und erneut fest im Pop verankert. Bei "Sweetest Chime" gefällt der Keyboard-Einsatz. Kombiniert mit seiner Stimme und dem Background-Gesang, entstand daraus eine intensive Ballade und ein weiteres Liebeslied. Dazu kommt die von Benedikte Pontoppidan Thyssen wunderbar gespielte Violine im zweiten Teil. Es braucht jedoch bis zu "Tears", dem sechsten Stück des vorliegenden Albums, dass wir deutlich ein Schlagwerk vernehmen, das auch seinen Namen verdient. Die flankierenden Instrumente und die Stimme des Songwriters, Sängers, Produzenten und Schlagzeugers basteln daraus eine Nummer, die mit der Nähe zu Alternative im Rockbereich angesiedelt sein könnte. Sehr gut sind auch hier die Klavierpassagen, die fast schon mystisch klingen. Den Refrain darf man bombastisch nennen.

"Shutter" hebt sich wohlwollend durch das markante Gitarrenspiel ab. Neben "Tears" erfüllt es alle Kriterien, die eine solche Komposition im Bereich der Rockmusik bestehen lassen. "What Do You Want" und "Reasons Never Change" sorgen für einen nachdenklichen, fast schon bedrohlichen Ausklang. Was bleibt also als Erkenntnis nach mehrmaligen Hören von "Levels"? Mehrere Durchläufe waren nötig, um sich dem Album überhaupt nähern zu können.

Asger Techau scheint so etwas wie ein Chamäleon der Rock- und Popmusik zu sein. Im Haupterwerb trommelt der Multiinstrumentalist für die dänische Indie-Band Kashmir, die er 1991 noch unter dem damaligen Namen Nirvana mit gegründet hat. Dieser Name musste jedoch aufgrund der weltweiten Popularität der gleichnamigen US-Band weichen. Kashmir, offiziell ein Trio, können auch ruhige Töne spielen. Im Kern jedoch ist die im Post Rock verankerte Formation, die folglich Ansätze eng am Punk pflegt, eine klassische Rockband.

Jetzt sollte man Bandaktivitäten und Soloprojekte nicht im gleichen Fahrwasser sehen, dennoch ist der künstlerische Ausflug von Asger Techau für an Rockmusik gewohnte Ohren schon eine größere Herausforderung. Wer einen umfassenden Einblick in das Schaffen von Kashmir erhalten möchte, kann sich bei youtube in das Konzert zum Northside Festival 2013 in Aarhus (Dänemark) einwählen. Die Produktion ist in Ton und Bild respektabel. Asger Techau verdient sich als Künstler dennoch Respekt, da er sich an neue Projekte wagt, die ihm einen Blick weit über den Tellerrand hinaus verschaffen. Der Hauptprotagonist des Albums hat sich nicht nur selbst dank vieler Instrumente wirkungsvoll in Szene gesetzt. Es ist ihm gelungen, eine Reihe ambitionierter dänischer Musiker in die Produktion zu integrieren. Während Texte und Kompositionen aus der Feder von Techau stammen, hat der Interpret gemeinsam mit Caspar Hesselager am Regiepult gearbeitet und für die Produktion gesorgt.

Erhältlich ist "Levels" als CD und LP. Nach seinem Gastspiel am 2.7.2022 auf dem Stuttgarter Marienplatzfest ist der Musiker bei Clubterminen am 24.8.2022 im Stuttgarter Café Galao, am 25.8.2022 im Frankfurter Ponyhof und am 26.8.2022 im MTC in Köln zu erleben.


Line-up Asger Techau:

Asger Techau (drums, guitars, piano, synths, percussion, lead vocals)
Caspar Hesselager (synths, piano)
Torben "Golden Vegas" Guldager (bass – #2,6,7)
Anders Stig Møller (bass – #4)
Nis Svoldgård (bass – #3)
Thommy Andersson (bass – #5)
Steffen Nordenstam (guitar – #2)
Benedikte Pontoppidan Thyssen (violin – #5))
Morten Hyldahl (drums – #4)
Frida Techau (backing vocals – #3)

Tracklist "Levels":

  1. 7-20
  2. No Better Time
  3. Highkicks And Gunshots
  4. Flawless
  5. Sweetest Chime
  6. Tears
  7. Shutter
  8. What Do You Want
  9. Reasons Never Change

Gesamtspielzeit: 39:48, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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