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Attick Demons / Daytime Stories … Nightmare Tales – CD-Review

Attick Demons / Daytime Stories … Nightmare Tales

Heute treiben mich diese Zeilen mal in die südwestliche Ecke Europas, nach Portugal. Kommt ja nicht so häufig vor, dass dieses kleine Land bei uns hier Erwähnung findet – wahrscheinlich sehr zu Unrecht.

Das Quintett Attick Demons ist laut Angaben der die CD begleitende Presseveröffentlichung bereits seit rund 25 Jahren aktiv und man hat sich in der Vergangenheit bei Releases auch schon international bekannter Metal-Größen als Gäste bedient. So liest man von Paul Di’Anno, Chris Caffery oder auch Ross The Boss. Getourt wurde natürlich auch und das u. a. mit Moonspell, W.A.S.P., Overkill, In Flames, Arch Enemy, Hammerfall, U.D.O. und diversen anderen Künstlern. Zu den Inspirationen der Jungs wird sich im PK tunlichst ausgeschwiegen, sie haben ihren Ruf, ehrfürchtige Jünger Iron Maidens zu sein. Und selbst, wenn man das nicht weiß oder liest, ein ganz kurzer Spin der CD reicht schon, die Referenz um die Ohren gehauen zu bekommen (und ich meine das jetzt mal ausnahmsweise nicht böse).

Man muss kein großer Kenner sein oder mit gespitzten Ohren auf subtile Querverweise achten, die Annäherung ist überdeutlich, aber sie gefällt. Nichts auf "Daytime Stories … Nightmare Tales" klingt nicht wie irgendwo schon mal unter Mr. Harris' Regentschaft veröffentlicht und auch der Schriftzug erinnert an die Götter aus England. Und trotzdem ist immer wieder doch irgendwie alles etwas anders. Man sagt den Portugiesen die zusätzliche Verwendung proggiger Stilelemente zu – nun ja, mag man zumindest in Teilen so sehen. Was aber so manch einem Frontmann, besonders auch dem alternden Bruce D., den blanken Neid ins Gesicht treiben wird, ist das stimmliche Vermögen Artur Almeidas, der genau so klingt wie Herr Dickinson vor schlappen 40 Jahren – sauber!

Es macht eigentlich keinen Sinn, hier Stück für Stück jeden einzelnen Titel auseinanderzupflücken. Die Gesamtheit der neun Tracks sollte den Liebhabern Maiden’scher Veröffentlichungen auf jeden Fall eine Menge Spaß bereiten. Wir werden mit knackigen Riffs aus der Feder von Nuno Martins und Dário Antunes sowie hämmernden Rhythmen von João Clemente (Bass) und Ricardo Oliveira (Schlagzeug) versorgt, die den Fronter in stimmliche Höhenflüge treiben, bildhaft und ernsthaft gemeint. Almeida ist mit dem Vermögen ausgestattet, auch in höheren Lagen überzeugend sicher zu liefern, ohne in hysterisches Kreischen abzudriften.

Die Songs leben von wechselnden Tempi, machen das Hören kurzweilig. Mal treibt die Band uns donnernd nach vorne ("Make A Choice"), mal verhält sie in fast zähflüssiger mittlerer Geschwindigkeit, eindrucksvoll bei "Renegade" zu erfahren (Anspieltipp). Kurz danach knallt es wieder straight, bei "The Revenge Of The Sailor King" beinahe episch, aus den Speakern. Neben all der Knüppelei können die fünf Portugiesen ihre Songs aber auch ganz ruhig beginnen. "Hills Of Sadness" ist dafür das beste Beispiel, das sich uns mit ein wenig Gitarrenklimperei und verhaltenem Gesang offeriert. Zwischendurch geht dann das Gas zwar mal ein wenig nach oben, aber gerade mal genug, um eine gewisse Kurzweiligkeit zu kreieren.

Als kleine, und sehr feine, Verneigung vor ihrer Heimat hauen die Jungs mit "O Condestável" gegen Ende der Scheibe einen portugiesischen Hammer raus. Auf knapp sieben Minuten fährt die Band mit allen Registern zur See: traditionelle Klänge, klassischer Heavy Metal, feinster Gesang, Tempowechsel, alles an Bord.

Tja, was bleibt am Ende? Marcel Reich Ranicki hätte wahrscheinlich irgendwas in Richtung von keine Weltliteratur, aber kurzweiligem Lesevergnügen gefaselt. Mir macht die Scheibe Spaß, ich mag Maiden, ich mag klassischen Metal, ich mag viele Sachen, die im Zuge der NWoBHM veröffentlicht wurden und so manches Element findet man bei Attick Demons – ein Reinhören lohnt sich allemal, da gibt es viel zu entdecken!


Line-up Attick Demons :

Artur Almeida (vocals)
Nuno Martins (guitars)
Dário Antunes (guitars)
João Clemente (bass)
Ricardo Oliveira (drums)
Nelson Lod Raposo (guest keyboards)
Pedro Sarmento (guest traditional instruments)

Tracklist "Daytime Stories … Nightmare Tales":

  1. Contract
  2. Make Your Choice
  3. Renegade
  4. The Revenge Of The Sailor King
  5. Hills Of Sadness
  6. Headbanger
  7. Devil’s Crossroad
  8. O Condestável (Ode a D. Nuno Alváres Pereira)
  9. Running

Gesamtspielzeit: 49:52, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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