«

»

Aus einer deftigen Panne wurde fast schon ein Glücksfall für den Fotografen

Tarja, 08.03.2023, Hellraiser Leipzig

Es ist eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch mit einer nicht alltäglichen Vorgeschichte, einer deftigen Panne und einem Happy End für den Fotografen. 2020 sollte die finnische Sängerin Tarja im Hellraiser in Leipzig auftreten. Vier Mal wurde das Konzert aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Für mich als Berichterstatter stand nach der Akkreditierung fürs erste Konzert die Frage im Raum: Was passiert bei Verschiebung mit der zugesagten Akkreditierung? Klare Ansage der Promoters: Wenn die Eintrittskarten ihre Gültigkeit behalten, dann gilt das gleichzeitig für die Akkreditierung. Gesagt, getan. Folglich steuerte ich am 8. März 2023 in einer Urlaubswoche den Hellraiser an, dort, wo der Name aufgrund der Veranstaltungen Programm ist. Ich hatte diese Location zuvor noch nie betreten. Ich werde sie definitiv nie wieder betreten (dazu später mehr).

Meine Nachfrage an der Abendkasse ergab, dass kein Fotopass und keine Gästekarte auf meinen Namen hinterlegt waren. Es war anno 2023 nicht die einzige Erfahrung dieser Art für mich. Es gesellten sich zwei Security-Mitarbeiter zu mir, wobei einer sofort meine Situation nachvollziehen konnte und mir nach kurzer Zeit sogar eine Telefonnummer der Betreiberin übergab. Der zweite Mann am Einlass hätte mich am liebsten sofort nach draußen geleitet. Als ich ihm freundlich erklären wollte, dass wir doch im gleichen Boot sitzen, war ihm das zu viel. Das unausweichliche, von meiner Seite aus friedlich geführte Gespräch mit der Chefin des Hauses folgte. Nach ein paar Worten vernahm ich ihre Frage: »Willst Du meine Security beleidigen?« Ich hatte ihr lediglich die hoffnungslose Situation schildern wollen. Mehr nicht. Schließlich lenkte sie ein und nach zwei Vorbands stand ich irgendwo im überfüllten Besucherraum. Ein Platz unmittelbar in Nähe der Bühne war nicht drin. Von einem sonst üblichen Fotograben ganz zu schweigen. Der war entweder für mich tabu oder gar nicht vorhanden. Ich machte keinen weiteren Fotografen aus. Dafür durften ausnahmslos alle Besucher während des Konzertes fotografieren. Für mich ein Novum. Einzige Bedingung: Ohne Einsatz eines Blitzes. Für mich bedeutete das, dass ich objektiv nicht weiter nach vorn kam, da kein Besucher freiwillig nachgeben wollte. Vor mir standen – gefühlt – mehrere 2,20 Meter-Hünen.

So kämpfte ich gegen die Menschenmassen an, um wenigstens zu einer halbwegs vernünftigen Aufnahme zu kommen. Reichlich eineinhalb Monate später war eines dieser verunglückten Fotos in einer Personalausstellung im Pößnecker Rathaus zu sehen. Dort stellte ich von April bis August 2023 zum zweiten Mal nach 2017 Konzertfotos aus. Einige Male stand ich den Besuchern als Gesprächspartner zur Seite. Immer wieder kam die Sprache auf dieses bewusste Bild. Aktuell interessieren sich Besucher während der 6. Krölpaer Kunstausstellung abermals für dieses Bild. Es handelt sich bei dieser Veranstaltung um eine Gruppenausstellung mit 25 regionalen Künstlern aus den Bereichen Malerei und Fotografie. Ausrichter ist die Gemeinde Krölpa im Saale-Orla-Kreis. Hervorgehoben werden durch die Betrachter immer wieder die Ausstrahlung der Künstlerin und die Beleuchtungsverhältnisse. Scheinbar fällt niemandem auf, dass das pannenreiche Foto im Besucherraum entstanden ist. Als müsste alles so sein.

Es ist kaum zu glauben, im Nachhinein kann ich mir den Zuspruch jedoch erklären. Happy End für mich als Fotografen. Nichtsdestotrotz sieht mich der Hellraiser in Leipzig nach diesem Spektakel kein zweites Mal. Metal-Fan hin, Metal-Fan her. Ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

3 Kommentare

  1. PS

    Oh. Buhuu. Man rollt dem Fotografen nicht den roten Teppich aus. Tja, dumm gelaufen, trotz Zusage (und dem, zugegeben, dummen Kommtar der Betreiberin… wie genau beleidigt Eure Unterhaltung ihre Security?). Immerhin das Konzert gratis gesehen und das Bild ist toll geworden, also passt ja doch alles. Seit wann ist es ein Novum, dass jeder fotografieren darf?? Mittlerweile stellen die sich alle nicht mehr so an als hätten sie einen Stock im Arsch. Gibt nur noch wenige, die im Quadrat springen, wenn wer ein Foto machen will.

  2. Steffen Nitzsche

    Eine schöne Geschichte…hm, ich könnte da einiges hinzufügen aus vergangenen Zeiten in manchen Locations. Mittlerweile lache ich drüber und meide solche Orte. Man kennt sie und man weiß was einen erwartet. Das ist Kultur die kein echter Fan braucht. Die Musik spielt woanders, nicht an den Orten wo man von Security und Veranstaltern gegängelt wird oder 2 Minuten nach Konzertende rausgeschmissen wird.

  3. Achim

    Das sind Geschichten aus dem Leben und es sich wieder und wieder befürwortet.
    Es kommt wie es kommt und meistens dann doch ins positive.
    Tolle Geschichte Kollege und glückwunsch zu diesem Foto

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>